Das Turnier in Stuttgart wird von einigen Reitern auch kritisiert. Foto: Pressefoto Baumann

Das Stuttgarter Turnier muss sich gegen Global Champions Tour behaupten, was zunehmend schwer fällt – aber die Sponsoren halten die Treue.

Stuttgart - Marcus Ehning ist geradeheraus. „Ja“, sagte der Springreiter aus Borken unumwunden auf die Frage, ob das Ausland bessere Turniere ausrichte als Deutschland. Der 45-Jährige ist ein scharfer Kritiker. Im Ausland habe es „viele Turniere, wo das Angebot besser ist, so dass man mehr Pferde an den Start bringen kann“. Bei den Preisgeldern sei Deutschland hinterher. Reich werden Reiter über Prämien nicht. Beim Finale der Global Champions Tour nächstes Wochenende in Prag werden an Springreiter zwölf Millionen Euro ausgeschüttet, beim Stuttgart German Masters sind es 680 000 Euro, darin enthalten ist der Wert von zwei Autos mit 147 000 Euro.

Ex-Europameister Christian Ahlmann monierte den „veralteten Modus“ des German Master, für den sich am Freitag nur die besten zwölf qualifizieren, sowie die Tatsache, dass der Fünftplatzierte im zweitwichtigsten Wettbewerb des Turniers mit lediglich 4500 Euro belohnt wird. Ein Nasenwasser für eine Spitzenleistung.

Den Status verloren

Stuttgart, einst als weltbestes Hallenturnier gerühmt, scheint den Status verloren zu haben und droht abzurutschen. Andreas Kroll will die Entwicklung nicht schönreden. „Wenn es nur ums Geld ginge“, sagte der Geschäftsführer von Veranstalter in.Stuttgart, „müssten wir kleinere Brötchen backen, aber die Weltelite ist anwesend.“ Seine Überzeugung: Nicht Geld allein regiert die Reitsportwelt, für Stuttgart sprechen weiche Faktoren – etwa die große Schleyerhalle, der Abreiteplatz Porsche-Arena, die nahen Stallungen, das begeisterungsfähige Publikum, der exzellente Boden. „Wir sind sehr stolz, dass Steve Guerdat und Martin Fuchs, die Nummer eins und zwei der Springreit-Welt, mit Toppferden gestartet sind“, betonte Kai Huttrop-Hage vom Turnierchef-Triumvirat, „das belegt die Wertigkeit von Stuttgart.“

Jedoch chauffierten nicht alle Stars ihre besten Pferde an den Neckar, selbst Dressur-Ikone Isabell Werth gönnte ihrer Stute Bella Rose eine Pause. Auch Ahlmann, Ehning und Daniel Deußer schonen ihre besten Vierbeiner für Prag. „Natürlich“, sagte Kroll, „ist es das Schönste, wenn alle ihre Spitzenpferde mitbringen, aber wir sind nicht in der Lage, uns ein Wunschkonzert leisten zu können.“ Mit 2,5 Millionen Euro im Etat ist es nicht möglich, besondere Leckerli zu verteilen.

Aus dem Lager der Sportler ist aber auch Lob zu hören. Altmeister Ludger Beerbaum schätzt „Infrastruktur, Kontinuität und Atmosphäre“ wie auch der Schweizer Pius Schwizer, der zudem den Zeitplan lobt, der den Pferden Zeit gönnt, sich in der Halle zu akklimatisieren.

Kampf um die Aktiven

Otto Becker kennt den Kampf der Weltcup-Turniere und der Global Champions Tour um die Gunst der Aktiven, der Springreit-Bundestrainer sieht die Weltcup-Standorte nicht gefährdet. „Der Weltcup lebt“, betonte er, „Stuttgart sehe ich wirklich gut aufgestellt.“ Ein Indikator, dass die Stuttgarter nicht in eine Sackgasse steuern, ist die Zufriedenheit der wichtigsten Sponsoren. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ist Hauptsponsor seit dem Beginn vor 35 Jahren, Mercedes sitzt seit 34 Jahren im Sattel.

Vertreter beider Unternehmen sehen keinen Anlass für ein Ende. „Wir nutzen das Turnier zu Imagepflege und Kundenbindung“, sagte Angela Hampe von der Mercedes-Niederlassung Stuttgart, die 700 Topkunden in die Schleyerhalle lädt. Johannes Marten, Leiter Kommunikation/Marketing bei der LBBW, ist ebenfalls voll des Lobes. „Die Kunden sind begeistert“, sagte er, „und das Image des Turniers ist ausgezeichnet.“ Die Bank lädt einige 100 Großkunden in den VIP-Bereich, Privatkunden können sich Vorzugstickets sichern. Die LBBW schließt stets Jahresverträge ab, Mercedes ist bis 2021 gebunden. Laut Kroll sind alle Partner sehr treu, es kämen sogar neue hinzu.

Für alle Sponsoren spielt zudem die Zuschauerzahl eine bedeutende Rolle, die liegt seit Jahren stabil bei rund 55 000, was auch für in.Stuttgart erfreulich ist, weil der Veranstalter keine roten Zahlen schreibt. Für die Reitausstatter, die ihre Produkte an einem Stand in der Halle anbieten, existiert eine Warteliste; Wartezeit für die Zusage: bis zu drei Jahre. Das Interesse am Turnier bei Sponsoren, Ausstellern und Fans scheint ungebrochen. „Wir sind auch in diesem Jahr sehr zufrieden“, betonte Kroll am Sonntag, „die Mischung zwischen Unterhaltung und Spitzensport kommt an.“ Die Gewissheit, dass dies so bleiben wird, hat er jedoch nicht.