Zahlreiche Vertreter von Religionsgemeinschaften waren der Einladung zum Fastebrechen gefolgt. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Auch in Stuttgart ist in den vergangenen Jahren die Tradition des öffentlichen Iftar-Essens, des Fastenbrechens gemeinsam mit Nichtmuslimen, gewachsen. Zu Besuch in einem Kebab-Haus.

Stuttgart-Mitte - Die meisten der mehr als 60 000 Muslime in der Stadt nehmen ihre Mahlzeit zum Fastenbrechen im privaten Rahmen zu sich. Gewachsen ist aber auch die Tradition öffentlicher Iftar-Essen, an denen auch Nicht-Muslime teilnehmen.

Im aktuellen Ramadan geschieht dies etwa im Bürgerhaus Feuerbach, in Flüchtlingsunterkünften oder Restaurants wie Arslans Kebap in der Marienstraße, wo ein solches Fastenbrechen nun bereits zum elften Mal stattfand. Dazu eingeladen hatte dieses Jahr die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) - und mehr als 60 Vertreter anderer Glaubensgemeinschaften, der evangelischen und katholischen Kirche, des Hauses Abraham, aus Gesellschaft, Wirtschaft, Polizei und Politik waren der Einladung gefolgt.

Als „gelebtes Miteinander und Gelegenheit zu Austausch und Begegnung“ wurde das Iftar in einer Reihe von Grußworten beschrieben, und der türkische Generalkonsul Ahmet Akinti betonte: „Es lohnt sich, für einander offen zu sein, unabhängig von Glauben und Herkunft.“

Die Gelegenheit, „auch schwierige Themen unter Freunden zu besprechen“, nutzte Ali Kizikaya, Vorsitzender des Islamrates aus Köln: Angesichts „des Ausschlusses einiger Gruppen vom Rat der Religionen Stuttgart“ nannte er Baden-Württemberg ein „religionspolitisches Entwicklungsland“. Er rief dazu auf, „die demokratische Gesellschaft gemeinsam zu gestalten“.

Nach dem Gebetsruf wurde das Fastenessen serviert: Linsensuppe, ein mit einem Fladen bedeckter Grillteller, Baklawa. Kennzeichnend für den Abend war eine überaus freundliche Atmosphäre und angeregte Gespräche. „Wir dürsten danach, zu zeigen, wie wir wirklich sind“, betonte Kerem Erdogan, als kurz vor Mitternacht die letzten Gäste mit einem Rosenwasser verabschiedet wurden. Er fügte hinzu: „Es war ein wunderbarer Abend, getragen von gegenseitigem Respekt.“