In Ludwigsburg gibt es bereits einige Stationen wie hier in der Grönerstraße. Nun sollen weitere dazukommen. Foto: factum//Jürgen Bach

Mit dem Regio-Rad sollen Biker in der ganzen Region Stuttgart fahren und die Räder dann stehen lassen können. Doch bislang wird dies vor allem in Stuttgart genutzt, im Umland sieht es mau aus. Warum?

Stuttgart/Ludwigsburg - Die Idee klingt gut: In allen großen Städten der Region soll die Regio-Radflotte der Deutschen Bahn verfügbar sein. Ob von Stuttgart nach Esslingen oder von Böblingen nach Ludwigsburg: Schnell und einfach sollen Biker die großen Trassen nutzen, und dort das Fahrzeug an einer Regio-Rad-Station stehen lassen. Doch bislang ist das Regio-Rad mit den Verleihstationen in der Region nicht flächendeckend vertreten. Das Neckartal ist etwa eine Leerstelle, in Esslingen gibt es keine einzige Station.

In Böblingen/Sindelfingen herrschen Pedelec-Stationen der Bahn vor, keine echte Regio-Rad-Ausleihstellen, ebenso in Bietigheim-Bissingen. Ganz düster wird es außerhalb dem Kranz von Mittelstädten rund um Stuttgart, etwa im nördlichen Kreis Ludwigsburg, in Herrenberg oder im Kreis Göppingen, dort ist meistens nur eine Station am Bahnhof oder gar keine zu finden. Das belegen auch die Zahlen: Im Vergleich zur Landeshauptstadt sehen die Kreise drumherum noch blass aus. So haben zwischen Januar und Juni 50 224 Personen innerhalb von Stuttgart das Regio-Rad genutzt. Als nächste Stadt rangiert dahinter Ludwigsburg mit 1469 Leihradnutzern innerhalb des Stadtgebiets. In der Region Stuttgart sind insgesamt 40 Kommunen Partner von Regio-Rad.

Die Mittelstädte wollen jetzt investieren

Zumindest in einigen Städten ist jetzt Abhilfe in Sicht. In Sindelfingen hat die Bahn erst vor wenigen Tagen angekündigt, die Zahl der Verleihstationen deutlich zu erhöhen. In Ludwigsburg soll ebenfalls eine Offensive gestartet werden: Vor allem in den Stadtteilen werden neue Ausleihmöglichkeiten eingerichtet. Außerdem sollen bald auch Lastenräder zum Angebot von Fahrrädern und E-Bikes hinzukommen. Unternehmen, die auf ihrem Gelände Leihradstationen eröffnen wollen, werden unterstützt. Dafür werden jetzt 1,2 Millionen Euro investiert.

Im Ludwigsburger Rathaus hält man das Konzept für attraktiv. Deswegen setzt Matthias Knobloch, der Leiter des städtischen Fachbereichs Mobilität, weiterhin auf Regio-Rad – obwohl es preisgünstigere Konkurrenten auf dem Markt gibt. „Aber Ludwigsburg allein ist zu klein für ein eigenes System“, sagt er.

In Ludwigsburg kommen auch die Stadtteile dran

Im Ludwigsburger Stadtgebiet gibt es bisher sechs Stationen mit Leihrädern oder Pedelecs: am Klinikum, an der Brenz-, Gröner-, Schlieffen-, Linden und Myliusstraße. Im nächsten Schritt sind Stationen in Eglosheim, der West-, Ost- und der Südstadt, in Pflugfelden, Hoheneck, Oßweil, Grünbühl, Neckarweihingen und Poppenweiler geplant. Die Ausstattung soll an die jeweilige topografische Situation angepasst werden. Das bedeutet: In Poppenweiler werden zum Beispiel nur E-Bikes aufgestellt.

Inzwischen gibt es erste Erhebungen, wer das Regio-Rad nutzt. Fast 70 Prozent der Nutzer sind männlich und 46 Prozent zwischen 26 und 35 Jahre alt. Das wurde in einer Sitzung des Ludwigsburger Gemeinderats-Ausschuss für Mobilität deutlich. Was man bisher nicht erfasst hat: Wie lang sind die Fahrtstrecken im Durchschnitt und gibt es bevorzugte Routen? Das ruft Kritiker auf den Plan.

Das Lastenrad kommt

So findet etwa der Freie-Wähler-Stadtrat Andreas Rothacker das Fehlen der Statistiken „ein bisschen schade“. Gabriele Seyfang (CDU) hätte das System gerne so optimiert, dass möglichst wenige nächtliche Transportfahrten anfallen, mit denen die Räder zurückgebracht werden müssen. Und die SPD wünscht sich mehr preisgünstige Angebote für Schulen oder Firmen. Das alles sei in Zukunft nicht ausgeschlossen, sagt Matthias Knobloch, aber noch gebe zu wenig Interessenten.

„Die Nachfrage nach Lastenrädern ist gerade ein großes Thema“, sagt Knobloch. Wo man diese postieren werde, sei noch nicht entschieden. Anders als konventionelle Räder müssten Lastenräder vom Nutzer immer wieder an die Ausgangsstation zurück gebracht werden.

Kritiker bemängeln die Kosten

„Bisher sind nur große Unternehmen wie Mann + Hummel oder Ikea mit dem Wunsch auf uns zugekommen, eine Radstation aufzubauen“, sagt der Fachbereichsleiter. Die Unterstützung soll so aussehen, dass die Stadt den Bau einer Station finanziert. Alle weiteren Kosten muss die Firma tragen. „Um auch kleinere Betriebe zu gewinnen, müssen wir mehr Werbung machen,“ sagt Knobloch.

Auch die Kosten des Regio-Rades sind umstritten. Manche finden es zu teuer, dass ein Nutzer 25 Euro zahlen muss, wenn er ein Rad einen ganzen Tag mietet. Auch die Stadt muss zwischen 5000 bis 11 000 Euro pro Station aufbringen. Das schreckt so manche Kommune ab.