Reisen ist wegen der Corona-Krise untersagt - das bekommen die Reisebüros jetzt zu spüren. Foto: dpa

Die Reisebüros haben aufgrund der Corona-Krise derzeit extrem viel Arbeit und viel Verlust.

Marbach-Bottwartal - Auch wenn die Grenzen dicht sind und derzeit wohl kaum jemand an Urlaub denkt, haben die Mitarbeiter in Reisebüros derzeit alle Hände voll zu tun. Dabei sind die Türen mittlerweile geschlossen. „Aber das Telefon steht nicht still“, sagt Sandra Winarek vom Marbacher Reisebüro Feyhl am Mittwochvormittag. „Ich habe noch nicht einmal die Mails von heute Morgen abgearbeitet.“

Dabei geht es natürlich nicht um Buchungen, sondern um Stornierungen. „Seit zwei Wochen bearbeiten wir nur noch Rücktritte“, sagt auch Peter Rode, Inhaber der gleichnamigen Reisebüros in Beilstein und Steinheim. Auch hier gibt es Kundenkontakt nur noch telefonisch oder per E-Mail. „Das Ladenlokal in Steinheim haben wir als erstes zugemacht und alle Anrufe nach Beilstein umgeleitet. Am Dienstag haben wir auch dort geschlossen und alle Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Zum Glück sind wir dazu technisch in der Lage“, erklärt Rode. Denn schließlich habe er unter seinen Mitarbeitern auch einige Mütter, deren Kinder nun zu Hause sind.

Sein Team sei voll im Einsatz – ohne dabei allerdings irgendeinen Ertrag zu erwirtschaften. Das könne noch problematisch werden. Das dieser Tage oft ins Gespräch gebrachte Kurzarbeitergeld sei in seiner Branche ein untaugliches Instrument: „Wir brauchen kein Kurzarbeitergeld, wir haben Ernteausfall. Bei uns ist es gerade wie bei einem Bauern, der sein Feld bestellt hat, und jetzt brennt alles ab.“ Etwa zehn Prozent des Jahresumsatzes seien jetzt schon verloren. „Was jetzt noch an weiteren Ausfallzeiten kommt, geht oben drauf.“ Das Problem, dass derzeit viele deutsche Urlauber im Ausland festsitzen, betrifft in der Regel nicht die Reisebüros selbst. „Das ist vorrangig Sache der Veranstalter. Ich habe daher auch keinen genauen Überblick, ob und wie viele unserer Kunden betroffen sind“, erklärt Sandra Winarek. Rode weiß zumindest von einem Fall. „Die Kunden sind vergangene Woche zum Golfen nach Ägypten geflogen und riefen mich am Sonntag an, dass sie jetzt schauen müssen, ob sie regulär zurückkommen oder schon früher fliegen können.“ Wer Pauschalreisen gebucht habe, sei hier seiner Ansicht nach im Vorteil. „Da klappt das mit der Rückholung meist sehr gut.“ Derzeit sei alles bis zum 27. März abgesagt, „Griechenland und Spanien bis Ende April. Aber das ändert sich ja alle zehn Minuten“, sagt Rode am Dienstagabend. Er bekommt aber auch viele Anrufe von Kunden, die erst für einen späteren Zeitpunkt ihre Reisen gebucht haben. Denen rät er abzuwarten. „Wir können nur nach aktueller Lage entscheiden.“ Das bedeutet: Für alle Reisen, die nicht vom Veranstalter abgesagt wurden beziehungsweise aufgrund von behördlichen Beschränkungen undurchführbar sind, gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen. „Das wäre dann mit Stornokosten verbunden, wenn man die absagt.“ Wer hingegen wartet, bis die Absage von anderer Seite kommt, der könne teilweise sogar noch sparen. „Wir haben Kunden, deren Kreuzfahrt ausgefallen ist und die für ihre nächste jetzt 30 Prozent Rabatt bekommen haben“, erklärt Rode. Jetzt dagegen in der Hoffnung auf gute Preise eine Reise für zum Beispiel Dezember zu buchen, davon rät er ab: „Die Preise werden ja zum Großteil von Computern berechnet. Doch in der aktuellen Situation funktionieren die Algorithmen nicht, daher sind diese wohl abgeschaltet.“

Der 66-Jährige hofft, „dass wir möglichst bald aus dieser Situation rauskommen“. Wenn die Krise mal überstanden sei, „dann wird der Markt anspringen. Denn dann wollen alle erst einmal in Urlaub“, glaubt Peter Rode.

Eine Steinheimerin befindet sich derzeit noch im Urlaub. Wir haben nachgefragt, wie die Situation bei ihr ist: https://www.marbacher-zeitung.de/inhalt.steinheimerin-waehrend-der-corona-krise-im-urlaub-das-ganze-ist-fuer-mich-surreal.025178aa-f22d-4db8-b137-1acc5474130b.html