Wird der Nahverkehr in Stuttgart bald günstiger? Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Wohnen und Verkehr sind die Schwerpunktthemen im Regionalwahlkampf der SPD. Gefordert werden mehr Barrierefreiheit in der S-Bahn und ein 365-Euro-Ticket im VVS. Dabei hofft die SPD, den minimalen Rückstand zu den Grünen aufholen zu können.

Stuttgart - Knapper geht’s kaum: 86 Stimmen lag die SPD bei der Regionalwahl 2014 hinter den Grünen – und das bei mehr als 166 000 Stimmen. Fünf Jahre später hofft Harald Raß, SPD-Fraktionschef in der Regionalversammlung, auf eine Korrektur. „Ich halte es für ein realistisches Ziel, dass wir wieder auf Platz zwei kommen“, sagt der Fellbacher vor der Regionalwahl am Sonntag. Zwar haben sich in Angelika Matt-Heidecker, OB von Kirchheim/Teck, dem früheren Amtschef im Sozialministerium Jürgen Lämmle aus Göppingen und dem Ex-Baubürgermeister Matthias Hahn aus Stuttgart prominente Regionalräte nicht mehr aufstellen lassen. Doch Raß setzt darauf, dass die auch außerhalb der regionalen Szene bekannten Regionalräte wie Andrea Klöber, Bezirksvorsteherin in Stuttgart-Feuerbach und die OBs Jürgen Zieger (Esslingen), Jürgen Kessing (Bietigheim-Bissingen), Michael Makurath (Ditzingen) und neu Matthias Klopfer (Schorndorf) genügend Wähler anziehen. Auch die Böblinger Spitzenkandidatin Jasmina Hostert sei als Bundestagskandidatin kein unbeschriebenes Blatt mehr.

Motto: mehr möglich machen

Die SPD nimmt für sich in Anspruch, vor 25 Jahren Geburtshelfer des damals von der CDU-SPD-Landesregierung beschlossenen Verbands Region Stuttgart gewesen zu sein. Auch heute sagt Thomas Leipnitz, Vorsitzender der SPD in der Region Stuttgart: „Wir sind überzeugt, dass sich viele Probleme nur in regionalem Zusammenhang lösen lassen.“ Die Region habe sich als politische Ebene bewährt, sie müsse nun „mehr möglich machen“ – diese drei Worte sind auch das Motto des SPD-Regionalwahlprogramms.

Raß setzt dabei vor allem auf die Themen Verkehr und Wohnungsbau. „Unsere Stichworte sind Infrastruktur, Tarife und Teilhabe“, sagt er. Wie andere Fraktionen auch fordert die SPD weitere Tangentiallinien für die S-Bahn, sie strebt aber auch mehr Barrierefreiheit an den Stationen und ein 365-Euro-Jahresticket im VVS an. „Dafür sollte die Region ihren Einfluss geltend machen“, sagt Raß, „das wäre lohnender, als imaginären Straßenbauprojekten das Wort zu reden“. Damit meint er Nordostring und Filderauffahrt, die auf der Wunschliste von CDU, Freien Wählern und FDP ganz oben stehen.

Flexible Flächenausweisung

Im Wohnungsbau will er den Kurs des Verbands im Grundsatz fortsetzen. „Es gilt Innen- vor Außenentwicklung, aber man muss sehen, dass diese Kapazitäten endlich sind“, sagt Raß. Wichtig sei vor allem, dass dort, wo gebaut werde, vor allem Mietwohnungen entstünden. Auch bei der Ausweisung der Gewerbeflächen plädiere die SPD anders als Grüne und Linke für eine „gewisse Flexibilität“, so Raß: „Wir brauchen das, um den Strukturwandel zu bewältigen. Sonst gibt es eines Tages ein böses Erwachen.“