Besigheim im Kreis Ludwigsburg will sich künftig auch vom Fluss Enz aus von seiner guten Seite zeigen und legt dort einen ganzen Park an Foto: AP

Fast 13 Millionen Euro hat der Verband Region Stuttgart seit 2005 für 169 Landschaftspark-Projekte im Ballungsraum vergeben. 2016 profitiert vor allem der Kreis Ludwigsburg. Insgesamt gibt es 20 neue Projekte zwischen dem Schönbuch und dem Schwäbischen Wald.

Stuttgart - Vor genau zehn Jahren hat der Verband Region Stuttgart erstmals Geld für Oasen der Erholung unter freiem Himmel im dicht besiedelten Ballungsraum verteilt. Seitdem kürte die Jury des als Wettbewerb konzipierten Landschaftsparks Region Stuttgart 149 Sieger, denen sie insgesamt mehr als elf Millionen Euro zuteilte.

Am Mittwoch hat der Planungsausschuss der Regionalversammlung weitere 20 Perlen für das Netz abgesegnet, die für 2016 aus 35 Anträgen ausgewählt worden waren. Weil ein Fischgewässer bei Benningen (Kreis Ludwigsburg) nicht zustande gekommen war und andere Projekte billiger wurden als geplant, konnten die Regionalräte anstatt der üblichen 1,5 Millionen sogar mehr als 1,7 Millionen Euro verteilen.

Millionen auch für den Rems-Murr-Kreis

Knapp 44 Prozent des Budgets für dieses Jahr fließen in vier Projekte im Kreis Ludwigsburg. Damit ziehen die Kommunen im Norden des Ballungsraums wieder an jenen vorbei, die im Rems-Murr-Kreis liegen. Gingen seit 2005 rund 3,4 Millionen an 48 Projekte zwischen Fellbach und Plüderhausen, so konnten sich die Städte und Gemeinden um Ludwigsburg insgesamt über 3,6 Millionen freuen. Hier waren es mit 30 zwar deutlich weniger Sieger, dafür fielen die Projekte teils umso größer aus – wie der Neckar-Seitenarm Zugwiesen bei Ludwigsburg.

Auch am Mittwoch ging der größte Einzelbetrag in den Kreis: Die Stadt Besigheim will am Fluss einen Enzpark anlegen, zu dem zwei Fuß- und Radwegbrücken gehören, und lässt sich das schon im ersten Bauabschnitt 1,6 Millionen Euro kosten. Davon übernimmt die Region nun knapp 440 000 Euro. Mit einem Zuschuss von 275 000 Euro geht auch der zweitgrößte Zuschuss in den Kreis: Vaihingen/Enz will die Gleise des gut sieben Kilometer langen Teilstücks der 2002 stillgelegten Württembergischen Westbahn von Kleinglattbach über Vaihingen bis Enzweihingen herausreißen und einen Radweg anlegen. Das kostet im ersten Abschnitt in der Kernstadt bereits rund 1,5 Millionen Euro.

Stuttgart holt Atem

Hinter Ludwigsburg und Rems-Murr folgen auf den Plätzen der Kreis Göppingen mit 2,6 Millionen Euro seit 2005 und der weiterhin höchsten Anzahl von Projekten (52), der Kreis Esslingen mit 1,9 Millionen Euro für 24 Projekte und der Kreis Böblingen mit 1,3 Millionen Euro für 16 Projekte. Schlusslicht ist nach wie vor die Landeshauptstadt, wo es 945.000 Euro für neun Projekte und 2015 keinen einzigen Antrag gab.

Ex-Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) sagte ein wenig herablassend, dass es in der Landeshauptstadt mit ein paar Info-Tafeln nicht getan sei und man auf größere Vorhaben setze: „Aber das Atemholen hat sich gelohnt“, sagte Hahn, „wir kommen nächstes Jahr mit dem Neckarufer in Untertürkheim und einem Projekt an der Austraße.“

Das klang nach größeren Summen. Aber die Regionalversammlung setzt schließlich auf Naturinseln mit Naherholungscharakter, die sich mit anderen zu einem großen Netz verbinden oder aber schon aus der eigenen Größe heraus ein gewisse Strahlkraft besitzen.

Wer das Geld bekommt:

Kreis Böblingen: Räume für naturpädagogische Angebote im neuen Forstbetriebshof Herrenberg (78 000 Euro von 300 000 Euro); Bewegungsparcours in Hildrizhausen (10 000 von 42 000 Euro); neuer öffentlicher Park mit Wassergraben und grünem Klassenzimmer um Burg Kalteneck in Holzgerlingen (203 000 von 782 000 Euro).

Kreis Esslingen: Radweg mit Infotafeln am Flughafen bei Filderstadt (46 000 von 200 000 Euro); Infostation mit Bänken und Fahrradständern an der Route der Industriekultur in Reichenbach (10 000 von 20 000 Euro); Brücke für den Neckartalradweg bei Neckartenzlingen (235 000 von 937 000 Euro), Alternativroute zum Neckartalradweg durch Oberboihingen (44 000 von 175 000 Euro).

Kreis Göppingen: Infostationen und -tafeln an der Route der Industriekultur in Eislingen (30 000 von 61 000 Euro), Geislingen (6000 von 12 000 Euro), Gingen (10 000 von 20 000 Euro), Göppingen (14 500 von 29 000 Euro) und Uhingen (3500 von 7000 Euro).

Kreis Ludwigsburg: Beschilderung von 15 Rundwanderwegen zwischen Marbach, Benningen, Murr, Steinheim, Großbottwar und Oberstenfeld (15 000 von 64 000 Euro); zwei Fuß- und Radwegbrücken mit Ufergestaltung im Enzpark bei Besigheim (439 000 von 1,6 Millionen Euro im ersten Bauabschnitt); Wanderwegenetz mit Wein-Themenrouten in Bietigheim, Bönnigheim und Besigheim (19 000 von 84 000 Euro); Umbau einer Eisenbahntrasse in einen Radweg zwischen Kleinglattbach und Enzweihingen bei Vaihingen/Enz (275 000 von 1,5 Millionen Euro).

Rems-Murr-Kreis: Boulder-(Kletter-)Anlage am Sport-Erlebnispark in Allmersbach (24 000 von 80 000 Euro); Sandstrand mit Wasserrutsche, Sitzfelsen und Spielplatz am Badesee Plüderhausen (57 000 von 190 000 Euro); Radrundweg zwischen Waiblingen, Fellbach, Kernen und Remseck (17 000 von 75 000 Euro); Verlegung und Neuanlage eines Teilstücks für den Remstalradweg zwischen Weinstadt und Waiblingen (178 000 von 884 000 Euro).

Stuttgart: Fehlanzeige. Aus der Landeshauptstadt gab es 2015 keinen Antrag.