Mehr Grün und eine behutsame Nachverdichtung – das ist das Ziel das Rahmenplans Talgrund West. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Baubürgermeister Peter Pätzold hat am Samstag bei den Platzgesprächen im West-Quartier über den Rahmenplan Talgrund West gesprochen.

Stuttgart - Der Stuttgarter Westen ist noch immer einer der begehrtesten Bezirke in der Innenstadt. Knapp 50 000 Menschen leben dort, die Beliebtheit zeigt sich nicht zuletzt an den steigenden Immobilienpreisen. „Der Westen ist ein hochverdichteter Bezirk, trotzdem lässt es sich hier gut wohnen“, sagt Peter Pätzold.

Der Baubürgermeister war am Samstag zu Gast bei den Platzgesprächen im West-Quartier. Dort hat er über den Rahmenplan Talgrund West gesprochen, den Versuch der Stadt, die Wohn- und Lebensqualität des Westens zu erhalten und auszubauen. Denn: Der Westen ist voll. Statt noch weitere Häuschen in Hinterhöfe zu bauen oder gar Geschosse oben drauf zu satteln, soll es künftig grüne Dächer und Höfe geben. Nur dort, wo es sich eignet, soll auch gebaut werden. Eine behutsame Nachverdichtung ist das Ziel des Rahmenplans, den das Amt für Stadtplanung gemeinsam mit dem Umwelt- und dem Baurechtsamt ausgearbeitet hat. Der Plan ist eine Orientierungshilfe, Rechtsverbindlichkeit hat er nicht.

Den Westlern ist ihr Bezirk wichtig

Die festgehaltenen Grünflächen sind nicht nur für die Optik und die Freizeitgestaltung wichtig, sondern auch und gerade für die Erhaltung der Frischluftschneisen. Die öffentlichen Flächen wie Parks und Grünanlagen schützen außerdem vor der übermäßigen Aufheizung des Bezirks.

Wie wichtig den Westlern die Lebensqualität im Bezirk ist, zeigt sich am großen Besucherandrang am Samstagnachmittag. „So viele Menschen waren schon lange nicht mehr bei den Platzgesprächen“, sagt Rainer Benz erfreut. 2016 haben er und vier Mitstreiter als das Forum Lebendiger Westen die ersten Platzgespräche im West-Quartier organisiert. Die Gründe waren damals die Verschönerung des Bismarckplatzes und die Mitbestimmung der Anwohner dabei. Das Forum hat Früchte getragen. Knapp 300 Wünsche der Bürger sind in die Ausschreibung der Stadt eingeflossen.

Stadtenwicklung ist auch Sache der Bürger

Ein großes Neubauprojekt – ebenfalls mit Bürgerbeteiligung – ist im Moment die Bebauung des Olga-Areals. „Wir sehen das als Pilotprojekt für die Entwicklung von Wohnen, Arbeiten und Nahversorgung, aber auch für Baugemeinschaften und Bürgerbeteiligung“, sagt Pätzold. Auch hier ist eine üppige Grünanlage eingeplant. Im Hinblick auf die Begrünung meldet sich eine Bewohnerin zu Wort: „Wenn ich aus meinem Fenster schaue, sehe ich einen eher steinernen und zugeparkten Hinterhof. Wie soll man diesen frei bekommen? Sind das alles nur schöne Worte?“ Die Ziele seien nur zu erreichen, wenn auch ein funktionierendes Mobilitätskonzept greift, sagt Pätzold. Er nennt das Parkraummanagement und das Rossbollengässle als Positivbeispiele aus der Vergangenheit. „Jetzt müssen wir den ÖPNV und Carsharing weiter ausbauen“, verweist er auf die Zukunft. Zusätzlich sei jeder Bürger angehalten, sich am kommunalen Grünprogramm zur Förderung der Hof-, Dach- und Fassadenbegrünung zu beteiligen. Das sieht vor, Urban Gardening zu unterstützen, außerdem Eigentümer zu beraten und Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen mit bis zu fünfzig Prozent Zuschuss zu fördern. „Wir brauchen Eigentümer und Bewohner, die mitmachen. Jeder Einzelne ist ein Element im Rahmenplan“, sagt er.

An der Stelle meldet sich Rüdiger Arendt zu Wort, der Sprecher der Projektgruppe Olgäle 2012 e.V.: „Mit dem Bau des neuen Wohnquartiers auf dem Olga-Areal haben wir die Chance wahrgenommen uns einzumischen und unseren Bezirk aktiv mitzugestalten“, sagt er. Das, was dort nun entstehe, sei auch das Ergebnis einer engagierten Bürgerbeteiligung. „Auch hier müssen wir uns einmischen, damit der Rahmenplan mit Leben gefüllt wird. Das ist nicht nur Sache der Stadt sondern auch von uns Bürgern.“ Gerade solche Foren wie die Platzgespräche seien dafür ein geeignetes Mittel, sagt Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle im Anschluss. „Nur wenn wir im Diskus bleiben, kann sich etwas bewegen.“