Die Hinweisschilder verwirren sogar die Obertürkheimer Dieter und Helga Hübner. Foto:  

Ortsunkundige Radler stehen am Karl-Benz-Platz vor einer Herausforderung. Sie finden oft die Fortsetzung des Neckartalradwegs nicht. Die Hinweistafeln am Infoturm verwirren mehr, als dass sie Orientierung bieten.

Untertürkheim - Ferienzeit. Viele Radfahrer aus der Region und weit darüber hinaus zieht es bei den Sommertemperaturen ans Wasser. Der Neckartalfernradweg steht bei Radtouristen aus ganz Deutschland hoch im Kurs. Teilweise schwer beladen mit Gepäck fahren sie von der Neckarquelle bis zur Mündung, nehmen sich Teilstücke vor oder wollen die Landeshauptstadt vom Fahrradsattel aus erleben. Gleichzeitig radeln Menschen aus der Region zur Arbeit, wollen in die Mineralbäder, zum Mercedes-Benz-Museum, in die Innenstadt oder sie kommen von der Remstal-Gartenschau und suchen den Weg von Untertürkheim zurück nach Waiblingen. Der Karl-Benz-Platz ist für alle ein Knotenpunkt. Wer sich dort allerdings nicht auskennt, steht orientierungslos mitten auf dem Platz. „Die Beschilderung ist irreführend“, bestätigen Dieter und Helga Hübner.

Die beiden Obertürkheimer fahren von ihrem Wohnort mit ihren E-Bikes regelmäßig ins Mineralbad Leuze. Dabei treffen sie immer wieder auf Radgruppen, die entweder per Smartphone-App oder mit Landkarten auf dem Platz stehen und verzweifelt nach der Fortführung des Fernradwegs suchen. Kleine, grün-weiße Wegweiser am Infoturm können Anhaltspunkte geben, Sicherheit erhalten die meisten erst nach einem Blick in die Routenbeschreibung.

Viel Gegenverkehr

Die Radler, die von Esslingen kommen, sind Kartenstudium gewohnt. Seitdem die Deutsche Bahn an der Hafenbahnstraße den Stuttgart-21-Tunnel baut, führt die eigentliche, in Reiseführern beschriebene Neckartalrad-Route nämlich nicht mehr entlang des Neckarersatzbaches. Radtouristen werden in Obertürkheim umgeleitet. Sie müssen über die Otto-Hirsch-Brücken, den Imweg und die Augsburger Straße zum Kreisverkehr in der Mettinger Straße fahren. Durch die Unterführung geht es zügig auf den Karl-Benz-Platz zu. Spätestens dort stoßen sie auf querende Fußgänger, die zu den Stadtbahnen oder S-Bahnen eilen. Bei so viel Gegenverkehr werden die kleinen Radwegweiser am Infoturm gerne übersehen.

„Wo bitte geht der der Neckarradweg weiter?“, lautet deswegen eine viel gestellte Frage. Selbst, wenn man die Schilder entdeckt hat, sorgen sie eher für Verwirrung. Die Pfeile geben die Richtung nicht exakt an. Sollen die Radler über den Karl-Benz-Platz zum Arlbergdurchlass oder über den steilen Fußgänger-Steg Richtung Mercedes-Benz-Werk? Die offizielle Route führt tatsächlich über den schmalen Steg. Kindern und konditionsschwachen Radlern verlangt der Anstieg einiges ab. Auf der gegenüberliegenden Seite folgt eine kurvenreiche Abfahrt samt 180-Grad-Wende zum Stadtbad. „Kompliziert und nicht ungefährlich“, sagt das Ehepaar Hübner. Sie kürzen – wie viele Ortskenner – ab. Sie queren den Karl-Benz-Platz zur Lichtsignalampel an der 13er-Haltestelle, warten dort auf „Grün“ und rollen über den Fußgängerüberweg zum Stadtbad, an dem der Neckartalradweg wieder entlang des Flusses weitergeführt wird.

Keinerlei Hinweise

Vor ähnlichen Herausforderungen stehen die Radler, die von Bad Cannstatt neckaraufwärts in Richtung Esslingen fahren. Auch sie werden umständlich über den Daimler-Steg zum Karl-Benz-Platz gelotst. Überhaupt keine Hinweise erhalten die Radtouristen, die zur Landesgartenschau ins Remstal zurückfahren wollen. Das Touristikbüro schlägt ihnen die Route über die Augsburger und die Dietbachstraße nach Fellbach vor. Auf den Radwegtafeln am Infoturm fehlt jedoch jeder Hinweis auf Fellbach oder Remstal. „Sehr unübersichtlich. Dabei könnte man mit farbigen Markierungen auf dem Asphalt bestimmt einiges erreichen“, sagt ein Ehepaar aus Schorndorf, das von den neu-ausgeschilderten Radwegen entlang der Rems schwärmt.