Bezirksvorsteher Gerhard Hanus musste sich am Ende geschlagen geben und den symbolischen Rathausschlüssel an die Narren abtreten. Foto: Marta Popowska

Den Narren hatten die Bürokraten beim Rathaussturm in Stuttgart-Zuffenhausen nicht viel entgegenzusetzen. So schwenkte Gerhard Hanus am Ende die weiße Fahne.

Zuffenhausen - Am Ende war jeder Widerstand – wie immer – zwecklos. Zuffenhausens Bezirksvorsteher Gerhard Hanus musste das Rathaus am vergangenen Samstag samt Entourage verlassen. Denn wenn einmal im Jahr die Narren die Macht ergreifen, hilft kein Bitten und Flehen.

Gerhard Hanus hatte aber auch wirklich alles gegen sich an diesem Tag. Selbst das Wetter, das einen Vorgeschmack auf den Frühling lieferte und den Bezirksvorsteher in seiner Daunenjacke mit Pelzkapuze sichtlich ins Schwitzen brachte, stand aufseiten der Narren. Die waren zahlreich erschienen und hatten sich bereits früh in Stellung gebracht. Mit Sonne satt und Temperaturen im zweistelligen Bereich hatte die Faschingsparty vor dem Bezirksrathaus bereits gegen 13.30 Uhr begonnen. Helene Fischers Stimme dröhnte aus den Boxen, und das aktuelle Regentschaftspaar Karen I. und Peter II. hatte seinen Auftritt. Geschunkelt und getanzt wurde daher schon zeitig. Die Karnevalisten wissen: Der Bezirksvorsteher räumt den Sessel nicht so schnell und schon gar nicht freiwillig. Also gilt es, gut gelaunt durchzuhalten.

Verstärkung von den Hörnleshasa

Verstärkung kam von befreundeten Vereinen, wie der KG „Grün-Weiss Stuttgart“ oder den Weilemer Hörnleshasa, die kurz vor 15 Uhr vom Zehnthof über den Kelterplatz zum Rathaus zogen und sich auf dem Emil-Schuler-Platz breitmachten. Um auch nicht überhört zu werden, wurden die Narren von der First-Guggen-Band und dem Spielmannszug der Faschingsgesellschaft GFTB – Die Filderer begleitet. Letztere versuchten, die Bürokraten gar mit einer Interpretation von Rammstein aus dem Haus zu jagen, doch zunächst vergebens. Gerhard Hanus verschanzte sich samt „Hanusgarde“ auf dem Balkon in sicherer Entfernung zur närrischen Bedrohung. Der Schultes gab sich größte Mühe beim Schlagabtausch mit Andreas Goihl von der Karnevalsgesellschaft Stuttgarter Rössle und Blau-Weiß Stuttgart, Argumente für seinen Verbleib zu liefern. Die Karnevalisten machten ihren Unmut über Hummelgraben, zu viele Lastwagen und Durchgangsverkehr sowie den Ladenleerstand Luft und forderten mit mehreren lautstarken Rufen „Schultes rück den Schlüssel raus!“ den Rathaus-Chef zum Gehen auf.

Hanus und seine Entourage blieben standhaft, unternahmen noch einen letzten Anlauf und ließen Süßes vom Balkon regnen. Bestechen konnten sie damit lediglich die anwesenden Kinder. Die Spaßgesellschaft verlor schließlich die Geduld. Goihl rief: „Erstürmt dieses Rathaus, jetzt ist es so weit, auch hier beginnt nun die närrische Zeit.“ Die Narren folgten seinem Ruf und am Ende blieb Hanus nichts anderes übrig, als die Fahne zu schwenken und dem Regentschaftspaar den symbolischen Rathausschlüssel zu übergeben. Bis Aschermittwoch ist die gewohnte Ordnung zumindest theoretisch außer Kraft.

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