Welche Technik steckt in einem Daimler? Ermittler haben den Verdacht, dass dazu auch illegale Software gehört. Bei einer Razzia wurden Unterlagen sichergestellt, die darüber Aufschluss geben sollen. Foto: dpa

Durch Daimler ziehen sich die Diesel-Ermittlungen in die Länge – das ist für die gesamte Autobranche von Nachteil, meint unser Kommentator Klaus Köster.

Stuttgart - Die deutsche Autobranche müht sich nach Kräften, den Dieselskandal endlich hinter sich zu lassen. Sie bringt deutlich sauberere Fahrzeuge auf den Markt und versucht zudem, durch eine Offensive bei Elektroautos alternative Technologien an den Start zu bringen. Doch die Vergangenheit wird sie so schnell nicht abschütteln können, weil die Ermittler zu Recht dem Verdacht nachgehen, dass bei den Abgaswerten Bürger und Behörden massiv getäuscht und betrogen wurden.

Nicht nur für Daimler, sondern für die gesamte Branche ist es wichtig, dass die notwendige juristische Aufarbeitung in überschaubarer Zeit zu einem Ende kommt. Deshalb lässt sich kaum nachvollziehen, dass ausgerechnet Daimler diese Aufarbeitung durch ein juristisches Manöver seit Monaten verschleppt. Weil die Justiz offenbar hinreichend Erkenntnisse für den Anfangsverdacht hat, dass bei Daimler eine Million Fahrzeuge manipuliert wurden, leitete sie ein Ermittlungsverfahren ein, dem im Mai eine große Razzia folgte. Doch seither sind die Unterlagen bei der Justiz unter Verschluss, weil Daimler bereits eine erste grobe Sichtung durch die Staatsanwaltschaft juristisch verhindert hat.

Wer steht zu seiner Verantwortung für die Umwelt?

Wenn sich Daimler zu den rechtlichen Verfahren äußert, beschränkt man sich fast immer auf die Aussage, man werde „vollumfänglich mit den Behörden kooperieren“. Doch der Versuch, ihnen Unterlagen vorzuenthalten, die die gravierenden Vorwürfe klären – also auch entkräften – könnten, hat mit der vielbeschworenen Kooperation wenig gemein. Letztlich ist eine solche Verzögerungsstrategie für die gesamte Autobranche von Nachteil. Je stärker Hersteller die Ermittler ausbremsen, desto größer werden die Zweifel, ob wirklich alle zu ihrer Verantwortung für die Umwelt stehen.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de