OB Fritz Kuhn (Grüne) und der amtierende Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU). Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Grünen haben nach ihrem Wahlerfolg das Vorschlagsrecht für das Amt des Regionalpräsidenten. Wer bietet sich sonst an? Fragen, die zügig geklärt werden müssen, meint Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Der Ministerpräsident – seit 2011 ein Grüner; der Stuttgarter Oberbürgermeister – seit 2013 ein Grüner; der Regierungspräsident in Stuttgart und Nordwürttemberg – seit 2016 ein Grüner. Da streichelte es die verwundete Seele der erfolgsgewohnten Christdemokraten, dass sie zumindest in der Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart die mit Abstand größte Fraktion stellten und einer der Ihren seit 25 Jahren das Amt des ehrenamtlichen Regionalpräsidenten ausübte. Doch seit diesem Montag, 0.58 Uhr, ist auch dieser letzte Hort der CDU-Dominanz geschleift.

Dann stand nach dem spannendsten Abend in der Regionalwahlgeschichte und einem stundenlangen Kopf-an-Kopf-Rennen fest: Die Grünen haben sich sensationell mit 24,28 Prozent vor der CDU (24,15) platziert. 292 741 zu 291 248 Stimmen heißt das nackte Ergebnis, das auch deshalb eine Zeitenwende markiert, weil die CDU nicht nur Stuttgart, sondern fast alle größeren Städte von Kornwestheim bis Göppingen in der Region an die Grünen verlor. Und: In nur noch einem halbem Dutzend Städten rund um Stuttgart stellt die CDU den OB. Der Niedergang hat zweifelsfrei historische Ausmaße.

Bitter für Regionalpräsident Thomas Bopp

Ursächlich für den regionalen Machtwechsel war der große Vorsprung der Grünen vor der CDU in der Landeshauptstadt. Die rund 22 000 Stimmen Unterschied aus Stuttgart schmolzen zwar, aber die CDU verlor in ihren Stimmenhochburgen in den Kreisen zu viel, als dass dies zu kompensieren gewesen wäre. Das ist besonders bitter für Regionalpräsident Thomas Bopp, der seit 2007 dieses Ehrenamt mit großem Geschick und noch mehr Einsatz ausübt, aber als Spitzenkandidat der Stuttgarter CDU („Unsere Nummer eins für die Region“) nun auch eine schwere politische Niederlage einstecken musste.

Die Grünen haben das Vorschlagsrecht für das Amt des Regionalpräsidenten, der in der konstituierenden Sitzung im September gewählt wird. Dass der Stuttgarter OB Fritz Kuhn, der regional besser verankert ist und erfolgreicher agiert als seine Vorgänger, sogleich abgesagt hat, zeugt von politischer Vernunft. Kuhn hat recht, dass ein Stuttgarter OB an der Spitze der Region zu leicht als Angriffspunkt dienen könnte und das mittlerweile gut austarierte Zusammenspiel von Region und Landeshauptstadt aus dem Gleichgewicht brächte. Zugleich aber würde das Amt Kuhn belasten – zeitlich und wenn er womöglich eine weitere Amtszeit im Stuttgarter Rathaus anstrebt. Doch wer wird’s dann? Mit geeigneten Persönlichkeiten ist die angewachsene Grünen-Fraktion nicht gesegnet. Aber auch die jubelnden Wahlsieger von heute müssen rasch wichtige Fragen fürs Morgen beantworten.