Nani Roma (re.) siegte bei der Dakar 2014, Stephane Peterhansel wurde Zweiter Foto: dpa

Nani Roma erfüllt sich einen Traum und gewinnt erstmals die Rallye Dakar in einem Auto. Doch in die Siegesfeier mischten sich massive Misstöne des Zweitplatzierten Stéphane Peterhansel.

Valparaiso - Stéphane Peterhansel scheut keine derben Worte. „Ich habe schon vor der Rallye gesagt, dass Rang zwei ein Scheiß-Platz ist“, knurrte der Franzose. Der Rekordmann der Rallye Dakar mit elf Triumphen (fünf im Auto, sechs auf dem Motorrad) erreichte mit 5:38 Minuten Rückstand auf Mini-Teamkollege Nani Roma das Ziel. Für den Spanier ging ein Traum in Erfüllung; er widmete seinen ersten Dakar-Erfolg auf vier Rädern seinem verstorbenen Ex-Beifahrer Henri Magne, der 2006 bei einem Unfall bei der Rallye Marokko im Auto von Roma ums Leben gekommen war. „Wir wollten die Dakar gemeinsam gewinnen, nun kann ich diesen Triumph mit ihm nicht teilen“, sagte Roma, „ich bin mir sicher, dass er mir geholfen hat, wo er auch sein mag.“ Platz drei ging an Mini-Pilot Nasser Al-Attiyah (Katar).

Ein Triple für das Team X-Raid, eigentlich hätte in Valparaiso beim Team aus Trebur alles Friede, Freude, Eierkuchen sein müssen. War es aber nicht. In den prickelnden Sieger-Champagner hatte sich nicht nur ein Tropfen Wermut gemischt, sondern gleich einige kräftige Schlucke. Das lag an Peterhansel. Der hatte vor der Schlussetappe noch 26 Sekunden Vorsprung auf Roma, sein Endspurt war aber nicht mehr als eine Spazierfahrt. Der Franzose war ziemlich langsam unterwegs, 30 Kilometer vor dem Ziel stoppte er für fünf Minuten, um Roma vorbeizulassen. Nicht freiwillig; sein Teamchef Sven Quandt hatte es indirekt so befohlen.

Roma verdankt den Erfolg einer Weisung des X-Raid-Chefs. Der 58 Jahre alte Quandt begründete den Beschluss damit, dass der Spanier im vergangenen Jahr den Franzosen sicher ins Ziel navigiert und Platz drei verschenkt hatte. Er wartete zwölf Minuten und spielte Schutzengel für Peterhansel, der die Rallye 2013 gewann. Vor drei Tagen hatte Quandt seinen Fahrern den Plan mitgeteilt, dabei das unbeliebte Wort Teamorder tunlichst vermieden. „Jetzt wird vernünftig gefahren – Nani legt das richtige Tempo vor“, waren seine Worte, die dem zu dieser Zeit führenden Roma den Status quo zusicherten. Peterhansel ballte die Faust in der Tasche, behielt gegenüber den Medien aber die Contenance und kommentierte seine Degradierung mit den Worten: „Er möchte eben drei Mini auf dem Podium haben – und ich bin professioneller Rennfahrer.“ Die Situation spitzte sich jedoch zu, weil der Spanier nach einer Panne auf der vorletzten Etappe den Spitzenplatz an den Rekordsieger verloren hatte. Als loyalem Angestellten blieb Peterhansel auf der Schlussetappe keine Wahl, als durch das Konterkarieren der obersten Wettfahrt-Regel die alte Reihenfolge wiederherzustellen. „Ich respektiere alles“, raunzte er, „bin aber etwas frustriert.“ Und auch Rallye-Veranstalter Etienne Lavigne machte keine Freudensprünge: „Ich bin enttäuscht von dieser Entscheidung.“

Im Motorsport gilt (oft) die Regel: Wer die Rechnung zahlt, bestimmt das Menü. Quandt investiert seit Jahren Millionen, etwa 800 000 Euro kostet der Einsatz eines Mini; also wollte er nicht riskieren, dass sich seine Leute gegenseitig hetzen und womöglich ausfallen. Eine Rallye ist schwieriger zu kalkulieren als ein Grand Prix auf einem asphaltierten Rundkurs. „Die Gefahr, dass bei diesem Speed noch etwas passiert, war zu groß“, sagte Quandt, der als Unternehmer die Maxime ausgegeben hat, dass X-Raid kein Zuschussgeschäft sein darf. Die Refinanzierung wird streng beachtet. Sieben der elf Mini wurden von betuchten Amateuren gelenkt, denen das Abenteuer bis zu 700 000 Euro wert ist. Und ein Dreifach-Erfolg macht Geldgeber glücklich und gefällig, wenn es um den Etat der nächsten Dakar geht. Ob Peterhansel da für X-Raid antritt, ist trotz Vertrags zweifelhaft. Der 48-Jährige bandelt anscheinend mit Dakar-Rückkehrer Peugeot für 2015 an.