Jecken aus Weilimdorf wissen in der Fasnetszeit, wo die Prioritäten liegen. Foto: Linsenmann

Am Schmotzigen Donnerstag haben die Jecken die Rathäuser in Feuerbach und Weilimdorf gestürmt.

Weilimdorf/Feuerbach - Vor den Augen zweier tatenloser Polizeibeamter und zahlreicher Schaulustiger hat eine Horde Maskierter am Schmotzigen Donnerstag das Feuerbacher Rathaus gestürmt. Unter ihnen befanden sich etliche minderjährige Prinzessinnen, Superhelden und weitere enorm gefährliche Gestalten, die auf Geheiß eines Bocks und angestachelt durch lautes Trommeln und Schellenrasseln erheblich die Ruhe in den Amtsstuben störten. Die Mitarbeiter des Bezirksamtes versuchten, die Narren-Meute mit Luftschlangenwürfen und Bonbongeschossen abzuwehren – vergebens: Bezirksvorsteherin Andrea Klöber wurde mit scharfen Worten attackiert, die perfider Weise direkt auf die Lachmuskeln zielten. Der circa 1,90 große Bock mit dunkelbraunem Haar, markant gelben Augen und auffälligem Hornbewuchs sowie seine attraktive blonde Komplizin, bekannt unter dem Namen Annette Schmidt, forderten unter dem Gejohle ihrer bunten Anhängerschaft nichts weniger als die Macht über den Bezirk. Tapfer wehrte sich die Schultheißin, aber die verbale Folter mit Feuerbachs wunden Punkten – dem allzu viel befahrenen Grazer Platz, dem Wiener-Straßen-Nadelöhr und dem Schulcampus – zeitigte dann doch Erfolg: Der Rathausschlüssel ging in Narrenhände über. Der nunmehr entmachteten Andrea Klöber blieb angesichts närrischer Übermacht nichts, als die reichhaltig gefüllte Stadt-, oder vielmehr Schokoladenkasse herzugeben und mit dem Bock einen Walzer zu tanzen. Unklar ist, ob es sich bei der Flüssigkeit in ihren Augenwinkeln nicht um Lachtränen handelte. Fest steht, wer den Bezirk nun unter Kontrolle hat: die Narrenzunft Feuerbach und ihre kleinen Getreuen.

Der Löwen-Markt wird zum Badeparadies

Mit Kind und Kegel zum Rathaus gezogen hat es auch die Weilimdorfer, um den Hörnleshasa beim Sturm auf die Bezirks-Bastille ein bisschen auf die Pfoten zu schauen und gegebenenfalls mitzufeiern. Die finale Polonaise über den Löwen-Markt aber will extrem verdient sein, denn die Pforte zum Regierungssitz ist ordentlich verrammelt, und von oben reagiert die großkoalitionäre Meute um Bezirksvorsteherin Ulrike Zich mit einem hämischen Möhrchen-Hagel auf das Sondieren und Rütteln im Erdgeschoss.

Sowieso muss man gewaltig närrisch sein, um da überhaupt und mit aller Gewalt rein zu wollen! Alles Baustelle hier, der ganze Bezirk eine einzige Baustelle, die Truppe da oben kostümiert wie Pensionisten vom Tiefbauamt. Kiesbett, Altes Rathaus, Badespaß: „Nein nein, s’isch nix passiert!“, geht darauf der Refrain, weshalb die Mümmelmänner, die sich seit der Hasennacht weiter vermehrt haben, mal zeigen, wie ruckzuck so ein Umbau geht: Und schon ist der Vorplatz ein „Hasen-Beach“ mit Liegestühlen, Gummiboot und Izi-bini-Strand-Bikini! Denn nur Angsthasen fürchten den Klimawandel! Hier aber wird der Lindenbachsee zum Surfer-Paradies, wofür das Hasenmänner-Ballett schon mal mächtig Wellen macht. Damit ist dann auch der letzte Widerstand unterspült: Der amtliche Regierungssitz kapituliert, die Hasenkinder führt die Versagertruppe ab in deren verdienten Aschermittwoch. Statt Asche aufs Haupt machen die aber nun Party über den ganzen Platz, das bunte Narrenvolk in der Polonaise-Schlange hinterher. Die Botschaft der abgewrackten Bautruppe ist klar: Ab Mitte der Woche werden wir Euch wieder zeigen, wer hier wem den Narrenmarsch bläst! Nein nein, s’sch nix passiert.