Der Schiedsrichter musste das Spiel schließlich abbrechen. Foto: Pressefoto Baumann

Ein Kreisliga-Spieler wird nach einer rassistischen Äußerung von Weinkrämpfen geschüttelt. Sein Team stellt sich hinter ihn. Wie es zu dem Spielabbruch kam.

Stuttgart - Das Spiel sollte eigentlich nicht von allzu großer Bedeutung sein, und sorgte am Ende doch für Aufregung. Und es nahm eine dramatische Wende, auch wenn aus sportlicher Sicht alles klar war: Wenige Minuten vor Spielende der Begegnung zwischen dem FC Weizen und dem SC Lauchringen in der Kreisliga A Ost Hochrhein steht es am Samstag 4:1 für die Weizener. Und trotzdem wird es nichts mit dem Sieg für die Heimmannschaft. Denn was mit einer normalen Szene beginnt, endet mit einem geschlossenen Protest gegen einen rassistischen Vorfall – und mit einem Spielabbruch.

Mannschaft verschwindet in Kabine

In der 85. Minute ist der Lauchringen-Spieler Kebba Mamadou an der Außenlinie in einen Zweikampf verwickelt, er befindet sich auf der Seite des Vereinsheimes des FC Weizen. Mamadou hört eine Beleidigung von draußen. Der aus Ghana stammende Spieler läuft kurz darauf weinend zur Bank seines Teams. Er hätte sich vor Weinkrämpfen geschüttelt, sagt der Lauchringen-Vorsitzende Thomas Kummer. Sein Sohn Tobias, Kapitän bei Lauchringen, sei auf ihn zugekommen und habe mitgeteilt: „Wir stellen uns hinter Kebba. Wir hören auf.“ Die ganze Mannschaft verschwindet geschlossen in die Kabine. Die Sache ist damit aber nicht gegessen. Auf dem Weg in die Kabine kommt es zu weiteren Zwischenfällen, wie Kummer weiter erzählt.

Zuerst gibt es hitzige Gespräche mit dem Schiedsrichter, der die letzten Spielminuten noch zu Ende bringen will – aber die Lauchringer sind nicht umzustimmen. Das Spiel wird abgebrochen. Kummer macht sich auf den Weg zu den Fans des FC Weizen und versucht, die Urheber der Beleidigungen auszumachen. Laut seinen Schilderungen gingen sie von drei Personen aus, zwei davon konnte er ausfindig machen. Für schwerwiegendere Beleidigungen dürfte aber laut Kummer derjenige verantwortlich sein, der das Weite gesucht hat. Was genau derjenige Mamadou an den Kopf geworfen hat, weiß man nicht. „Der Spieler hat gesagt, er will nicht darüber reden.“

„Er hat eine harte Zeit hinter sich“

Es dauert eine Weile, bis die Mitspieler Mamadou beruhigen können. Mamadou ist seit drei Jahren beim SC Lauchringen. Laut Kummer hat er mittlerweile eine eigene Wohnung, einen Job, ist voll integriert. Dass er nicht über die Beleidigung sprechen will, versteht Kummer. „Er hat eine ziemlich harte Zeit hinter sich.“

Am Weg in die Kabine seien die Lauchringen-Spieler zudem angepöbelt worden. Unter anderem mit dem Argument, man habe nur abgebrochen, weil man hoffnungslos in Rückstand lag. Man wollte schließlich nur weg, sagt Kummer. Ohne zu duschen verlassen die Lauchringer das Spielgelände.

Trotzdem sagt er: „Die Mannschaft des FC Weizen hat sich völlig korrekt verhalten.“ Man pflegt ein gutes Verhältnis zu den Weizenern, regelmäßig gebe es eine dritte Halbzeit, schreibt Kummer in einer Stellungnahme an den Südbadener Fußballverband (SBFV), die der Redaktion vorliegt. Darin stellt er auch klar: „Der FC Weizen hat das Spiel verdient gewonnen, an der Spielwertung möchten wir absolut nicht rütteln.“

Darauf, dass seine Elf geschlossen den Platz verlassen hat, ist er stolz. „Jeder kann für sich interpretieren, wie schlimm diese Äußerungen nun waren, für Kebba waren sie furchtbar. Für ihn ist es eine tolle Geste, wie sich seine Mannschaftskollegen hinter ihn gestellt haben.“