Italienische Fans (hier im Jahr 2016 in Ludwigsburg) Foto: SDMG

Italien ist nach der Niederlage gegen Schweden nicht bei der WM 2018 in Russland dabei. Die Enttäuschung sitzt tief. Die Fans wissen aber auch, woran es lag.

Stuttgart - Domenico de Palma hat es geahnt. Der Vorsitzende des in Möhringen beheimateten Vereins Arces hat einem kroatischen Freund davon abgeraten, auf Italien im Spiel gegen Schweden zu wetten. „Sonst verlierst du“, hatte er ihm gesagt und behielt recht. Natürlich habe er das Spiel geschaut: „Ich wusste, dass es sehr schwer und hart werden würde“, sagt de Palma. In der Zeitung „La Repubblica“ ist von „blauen Tränen“ die Rede. Tränen hat der Vereinspräsident keine vergossen, aber er sieht nun den italienischen Verband in der Pflicht, mehr für den Fußballnachwuchs zu tun. Doch die Enttäuschung über das Ausscheiden ist da, auch bei de Palmas Frau Carmela Cocci, die gute Seele des Vereins Arces: „Ich hätte mir da mehr vorgestellt, aber ein bisschen Glück braucht es eben auch.“ Sie will nun Deutschland die Daumen drücken. Und wenn auch Kroos und Co. ausscheiden? „Dann soll der Beste gewinnen.“ Ihr Mann wird auch bei der WM vorm Fernsehen sitzen. Das Interesse daran ist groß: „Vor vier Wochen haben bereits die ersten Gäste Tische für die Deutschlandspiele im Vereinsheim gebucht“, sagt der Präsident. Immerhin gab es kürzlich für ihn und seine Mitstreiter mal wieder einen Grund zu feiern: „Mitte Oktober ist unsere Boccia-Mannschaft Deutscher Meister geworden.“ Er ergänzt schmunzelnd: „Immerhin das bleibt.“

Gelitten wie ein Hund

Italiener ist Reiner Schloz zwar nicht, doch bei der WM 1982 hat er sich in den italienischen Fußball verguckt. Ehrensache, dass er da auch am Montagabend vor dem Fernseher saß: „Ich habe gelitten wie ein Hund.“ Nach dem Aus habe er gleich eine SMS bekommen. Er solle es mit Fassung tragen, lautete der Rat. Das ist für Schloz aber ohnehin nicht neu. Schließlich schlagen zwei Herzen in seiner Brust: „Der VfB ist meine Familie, Juve meine Geliebte“, sagt der Italienfan. Zwar ist Juventus Turin Abonnementmeister, aber in den internationalen Endspielen gab es in der jüngsten Vergangenheit nichts zu holen. „Im Fußball sind so viele meiner Hoffnungen schon durch Niederlagen zerstört worden, da lernt man damit umzugehen“, sagt Schloz. Zumal er mit dem Ausscheiden der Italiener schon gerechnet habe.

Das sieht Cataldo Diletto, A-Jugend-Trainer des SV Echterdingen, ähnlich: „Ich hatte es im Gefühl, dass Italien nicht weiterkommt.“ Das Team sei verdient ausgeschieden. „Das ist eine Schande für einen viermaligen Weltmeister“, urteilt Diletto. Jetzt müsse der Neuaufbau beginnen, und auch junge Spieler müssten eine Chance bekommen. Ein bisschen Spott musste Diletto ertragen: „Aber das sehe ich entspannt.“ Der Fan des AS Rom setzt bei der WM nun ganz auf die deutschen Farben. Auch für Clemente Peccerella, als Trainer nicht nur auf den Fildern bekannt, sieht in der Niederlage ein „politisches Problem“. Seine Forderung: nur noch vier Ausländer pro Liga-Team. „Es ist richtig, dass Italien rausgeflogen ist, jetzt muss man neu anfangen.“ Die Enttäuschung hält sich bei ihm in Grenzen: „Es bringt nichts, traurig zu sein, das hat keinen Wert.“