Clemens Maier, Urenkel des Gründers, ist Chef des Ravensburger Spieleherstellers. Foto: dpa

Der Spielehersteller Ravensburger stellt sich darauf ein, dass Kinder zunehmend digital spielen. Clemens Maier, Urenkel des Gründers und Firmenchef, will die digitale Kompetenz im Unternehmen vorantreiben.

Stuttgart - Nicht nur auf dem Spielemarkt, auch bei der Ravensburger Gruppe ist vieles im Umbruch. Seit April steht Clemens Maier an der Spitze des Traditionsunternehmens. Der 46-Jährige hat sich gründlich auf seine Rolle vorbereitet. Zwölf Jahre arbeitet er bereits im Unternehmen, sieben davon als Vorstandsmitglied. Zum Generationswechsel kam es nicht nur an der Spitze, auch auf Ebene der Geschäftsführer ist ein neues Management-Team am Start, weil erfahrene Geschäftsführer altershalber das Unternehmen verlassen haben.

Zwei Themen rückte Maier bei seinem ersten Pressegespräch in Stuttgart in den Fokus: die Digitalisierung und die zunehmende Globalisierung der Märkte.

70 Prozent der Kinder in Deutschland zwischen zwei und zwölf Jahren sind im Schnitt täglich eine halbe Stunde auf dem Telefon oder Tablet unterwegs, zitiert Maier eine Umfrage unter Eltern. „Wenn Kinder in der digitalen Welt sind, müssen wir mit unseren Produktmarken dort sein und sie abholen“, beschreibt Maier die künftige strategische Ausrichtung. Das bedeute keine Abkehr von dem, was Ravensburger bisher ausmache. Kinder werden sich weiterhin mit Brettspielen und der Holzeisenbahn beschäftigen, ist der Ravensburger-Chef überzeugt. Ziel sei, das physische Spielzeug intelligent mit Elektronik zu vernetzen. So wie dies mit dem digitalen Lesestift Tiptoi, der Bücher zum Sprechen gebracht habe, und den RFID-Chips für die Brio-Holzeisenbahn gelungen ist. Damit digitale Kompetenz in allen Bereichen des Unternehmens Einzug halte, habe sich die Gruppe auch einen Verantwortlichen für das Digitale (Head of Digital) ins Haus geholt.

Ravensburger mit erfolgreichem Geschäftsjahr

Gleichzeitig will Ravensburger verstärkt in seine internationale Ausrichtung investieren. „Wir stehen voll im internationalen Wettbewerb und können uns nicht nur auf Deutschland konzentrieren“, sagt Maier. Spiele würden konsequent für den internationalen Markt entwickelt. Man werde auch weiter nach sinnvollen Akquisitionen Ausschau halten. Zuletzt hatte Ravensburger Brio, den schwedischen Hersteller von Holzeisenbahnen, übernommen. Auch wenn sich derzeit viel verändere im Unternehmen, „unsere Werte und Stärken werden wir erhalten“, sagt Maier. Die Mission der Ravensburger-Gruppe sei, Menschen zu helfen sich spielerisch weiterzuentwickeln.

Das Geschäftsjahr 2016 verlief für den Spiele- und Puzzlehersteller erfolgreich. Sämtliche Geschäftsbereiche haben sich positiv entwickelt. Der Umsatz der Gruppe kletterte um 6,6 Prozent auf 473 Millionen Euro. Davon entfielen rund 72 Prozent auf den Bereich Spiele und Puzzle, elf Prozent auf Brio, 13 Prozent auf die Kinder- und Jugendbücher sowie vier Prozent auf den Bereich Freizeit und Promotion.

Ravensburger investiert kräftig

Das Unternehmen erhöhte die Investitionen um 46 Prozent auf 22 Millionen Euro. Das sei vor allem der Erweiterung der Kapazitäten zugute gekommen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit erhöhte sich um 11,6 Prozent auf 56,6 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss (nach Steuern) sank um 4,3 Prozent auf 32,1 Millionen Euro. Finanzvorstand Hanspeter Mürle begründete dies mit einer steuerlichen Betriebsprüfung, die eine Nachversteuerung von sieben Millionen auslöste. Hier sei man uneins mit dem Finanzamt. Mürle zeigte sich überzeugt, dass ein Teil oder der komplette Betrag zurückfließen werden.

Ravensburger beschäftigt 2109 Mitarbeiter, 102 mehr als ein Jahr zuvor. Das Unternehmen merke, dass der Arbeitsmarkt in der Region Oberschwaben eng werde. „Es ist schwierig, sowohl Fachkräfte wie auch Aushilfskräfte für das Spieleland zu bekommen“, sagt Mürle. Mit verschiedenen Mitarbeiterprogrammen wolle Ravensburger als Arbeitgeber attraktiver werden.

„Wir sehen gute Chancen, dass wir das Unternehmen weiterentwickeln können“, zeigt sich Maier überzeugt.