Der Angeklagte geht in den Verhandlungssaal des Gerichts. Foto: dpa/Armin Weigel

Wird der Fall Maria Baumer acht Jahre nach dem gewaltsamen Tod der Frau aufgeklärt? In Regensburg steht ihr Verlobter vor Gericht. Er soll die Frau mit Medikamenten getötet haben.

Regensburg - Nach „der perfekte Mord“ und „Lorazepam letale Dosis“ soll der Krankenpfleger aus der Oberpfalz im Mai 2012 im Internet gegoogelt haben - kurz bevor seine Verlobte verschwand. Acht Jahre später muss sich der Mann vor dem Landgericht Regensburg wegen Mordes verantworten. Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass er seine Verlobte Maria Baumer mit Medikamenten tötete, um für eine neue Beziehung frei zu sein. Zum Prozessauftakt am Mittwoch schwieg der 35-Jährige auf Anraten seines Verteidigers. Anwalt Michael Haizmann sagte nach der Verhandlung, er wolle einen Freispruch erwirken.

Schwarzes Sakko, weinrotes Hemd und die dunklen Haare zum Pferdeschwanz gebunden - so trat der Angeklagte vor Gericht auf. Mit fester Stimme nannte er seine Personalien, mehr sagte er nicht. Zu seiner Rechten saßen die Eltern und Geschwister des Opfers, die als Nebenkläger an dem Prozess teilnehmen. Der Fall Maria Baumer beschäftigt die Menschen in der Region seit acht Jahren, entsprechend groß war der Medienandrang im Verhandlungssaal.

Frau mit chemischen Mitteln bestreut

Aus Sicht der Ankläger fasste der 35-jährige Krankenpfleger im Frühjahr 2012 den Plan, seine Lebensgefährtin zu töten - wohl weil er sich in eine seiner Patientinnen verliebt hatte und die Verlobung mit Baumer nicht offiziell habe lösen wollen. Über mehrere Tage hinweg recherchierte er demnach im Internet zu Tötungsmethoden, unter anderem suchte er nach „Lorazepam letale Dosis“, „tödliche Dosis Insulin“ und „der perfekte Mord“. Zudem kaufte er einen Spaten.

In der Nacht zum 26. Mai 2012 soll er seiner 26-jährigen Verlobten erhebliche Mengen der Medikamente Lorazepam und Tramadol verabreicht haben - vermutlich in einem Getränk aufgelöst. Das Beruhigungsmittel Lorazepam soll die Frau bewusstlos gemacht und das Opioid Tramadol einen Atemstillstand hervorgerufen haben.

Die tote - oder zumindest bewusstlose - Frau brachte der Angeklagte den Ermittlungen zufolge in einen Wald, wo er den Körper mit chemischen Mitteln bestreute, so dass sich Gewebeteile verseiften und verflüssigten. Dadurch habe er eine Identifizierung der Leiche sowie die Ermittlung der Todesursache verhindern wollen.

Im Prozess werden 65 Zeugen gehört

Der Mann meldete seine Verlobte als vermisst. Mit dem plötzlichen Verschwinden der Frau habe der Mann den Abbruch seines Medizinstudiums vor seinem Umfeld gerechtfertigt. So habe er nicht zugeben müssen, dass er seine Angehörigen über seine Studienfortschritte seit geraumer Zeit belogen hatte. Laut Staatsanwaltschaft handelte der Mann bei der Tat heimtückisch und aus niederen Beweggründen.

Pilzsammler fanden im Spätsommer 2013 die Leiche Baumers. Daraufhin geriet der Verlobte bereits ins Visier der Ermittler, kam aber zunächst frei. Ende 2019 wurde er erneut festgenommen. Neue technische Möglichkeiten hatten den Verdacht wieder gegen ihn gerichtet. So konnten an Kleidung und Haaren der Frau Medikamente nachgewiesen werden.

Der Prozess ist zunächst bis Anfang Oktober terminiert. Es sollen den Angaben zufolge 65 Zeugen und 18 Sachverständige gehört werden.