Die Fassade soll im Juni fertig saniert sein. Dann soll auch das Gerüst abgebaut werden. Foto: factum/Simon Granville

Das Richtfest ist gefeiert, die Feuersalamander verschwunden, die größten Arbeiten beendet. Dennoch muss noch einiges geschehen, ehe das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert wieder zum Sitz der Stadtverwaltung werden kann.

Sachsenheim - Gute Nachrichten aus Sachsenheim: in dieser Woche haben die Handwerker bei der Sanierung des WasserschlossesRichtfest gefeiert. Traditionell ist das bei Bauten das Zeichen, dass nun die Halbzeit erreicht ist, denn der Dachfirst ist fertig. Bei dem Gebäude aus dem 16. Jahrhundert ist man sogar schon weiter, so dass der Bürgermeister Horst Fiedler vom „Endspurt“ bei der Sanierung spricht. Im Sommer 2020 will die Stadt, die Eigentümerin der Immobilie ist, ihre Verwaltung wieder in das historische Anwesen verlegen – damit liegt die Stadt ein Jahr hinter ihren ursprünglichen Planungen zurück. In Anbetracht der Komplexität des Projekts verwundert das aber nicht.

Ein Blick ins Gebäude offenbart: Hier ist nichts mehr so wie früher. Das gesamte Gebäude wurde entkernt, die Decken abgehängt, morsche Balken wurden durch neue ersetzt, insgesamt 11.000 Quadratmeter Raum wurden so generalsaniert. Überall riecht es nach frischem Holz und Putz.

Das Wasserschloss als Wundertüte für Architekten

Wie bei einer Wundertüte habe man sich bei den Arbeiten gefühlt, sagt der Architekt Egon Bermayer, der für das Projekt Hauptverantwortlicher ist: „Immer wieder gab es Überraschungen.“ Ursprünglich wollte man das Schloss sanieren, weil Zwischendecken im Nordwestflügel durchgefault waren. Doch bei den Vorarbeiten fingen die Überraschungen an. Dazu gehören Bau- und Sanierungssünden früherer Jahre, als der Denkmalschutz noch keinen hohen Stellenwert hatte.Die größte Überraschung gab es dann aber im Mai 2016: bei den Vorarbeiten zur Sanierung wurden bemalte Bretter aus dem 16. Jahrhundert entdeckt. Ein Restaurator musste kommen, die Sanierung stockte. Ein anderes Beispiel: als man die Außenmauern des Burggrabens sanieren wollte, entdeckte man dort Feuersalamander, die aufwändig umgesiedelt werden mussten. Aus ursprünglich geplanten Kosten von acht Millionen Euro wurden schnell fast zehn Millionen.

Die aufwändig konservierten Deckenbretter müssen wieder unter den Stuck

Dass die Kosten für die Stadt dennoch nicht explodiert sind, liegt auch an den Denkmalschutzprogrammen von Land und Bund. 50 Prozent der Kosten werden aus deren Fördertöpfen bezahlt. In der vergangenen Woche gab es erst wieder einen weiteren Zuschussbescheid des Landes über 800 000 Euro. Natürlich sind diese Fördergelder an Auflagen geknüpft. So hat das Denkmalamt die Zeitschiene 18. Jahrhundert vorgegeben. Das bedeutet beispielsweise, dass die Stuckdecke sichtbar bleiben muss. Alle Kabel und Leitungen, die ein mordernes Rathaus eben braucht, müssen im Boden verlegt werden. Die Festlegung aufs 18. Jahrhundert führt jedoch zu der sonderbaren Situation, dass die aufwändig konservierten bemalten Bretter wieder in den Zwischendecken verschwinden.

Der scheidende Bürgermeister Horst Fiedler ist froh, dass bislang alles vergleichsweise glatt gegangen ist. Sich am Ende seiner Amtszeit ein eigenes Denkmal zu setzen, wäre ihm „als letztes eingefallen, aber so ist es mir jetzt in den Schoß gefallen“, sagt er. Fiedler geht Ende April nach 16 Jahren als Bürgermeister in den Ruhestand. Das Vergnügen, das neue Bürgermeister-Büro im Wasserschloss zu beziehen, wird also erst seinem Nachfolger Holger Albrich zuteil werden.

Innen sieht es noch stark nach Rohbau aus

Bis dahin muss noch einiges getan werden, denn das Gebäude sieht innen noch stark nach Rohbau aus. Der ehemalige Sitzungssaal ist nicht mehr zu erkennen. Später sollen hier Wände dazwischengezogen werden und Büros entstehen. Der neue Sitzungssaal wird dann im Erdgeschoss sein. Ein neues Trauzimmer soll es ebenfalls geben. Auch geplant ist ein Aufzug, der mit viel Stahl und Glas drumherum „Licht und Transparenz“ ins Treppenhaus bringen soll, wie Egon Bermayer sagt. „Der Gegensatz von alt und neu macht die Sache spannender“, sagt er. Außerdem wird das Renaissance-Schloss damit barrierefrei.

Die weiteren Planungen sehen vor, dass bis Juni die Außenfassade des Schlosses fertig wird. Dann wird auch das Gerüst abgebaut, das das Schloss seit langem ummantelt. Von Juni an soll die Bogenbrücke saniert werden. Dort sitzt auch das kleine Steinmännlein Klopferle. Der Kobold soll nach alter Sage verantwortlich sein für den großen Brand des Schlosses im Jahr 1542.