Immer mehr Städte errichten Stationen für das Regiorad, hier in Kornwestheim. Foto: Horst Dömötör

Bislang gab es nur in Stuttgart ein flächendeckendes System von Leihfahrrädern der Bahn. Doch immer mehr Städte in der Region machen mit. Was ist zu beachten, wenn man sich eines der Regioräder ausleihen will?

Kornwestheim - Christine Hartkorn von der Stabsstelle Umwelt- und Klimaschutz der Stadtverwaltung ist optimistisch. Als sie in der vergangenen Woche auf dem Weg zum Rathaus morgens an den Regiorädern am Bahnhof vorbeikam, da waren stets zwei, drei Pedelecs unterwegs, obgleich die Station noch gar nicht offiziell in Betrieb genommen worden war. Ein gutes Zeichen für Hartkorn, dass das neue Angebot von den Menschen auch angenommen wird. Die offizielle Einweihung fand am Donnerstagnachmittag statt – nicht nur in Kornwestheim am Bahnhof, sondern auch an der John-F.-KennedyAllee in Pattonville. Antworten zu den wichtigsten Fragen rund um das Verleihsystem Regiorad.

Welche Kommunen machen mit?

40 Städte und Gemeinden in der Region machen mittlerweile mit, von Mühlacker bis Aalen, von Kirchheim/Teck bis Kirchheim am Neckar. 150 Verleihstationen gibt’s, davon allein 75 in Stuttgart. Die Zahl soll bis zum Frühjahr des kommenden Jahres sogar auf 100 anwachsen. 1400 Fahrräder stehen zur Verfügung, 450 davon sind mit E-Motor ausgestattet. Der Stadt Kornwestheim sei es wichtig gewesen, sich dem System anzuschließen, das in der Region am weitesten verbreitet sei, sagte Oberbürgermeisterin Ursula Keck bei der Inbetriebnahme der neuen Stationen am Bahnhof und später in Pattonville.

Das war auch für Remseck der Grund, den Anbieter zu wechseln. Seit 2016 arbeitete die Neckarstadt mit Nextbike zusammen, nunmehr gibt’s an der U-12-Station in Neckargröningen Regioräder. Mit den beiden neuen Regiorad-Kommunen Remseck und Kornwestheim schließt sich die Lücke zwischen Stuttgart und Ludwigsburg, Ralf Maier-Geißer, bei der Stadt Stuttgart Leiter des Referats Nachhaltige Mobilität, hofft, dass sich auch Tamm und Asperg anschließen, um bis Bietigheim-Bissingen ein durchgehendes Angebot zu haben. Knapp 25 000 Nutzer sind derzeit bei Regiorad Stuttgart registriert.

Wie funktioniert die Ausleihe?

Denkbar einfach. Ralf Maier-Geißer demonstrierte zur Einweihung der neuen Stationen das System. Grundvoraussetzung ist eine Registrierung bei Regiorad Stuttgart. Das Verleihen ist dann per Telefon, App, Polygo-Card und direkt am blauen Terminal der Station möglich. Hat man sich – über welchen Weg auch immer – angemeldet, müssen die Radler nur noch die Schlosstaste lösen, den Sattel einstellen, und die Fahrt mit dem Regiorad kann beginnen.

Was passiert, wenn die Station voll ist?

Zum ewigen Radeln ist niemand verdammt. Alle Stationen haben eine sogenannte „Überlauffunktion“. Ist keine Stelle zum Andocken des geliehenen Fahrrads frei, kann es einfach neben der Station abgestellt, muss aber natürlich abgeschlossen werden.

Wer kümmert sich um die Räder?

Zehn Mitarbeiter zählt das Unternehmen Regiorad, sie kümmern sich von Stuttgart aus um die Drahtesel. Die würden im Durchschnitt acht Jahre halten und seien sehr robust, berichtet Maier-Geißer. Die Räder haben „unplattbare Reifen“ und stabile Schläuche, sodass nur selten Platte vorkommen. Es reiche, wenn die Räder zweimal im Jahr aufgepumpt werden, so Maier-Geißer. Wo, wann, welche Räder ausgeliehen werden, das wird sehr genau beobachtet. Mit den Erfahrungswerten will Regiorad die Stationen so mit Rädern versorgen, dass möglichst wenige Drahtesel von einem Standort zum nächsten transportiert werden müssen. „Eigentlich sollte sich das System selbst nivellieren“, sagt Maier-Geißer.

E-Bike oder doch lieber Körperkraft?

In Kornwestheim am Bahnhof und an der John-F.-Kennedy-Allee in Pattonville gibt’s nur Verleihstationen für Pedelecs. Gleichwohl können hier auch normale Räder wieder abgegeben werden und – sofern das geschieht – dann auch wieder ausgeliehen werden. Während in Stuttgart das Verhältnis von normalen Rädern zu E-Bikes bei 4:1 liege, sei es in der Region genau umgekehrt, berichtet Ralf Maier-Geißer.

Was kostet die Ausleihe?

Die jährliche Grundgebühr beträgt drei Euro. Das normale Rad kostet beim Leihen einen Euro je 30 Minuten, die Tagesgebühr liegt bei 15 Euro. Für ein Pedelec zahlen die Kunden zwölf Cent pro Minute Entleihzeit, maximal pro Stunde vier Euro. Die Tagesgebühr für ein Pedelec liegt bei 22,50 Euro. Inhaber von Polygo-Cards fahren günstiger. In Überlegung sei derzeit ein Übernacht-Tarif für die Kunden, die beispielsweise abends vom Bahnhof nach Hause fahren und das Rad am nächsten Morgen wieder abgeben wollen, berichtet Maier-Geißer. Wo wir gerade bei den Kosten sind: Die Stadt Kornwestheim lässt sich die Verleihstation am Bahnhof mit sechs Andockstellen und fünf Pedelecs jährlich rund 8000 Euro kosten.