Rainer Adrion hat sich zum VfB Stuttgart geäußert. Foto: Pressefoto Baumann

Sportliche Situation, Jugendarbeit, Vereinspolitik: Ex-Trainer Rainer Adrion hat zu den brennenden Themen rund um den VfB Stuttgart eine klare Meinung – und bedauert unter anderem den Umgang mit Spielern wie Timo Baumgartl.

Stuttgart - Nach seinem denkwürdigen Auftritt bei der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart im Juli hat sich Rainer Adrion erneut mit klaren Aussagen zum Verein mit dem Brustring positioniert. Im VfB-Podcast der Stuttgarter Nachrichten nahm der 65-Jährige unter anderem Stellung zu den Themen Vereinspolitik und Jugendarbeit.

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„Es war nicht meine Absicht, dort Polemik zu betreiben“, so Rainer Adrion mit Blick auf die Versammlung, im Zuge derer Präsident Wolfgang Dietrich zurückgetreten war. „Ich wollte einfach meine Meinung sagen, das hat mir unter den Nägeln gebrannt. Insgesamt sah ich keinen planvollen Aufbau von sportlichem Erfolg.“ Im weiteren Verlauf des Redebeitrags war es zu einem Wortwechsel auf offener Bühne zwischen Adrion und Wolfgang Dietrich gekommen, woraufhin sich der Großteil der anwesenden Mitglieder lautstark hinter den ehemaligen VfB-Trainer stellte.

„Der Verein braucht eine klare Philosophie“

Auch heute sieht der ehemalige U21-Nationaltrainer gute Voraussetzungen für sportlichen Erfolg beim VfB, doch „es muss gemeinsam gearbeitet werden. Thomas Hitzlsperger ist in jedem Fall auf einem besseren Weg. Jetzt braucht der Verein eine klare Philosophie, an der sich die handelnden Personen zu orientieren haben.“

Den Saisonstart des Profiteams von Trainer Tim Walter bewertet Rainer Adrion grundsätzlich positiv. „Mit dem zweiten Platz sieht die Aktualität ganz gut aus“, sagt der Remsecker. „Das Wichtigste insgesamt ist aber die Entwicklung der Mannschaft. Die sportlichen und finanziellen Rahmenbedingungen sind perfekt, und ich denke, dass man den Aufstieg hinbekommen wird. Nur: Dann geht es ja erst richtig los.“

Dass mit Mario Gomez ein früherer Schützling von Rainer Adrion gegenwärtig nur zu Kurzeinsätzen kommt, überrascht den ehemaligen Trainer des VfB II indes. „Wenn man die Grundsatzentscheidung trifft, einen Mario Gomez oder Daniel Didavi zurückzuholen, dann sollten sie auch spielen. Ich kann über den derzeitigen Fitnesszustand von Mario nichts sagen, aber dennoch tut es mir weh, wenn er nicht in der Startelf steht.“

Talente sollten mehr Wertschätzung erfahren

Mit Blick auf die anstehende Wahl des Präsidenten sowie die Bestimmung eines Vorstandsvorsitzenden der AG hofft Rainer Adrion auf gute Lösungen – und rückt die Bedeutung des Vereins in den Fokus. „Der e.V. sitzt im Aufsichtsrat und vertritt die Interessen von rund 70.000 Mitgliedern, den Fans sowie 75,1 Prozent Aktienkapital.“ Der 65-Jährige spricht sich dafür aus, die Position des Vorstandsvorsitzenden erst nach der Präsidentenwahl zu besetzen. „Der Präsident des e.V. ist später ja wahrscheinlich Aufsichtsratsvorsitzender. Den sollte man eigentlich miteinbeziehen in so eine wichtige Entscheidung.“

Auch zu aktuellen und langfristigen Fragen der Nachwuchsarbeit beim schwäbischen Zweitligisten bezieht der Ex-Trainer Stellung. So bemängelt Adrion fehlende Wertschätzung, die einigen VfB-Talenten in jüngerer Vergangenheit seiner Ansicht nach nicht zuteil wurde. Den Abgang von Timo Baumgartl zur PSV Eindhoven bedauert er. „Timo war schon fünf Jahre dabei, man hätte ja auch ihn zum Kapitän machen können. Wenn man einem solchen Spieler die Wertschätzung gibt, wächst er auch mit seinen Aufgaben.“ Ähnlich sei es mit Talenten wie Timo Werner oder Antonio Rüdiger verlaufen. „Letzten Endes muss es darum gehen, die Besten aus der Jugend zu behalten.“

Hier können Sie den VfB-Podcast mit Rainer Adrion in voller Länge anhören: