Manche Händler locken mit einer ganzen Woche voller Angebote zum Black Friday. Foto: Getty

Vor allem beim Online-Shopping stößt man immer öfter auf den Black Friday. Was hat es mit dem Tag auf sich, und welche Bedeutung hat er in Deutschland?

Stuttgart - Halloween und Valentinstag. Viele Phänomene sind schon von den Vereinigten Staaten nach Deutschland herübergeschwappt. So auch der Black Friday. In den USA markiert er den Auftakt des Weihnachtsgeschäfts und findet traditionell am Freitag nach dem amerikanischen Erntedankfest Thanksgiving statt. Einzelhändler werben für diesen Tag mit großen Rabattaktionen. Viele Amerikaner nutzen den Brückentag, um erste Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Dabei kommt es regelmäßig zu langen Schlangen und Chaos in den Läden. Ursprünglich soll der Name von amerikanischen Polizisten aus Philadelphia stammen, die damit den Smog und die Abgase am einkaufs- und deshalb verkehrsreichen Tag in der Stadt beschrieben haben.

„Der Black Friday ist hier noch nicht so populär“, sagt Stefan Hertel vom deutschen Handelsverband, „außerdem beginnt das Weihnachtsgeschäft hier schon Anfang November“. Torsten Bornemann, Lehrstuhlinhaber für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Marketing an der Universität Stuttgart, spricht von einem Familienevent und einer starken Ritualisierung in Amerika: „Es ist ein einzigartiges Event in den USA. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in Deutschland jemals die gleiche Bedeutung erlangt.“ Er glaubt eher, dass die Händler das Event importieren, um einen speziellen Tag im „Discount-Dschungel“ zu benennen, an dem die Kunden das Gefühl haben, dass sich Rabattaktionen wirklich lohnen. Denn viele hätten das Gefühl, dass es ohnehin dauerhafte Preisrabatte gebe.

Nicht nur Onlinehändler beim Black Friday dabei

Angebote gibt es vor allem im Internet. Ein Viertel der Online-Händler in Deutschland soll beim Black Friday dabei sein. Das zeigt eine Umfrage des Handelsverbands und des E-Commerce-Centers Köln aus dem Jahr 2015. Der Black Friday findet hierzulande zwar vor allem in Onlineshops statt, aber auch der stationäre Handel springt auf den Zug auf. Die Warenhauskette Kaufhof beispielsweise hat eine ganze „black week“ eingeläutet. Auch das Stuttgarter Einkaufszentrum Milaneo will mit Rabatten Kunden locken und feiert „Your super friday“. Sie distanzieren sich bewusst vom Begriff Black Friday, um markenrechtlich keine Probleme zu bekommen, heißt es seitens des Unternehmens.

Der Begriff als Wortmarke ist geschützt. Die Black Friday GmbH hält die Markenrechte und listet auf der dazugehörigen Website hunderte Shops auf, die an der Rabattschlacht teilhaben. Zusätzlich zum Black Friday, der in den USA seinen Ursprung im stationären Handel hat, gibt es am darauffolgenden Montag den Cyber Monday. An diesem Tag beginnt für den Online-Handel das Weihnachtsgeschäft, was mit Rabatten eingeläutet wird. In Deutschland wird der Cyber Monday ebenfalls „mitgenommen“. Amazon feiert sogar eine ganze Cyber-Monday-Woche.

Experten erwarten Umsatzrekord am Wochenende

Experten rechnen am Black-Friday-Wochenende mit einem neuen Rekord im deutschen Online-Einzelhandel. Laut einer Prognose, die der Online-Marktplatz RetailMeNot in Auftrag gegeben hat, könnten die Umsätze am Wochenende die Eine-Milliarden-Euro-Marke knacken. So wird für das gesamte Wochenende ein Umsatz von 1,08 Milliarden Euro prognostiziert – davon 360 Millionen Euro allein am Freitag. Für Montag erwartet man mit 405 Millionen Euro sogar noch einmal eine Steigerung. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag der Umsatz an dem Wochenende bei 924 Millionen Euro. Das würde ein Wachstum von mehr als 18 Prozent bedeuten.

Legt man den für 2016 von RetailMeNot erwarteten Umsatz im Online-Handel zugrunde (62,5 Milliarden Euro), errechnet sich ein Durchschnittswert von 685 Millionen Euro für vier Tage. Das macht einen Unterschied von mehr als 450 Millionen Euro im Vergleich zum erwarteten Umsatz am Black-Friday-Wochenende. Stefan Hertel vom Handelsverband sieht noch großes Potenzial für die Schnäppchentage, sagt aber auch: „Es steht und fällt mit der Akzeptanz der Kunden“. Es könne sich in beide Richtungen entwickeln. Sommer- und Winterschlussverkauf hätten in Deutschland Tradition und einen immensen Werbewert. Damit können Black Friday und Cyber Monday noch nicht mithalten.