Die ersten Prozesse im Zusammenhang mit der Krawallnacht stehen an. Foto: Lichtgut/Julian Rettig (Archiv)

Die Aufarbeitung der Krawallnacht ist vorangekommen: Die ersten Prozesstermine stehen im Oktober und November an. Was wird die Anklage den Beschuldigten vorwerfen?

Stuttgart - Die ersten zwei Beschuldigten, die sich im Zusammenhang mit der Stuttgarter Krawallnacht vor Gericht verantworten müssen, sollen Diebstahl begangen haben. Ein 16-Jähriger und ein 17-Jähriger haben ihre Verhandlungstermine im Oktober und November bereits genannt bekommen.

„Sie waren die ganze Zeit über am Schlossplatz, haben die Krawalle also mitbekommen, davon ist auszugehen“, sagt Melanie Rischke, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart. An den Ausschreitungen, die als Landfriedensbruch eingestuft werden, seien sie jedoch nicht beteiligt gewesen. Beide hätten jedoch die Tatsache, dass Geschäfte demoliert worden waren, ausgenutzt, und dort Elektronikartikel gestohlen.

Handys und Lautsprecherbox gestohlen

Der 16-jährige Beschuldigte soll zwei Handys aufgehoben und eingesteckt haben, die vor der zertrümmerten Schaufensterscheibe eines Geschäfts lagen. Als die Polizei ihn später deswegen festnehmen wollte, habe er Widerstand geleistet, auch das wird ihm zur Last gelegt. Der 17-Jährige soll aus einem zerstörten Laden eine Lautsprecherbox herausgenommen haben.

Die Situation eskaliert nach einem Routineeinsatz

In der Nacht vom 20. zum 21. Juni randalierten mehrere Hundert Personen, überwiegend junge Männer, in der Stuttgarter Innenstadt. Das Geschehen wurde ausgelöst, als sich in der Nähe des Eckensees eine Gruppe gegen die Polizei stellte. Die Beamten wollten dort einen mutmaßlichen Drogenhändler festnehmen. Immer mehr der am See feiernden Menschen solidarisierten sich. Das Geschehen verlagerte sich an den Schlossplatz, wo noch mehr hinzukamen. Die Randalierer griffen Polizisten an, zerstörten Streifenwagen und einen Krankenwagen. Dann zog eine Menge plündernd und marodierend durch die Königstraße und angrenzende Straßen. Der Sachschaden an den Geschäften, Stadtmobiliar und den Polizeifahrzeugen wird auf insgesamt rund 460 000 Euro geschätzt.