Sieht ekelig aus und ist gesundheitsschädlich: Ein Schimmelfleck an einer Balkontür zu sehen. Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Ein häufiger Grund für schlechte Luft in der Wohnung ist Schimmel. Wir zeigen Ihnen, was Sie dagegen tun können und was man als Mieter beachten muss.

Stuttgart - Üble Entdeckung beim Putzen: An der Wand hinter dem großen Schrank hat sich ein großer Schimmelfleck gebildet. Oberflächliche, kleinere Flecken lassen sich erst mal problemlos entfernen - mit einem Spiritus getränkten Wischlappen, erklärt Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt. Letztlich muss man die Ursachen des Schimmels beseitigen. Damit der Pilz nicht wiederkommt und langfristig echte Schäden verursacht.

Gründe für Schimmelbefall

Schimmelpilze sind allgegenwärtig und nützlich für die Umwelt. In Wohnräumen aber beeinträchtigen sie die Gesundheit und führen Hautproblemen, Bronchitis, Asthma oder Gelenkschmerzen. Schimmel gedeiht, wo Räume nicht ausreichend gelüftet werden (fensterlose Bäder, Waschkeller), auf feuchten Materialien wie Duschabdichtungen, auf Wänden und unter Teppichböden. Pilzsporen können mit Isopropylalkohol und einem Schwamm unwirksam gemacht werden; regelmäßiges Lüften verhindert Neubefall.

„Die Hauptursache ist zu hohe Feuchtigkeit in den Räumen“, erklärt Moriske. Feuchtigkeit entsteht beim Duschen, Kochen, Wäscheaufhängen und nicht zuletzt durch Atmen und Schwitzen der Bewohner. In einem Zwei- bis Drei-Personen-Haushalt wird täglich im Schnitt ein Eimer voll Wasser als Dampf in der Raumluft verteilt. „Wird diese Feuchtigkeit nicht abtransportiert, setzt sie sich in Ecken und an Wänden ab, und es kann Schimmel entstehen.“

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Raumtemperatur von 19 bis 22 Grad empfohlen

„Auch zu niedrige Zimmertemperaturen begünstigen Schimmelpilzbildung“, betont Corinna Kodim vom Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland. Ein Beispiel: Oft wird das Schlafzimmer schlecht beheizt. Durch die geöffnete Tür kann wärmere feuchte Luft aus der restlichen Wohnung hineinströmen und an kalten Wänden kondensieren.

„Wir empfehlen eine Raumtemperatur von 19 bis 22 Grad in der Wohnung. Im Schlafzimmer dürfen es auch schon mal 17 bis 18 Grad sein“, sagt Kodim. Wer bei geschlossenen Fenstern schläft, muss das Schlafzimmer morgens sofort und gründlich lüften.

Ursache Wärmebrücken

Eine weitere Ursache für Schimmelbildung sind oft Wärmebrücken. „An diesen Stellen wird die Wärme besonders schnell nach außen abgeleitet. Sie sind daher an der Rauminnenseite immer kälter“, erläutert Norman-Marcel Dietz, Berater im Regionalbüro Hildesheim des Verbands Privater Bauherren. „Die warme Raumluft, die grundsätzlich einen höheren Wasserdampfgehalt aufnehmen kann, kühlt sich dann schneller ab.“ Dann kann Schimmel entstehen. Solche Probleme treten oft im Altbau auf – überwiegend nach dem Austausch alter Fenster.

Das kann man gegen Schimmel tun

Es gibt einfache Mittel, durch die die Feuchtigkeit in der Wohnung langsam abtrocknet. „Mit natürlichen Wandfarben oder Lehmputzen ist schon einiges gewonnen. Auch Vorhänge, Kissen, Teppiche, Tischdecken oder Stoffsofas können Feuchtigkeit zeitweilig zwischenspeichern“, erklärt Kodim. Sie ersetzen das Lüften aber nicht. Zudem kann es helfen, größere Möbel nicht direkt an die kalten Außenwände zu stellen, empfiehlt Moriske.

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Viel hängt vom eigenen Verhalten ab. Bewohner sollten die Temperatur im Raum kontrollieren und zwei- bis dreimal täglich Stoßlüften. Dietz rät, nicht zu wenig zu heizen und eine dauerhafte Kipplüftung zu vermeiden.

Das Umweltbundesamt mit Sitz in Dessau-Roßlau empfiehlt, bei Bedarf stoßweise zu lüften. Spätestens, wenn sich an den Fensterscheiben Wassertropfen bilden, sollte das Fenster geöffnet werden. Ist es dagegen dauerhaft gekippt, geht zu viel Energie verloren, so die Behörde. Nach dem Duschen oder Kochen gilt es, besonders gut zu lüften.

20 Prozent der deutschen Haushalte kämpfen mit Schimmel

Auch in der Beratungspraxis des Mietervereins spielen Fragen rund um Feuchtigkeitsschäden und Schimmelpilz eine immer größere Rolle. Schätzungsweise 20 Prozent der deutschen Haushalte kämpfen einer Studie zufolge mit Schimmel. Betroffen sind vor allem Bäder und die Schlafzimmer. Viele Vermieter machen es sich einfach, sehen ihre Mieter in der Verantwortung, sprechen von falschem Heiz- und/oder Lüftungsverhalten. Aber so einfach ist das nicht.

Nach Angaben des Mietervereins Stuttgart muss ein Mieter seinen Vermieter beim Auftreten von Feuchtigkeitsschäden oder Schimmelpilzbefall unverzüglich informieren, am besten schriftlich. Dann muss sich der Vermieter um die Mängel der Mietsache kümmern. Er muss notfalls mithilfe eines Sachverständigen abklären, ob die Schäden baubedingt sind, ob die Feuchtigkeit von außen kommt, zum Beispiel durch undichte Stellen im Mauerwerk oder Dach, oder ob ein verdeckter Wasserrohrbruch vorliegt.

Vermieter muss Wohnungsmangel Schimmel abstellen

Erst wenn eindeutig geklärt ist, dass kein Baumangel vorliegt, stellt sich die Frage, ob der Mieter zu wenig geheizt und gelüftet hat. Der Vermieter muss den Wohnungsmangel Schimmel abstellen. Das gilt selbst dann, wenn ein Gutachter feststellt, dass die nachts geschlossene Schlafzimmertür mitursächlich für die Feuchtigkeitsschäden gewesen sei.

Das Landgericht Bochum ( I -11 S 33/16) stellte fest, dass das Offenhalten der Schlafzimmertür während der Nacht kein übliches, von einem durchschnittlichen Mieter zu erwartendes Lüftungsverhalten darstelle.