Das einstige Kindergartengebäude an der Parkstraße soll abgerissen und durch eine neue Kita ersetzt werden. Im Untergrund befindet sich eine Bunkeranlage. Foto: Jürgen Brand

Im Gebiet Raitelsberg soll eine Tagesstätte für 55 Kinder gebaut werden. In zwei der vier Gruppen werden 0 bis 3 Jahre alte Kinder betreut. Die Pläne für das Gebäude wurden im Bezirksbeirat kritisiert.

S-Ost - Am Stadtviertel Raitelsberg wird eine neue Kindertagesstätte mit Platz für 55 Kinder gebaut, die in vier Gruppen betreut werden sollen. Zwei der Gruppen sind für 20 Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren gedacht, in einer Gruppe werden 15 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren betreut, in der vierten Gruppe 20 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren. Der Neubau wird inklusive Einrichtung und Außenanlagen 3,726 Millionen Euro kosten. Die neue Kindertagesstätte soll im September 2019 eröffnet werden.

Im ehemaligen katholischen Kindergarten wohnen jetzt Flüchtlinge

Das Grundstück zwischen Hack-, Abelsberg- und Parkstraße ist für die Kinder und Jugendlichen in dem Wohnquartier schon immer ein wichtiger Treffpunkt in ihrer Freizeit. Dort gibt es Sport- und Spielflächen, einen vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit Jugendlichen aus dem Viertel gebauten Unterstand und viel Grün. Ein Teil des Grundstücks an der Parkstraße wurde einst von der katholischen Kirche genutzt, die dort einen Kindergarten betrieben hat. Die Einrichtung wurde vor einigen Jahren aufgegeben. Das Gebäude steht noch; dort werden seit einiger Zeit Flüchtlinge untergebracht. Sie sollen dort voraussichtlich noch bis Herbst 2017 wohnen können; dann beginnt nach den jetzigen Planungen der Abriss. Der Altbau muss abgerissen werden, weil er den heutigen Anforderung für eine Kindertageseinrichtung nicht mehr entspricht. Eine Sanierung und Umgestaltung wäre teurer als ein Neubau.

Das Grundstück birgt noch eine weitere Besonderheit: Im Untergrund gibt es eine große alte Bunkeranlage, die nur bei genauerem Hinsehen durch die Zugänge beispielsweise an der Hackstraße erkennbar ist. Dieser Bunker wurde im Juli 2016 aus der Zivilschutzbindung entlassen; das heißt, die Anlage wird nicht mehr für Schutzzwecke benötigt, unterliegt also beispielsweise nicht mehr dem bis dahin geltenden Veränderungsverbot. Die unterirdische Anlage wird aber weiter genutzt: Die Branddirektion der Stadt, die Hundestaffel des Roten Kreuzes und das Zollamt benötigen sie weiter für Ausbildungs- und Übungszwecke.

Der Neubau kann nicht unterkellert werden, der Bunker ist im Weg

Diese Bunkeranlage erschwert einen Neubau auf dem Grundstück allerdings auch. „Es ist statisch nicht einfach, etwas auf diesen Bunker zu setzen“, sagte ein Vertreter des Hochbauamts bei der Vorstellung des Projekts im Bezirksbeirat Stuttgart-Ost am Mittwoch. Konkret bedeutet das, dass der Neubau nicht unterkellert und auch nicht tief gegründet werden kann. Deswegen darf das Gebäude nicht zu schwer sein. Deshalb haben sich die Planer für ein Holzgebäude entschieden.

Entsprechend den Vorgaben des bestehenden Bebauungsplans ist ein zweigeschossiger Neubau mit einem rechteckigen Grundriss vorgesehen. Die Gruppenräume sind nach Süden ausgerichtet. Im Obergeschoss ist ihnen über die gesamte Gebäudebreite eine Loggia vorgelagert, die als Fluchtweg dient und gleichzeitig – über seitliche Treppen – den Zugang zur Außenanlage der künftigen Kindertagesstätte ermöglicht. Während die Südfassade vor allem aus Glas bestehen soll, wird die Nordfassade nach jetzigem Planungsstand einen weitgehend geschlossenen Anblick mit wenigen schmalen, hohen Fensteröffnungen bieten.

Der Bebauungsplan lässt keine andere Form zu

Vor allem diese äußere Gestaltung stieß im Bezirksbeirat, der dem Vorhaben insgesamt zustimmte, auf Kritik. Jörg Trüdinger (SPD) sagte: „Die Kita wird dringend gebraucht, und es ist klar, dass man kostengünstig bauen muss. Das muss aber nicht gestalterisch anspruchslos heißen.“ Ähnlich äußerten sich Thomas Schneider-Graf (Bündnis 90/Die Grünen) und Utz Rockenbauch (SÖS-Linke-PluS). Bernhard Herp (CDU) begrüßte das Projekt, bezeichnete den Anblick der Nordseite aber als „etwas schießschartenartig“. Herp: „Richtig schön ist anders.“

Die Vertreter der Stadtverwaltung sicherten zu, die äußere Gestaltung noch einmal zu überdenken. Ein anderer Baukörper würde jedoch eine Änderung des Bebauungsplans erfordern, wodurch das Projekt um Jahre verzögert würde.