Die Beschwerden in den Rems-Murr-Kliniken – etwa über die Notaufnahme in Winnenden – werden weniger. Foto: Gottfried Stoppel

Die Patientenfürsprecher attestieren den Rems-Murr-Kliniken eine gute Entwicklung, monieren aber auch allgemein schlechte Rahmenbedingungen.

Winnenden/Schorndorf - Wer eine unzureichende medizinische Behandlung, schlechte Pflege oder ungenießbares Essen beanstanden will, hat in den Rems-Murr-Kliniken gleich mehrere Möglichkeiten, seinem Unmut Luft zu verschaffen. Neben dem offiziellen internen Beschwerdemanagement gibt es vier sogenannte Patientenfürsprecher, die sich als Anwälte der in Winnenden oder Schorndorf Behandelten verstehen. Diese niederschwellige, neutrale Anlaufstelle ist nach der Fertigstellung des neuen Winnender Klinikums auf mehrheitlichen Wunsch des Kreistags zusätzlich eingerichtet worden, um die Zufriedenheit der Kunden zu steigern und aus den Hinweisen Verbesserungs- oder Vermeidungsmaßnahmen abzuleiten.

Essen und Notversorgung verbessert

Im zweiten Jahr ihrer Tätigkeit hat der frühere Kreisrat und Winnender Bürgermeister Paul Hug auch stellvertretend für seine ehrenamtlichen Kollegen eine positive Bilanz gezogen. So sei nicht nur die Zahl der Beschwerden insgesamt zurückgegangen – in Winnenden von 94 auf 59, in Schorndorf von 67 auf 43 –, man habe auch das Gefühl, dass frühere Problemschwerpunkte mittlerweile zufriedenstellen ausgeräumt worden seien. So stehe etwa die Essensversorgung nicht mehr im Zentrum der Kritik und auch die räumlichen und strukturellen Nachbesserungen in der Notaufnahme zeigten in der Praxis Wirkung, so Hugs Eindruck.

Viele Beschwerdefälle betreffen indes nach wie vor die Pflege. Mängel, Unfreundlichkeit und Überlastung in diesem Bereich gehörten zu den häufigsten Gründen, warum Patientenfürsprecher in Anspruch genommen wurden. Hug betonte allerdings, dass man hier nicht von einem generellen Problem sprechen könne, die Arbeit der Pflegekräfte verdiene „große Hochachtung und außerordentlichen Respekt“. Zu bemängeln seien aber die unzureichenden Rahmenbedingungen, die das Gesundheitssystem den Kliniken einräume.

Dennoch dürfe gerade in einem in öffentlicher Hand geführten Krankenhaus die Wirtschaftlichkeit nicht der allein bestimmende Faktor sein. Der Landrat Richard Sigel erwiderte, dass der Kreis nach wie vor in beträchtlichem Maß für einen finanziellen Ausgleich sorgen müsse, in diesem Jahr in Höhe von 23 Millionen Euro, die Sparbemühungen aber keineswegs auf Kosten des Personals ausgetragen würden.

Elf Lobesschreiben pro Woche

Den allgemein positiven Eindruck der Patientenfürsprecher scheint aber auch die Auswertung des klinikeigenen Beschwerdemanagements zu bestätigen. Deren Leiterin, Gabriele Keller, berichtete ebenfalls von rückläufigen Klagen. Bei rund 50 000 Patienten lag die Beschwerdequote im vergangenen Jahr mit 844 Fällen bei 1,6 Prozent. Ein Jahr zuvor waren es noch 924 Beschwerden gewesen. Zugenommen haben hingegen die positiven Rückmeldungen. Gut elf Lobesschreiben pro Woche (insgesamt 613) sind im vergangenen Jahr in den Kliniken eingegangen.

Egal ob positiv oder negativ – Beschwerdemanagement wie Patientenfürsprecher ermuntern in jedem Fall von der Möglichkeit der Rückmeldung Gebrauch zu machen. Eines sei dabei ganz wichtig, sagt Paul Hug, nämlich, dass Klagen nicht erst nach Behandlungsende laut werden. „Wichtig ist, dass sich die Patienten gleich melden, noch wenn sie in der Klinik sind, denn dann kann eine Verbesserung der Situation aktuell geleistet werden.“