Seit 2009 ist Christina Hornung Schulsozialarbeiterin an der Raitelsbergschule. Sie berichtet aus ihrem Alltag. Foto: Achim Zweygarth

Christina Hornung erzählt Arbeitsuchenden von ihrer Tätigkeit.

S-Ost - Die Einstellung zur Schulsozialarbeit hat sich fundamental gewandelt, sagt Klausjürgen Mauch von der Evangelischen Gesellschaft. Er leitet deren Bereich Schulsozialarbeit. „Wenn früher ein Rektor gesagt hat, dass er einen Sozialarbeiter an der Schule hat, kam von anderen Lehrern die Reaktion: „Ich es schon so schlimm bei Euch?“ Heute seien Schulsozialarbeiter im Kollegium angesehen. Die vorherrschende Meinung sei nun, dass sie eine Schule bereicherten, sagt Mauch. Es gibt Schulsozialarbeiter mittlerweile in jeder Werkreal-, in einigen Realschulen und Gymnasien.

An der Raitelsbergschule, einer Brennpunktschule in Stuttgart-Ost, ist Christina Hornung seit 2009 Schulsozialarbeiterin. Sie und ihr Kollege haben eine Vielzahl von Aufgaben. Welche das sind, erzählt Hornung an diesem Vormittag Arbeitsuchenden auf Einladung der Agentur für Arbeit in der Schule. Hornung ist ab der fünften Klasse tätig. Sie führt Einzelgespräche mit Jugendlichen, spricht in Klassen über Mobbingfälle und bietet 20 Kindern mittags Essens und Betreuung an. Außerdem betreut sie ein wöchentliches Schülercafé, ist bei Elterngesprächen dabei und bietet in den Klassen Projekte zum Chatten, zur Aufklärung und Berufsorientierung. Dabei ist sie nur zur Hälfte an der Schule tätig, zur anderen Hälfte in der Mobilen Jugendarbeit im Stuttgarter Osten. Die Aufteilung sieht sie positiv. „Das hat den Vorteil, dass ich Jugendliche den ganzen Tag begleiten kann.“

Am besten sei es, wenn Schüler merken, dass es für sie eng wird und sie freiwillig zu Hornung kommen. Dann könne sie helfen. Hornung bringt es auf den Punkt: „Denn wenn ein Schüler nichts ändern will, funktioniert es nicht.“ Ein ganz wichtiges Feld sei die Berufsorientierung. „Viele Schüler haben ein eingeschränktes Berufswissen. Sie kennen nur Fahrzeuglackierer, Mechatroniker, Kosmetikerin und Friseurin.“

„Wir können die Welt nicht retten. Vieles funktioniert nicht“

Hornung bekommt im Lehrerzimmer mit, wo es gerade brennt. Heidrun Keßler-Bittlinger, die Mitglied im Schulleitungsteam der Raitelsbergschule ist, geht auf die besondere Situation an ihrer Schule ein: „Wir haben kurze Wege und eine schnelle Kommunikation.“ Die Zusammenarbeit funktioniere gut. Hornung bestätigt das: „Wir könnten nicht ohne die Anerkennung der Lehrer arbeiten, weil wir auch Schüler aus dem Unterricht holen müssen.“ Mauch rechnet damit, dass immer mehr Schulsozialarbeiter eingestellt werden.

Illusionen macht sich Hornung nicht. „Wir können die Welt nicht retten. Vieles funktioniert nicht.“ Mauch spricht über Kündigungen von Schulsozialarbeitern. „Wer weniger als fünf Jahre bleibt, beraubt sich der Erfolge.“ Schulsozialarbeitern gehe es mitunter so, dass sie nach längerer Zeit junge Erwachsene treffen, die als Jugendliche Probleme hatten. Mauch: „Dann haben sie eine gute Arbeitsstelle und schieben einen Kinderwagen.“

Jutta Gentsch, die Akademiker bei der Agentur für Arbeit betreut und die Infoveranstaltung organisiert hat, sieht den Beruf des Schulsozialarbeiters als Zukunftsfeld. Sie hat den Eindruck, dass es ein umfangreiches Angebot an der Raitelsbergschule gibt. „Man kann die Welt nicht retten. Aber man kann als Sozialarbeiter Angebote machen.“ Marie-Therese Sager ist eine der Teilnehmerinnen des Informationsvormittags. Die 25-Jährige hat ihr Studium gerade abgeschlossen. Sager ist angetan von der Veranstaltung. „Schulsozialarbeit wäre etwas für mich. Man ist ganz nah dran an den Menschen und ihren Bedürfnissen.“

Berufsprofil Schulsozialarbeiter:

Einstellung
: Schulsozialarbeiter wie Christina Hornung müssen in ihrem Beruf sehr viel reden. Sie erklärt weitere Fähigkeiten: „Wichtig sind Offenheit und eine Wertschätzung gegenüber anderen Lebenskonzepten.“

Strukturiertheit:
Der Terminkalender von Hornung ist sehr voll. „Ich strukturiere meinen Tag selbst“, sagt sie.

Flexibilität:
Mitunter funktioniert Hornungs Arbeitsplan aber nicht wie geplant. „Manchmal bin ich fünf Minuten in der Schule und es ändert sich alles.“ Das geschieht, wenn mehrere Lehrer mit aktuellen Problemen zu ihr kommen. Wichtig sei es, auf dem Laufenden zu bleiben und sich in Themen einzuarbeiten.