Die Glemshexen stürmen mit Macht das Ditzinger Rathaus. Foto: factum/Granville

Beim traditionellen Rathaussturm hat der Karnevalsverein Titzo zusammen mit befreundeten Narren aus der Umgebung den Oberbürgermeister Michael Makurath entmachtet. Er hat die Stadtregierung vorerst den Hästrägern überlassen. Nicht ohne Gegenwehr.

Ditzingen - Er hatte sich eigens in Frack und Zylinder geworfen, um im Kampf gegen die Eroberer glänzen zu können. Doch letztlich musste sich der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath ergeben: Nach zähem Ringen überließ er am Samstagnachmittag rund 150 Narren das Rathaus. Allerdings nicht ohne ihnen einige Weisheiten in gereimter Form mit auf den Weg zu geben.

So stellte er gleich klar, dass das Prinzenpaar des Ditzinger Karnevalsvereins Gesellschaft Titzo nur vorübergehend die Geschicke der Stadt lenken dürfe: „Lasst die beiden proklamieren/ von mir aus solln sie auch regieren/ am Aschermittwoch ist’s vorbei/ dann ist mein Plätzle wieder frei“, reimte der OB in bekannter Tradition. Auch auf aktuelle politische Themen ging er ein, unter anderem auf die Landtagswahl: „Das Wolfsgeheul da draußen im Wald/ das lässt den Kretschmann ganz schön kalt.“ Zudem rief er in verklausulierter Form dazu auf, nicht alle Flüchtlinge über einen Kamm zu scheren und machte Gerlingen Hoffnung, durch den Zuzug von Asylbewerbern vielleicht bald Große Kreisstadt werden zu können.

Schlagabtausch zwischen OB und Narrenpräsident

Der Machtübernahme der Narren aus Ditzingen und gut einem Dutzend anderen Kommunen aus der Umgebung ging ein wahrer Schlagabtausch zwischen Dieter Eisenlöffel, Präsident der Gesellschaft Titzo, und OB Makurath voraus. Begleitet von lautstarker Guggenmusik waren die Hästräger zum Rathaus gezogen und hatten sich direkt vor dem Eingang postiert. Während Eisenlöffel in Seelenruhe alle Gäste begrüßte und die Guggenmusiker zu weiteren Einlagen animierte, versuchte Makurath von einem Fenster im ersten Stock aus, die Störenfriede zu verscheuchen.

„Das will doch keiner hören“, rief der OB in sein Megaphon, „geht heim!“ Doch während er den bunten Figuren den Weg vom Rathaus weg zeigte, rief Eisenlöffel dazu auf, „die Schlafgesellschaft“ im Rathaus zu wecken. Diese hätte zu viel Getränke und Essen, um das allein zu bewältigen. Makurath entgegnete schließlich, er müsse die Tür wohl gar nicht öffnen, die Glemshexen seien so hässlich, dass diese von allein aufgehe. Letztlich mussten die Hexen aber doch nachhelfen: Drei Mal rammten sie einen Baumstamm gegen ein eigens aufgestelltes Portal – und stürmten das Gebäude.