Trainer John Patrick (links) erteilt Emanga Noupoue gute Ratschläge. Foto: Baumann

Die unglaubliche Geschichte des Quirin Emanga Noupoue: Der 18-Jährige bestreitet am Samstag zwei Basketball-Spiele in fünf Stunden, erzielt 26 Punkte und feiert zwei Siege mit Ludwigsburg.

Ludwigsburg - Wie gut, dass Wochenende war. Und damit schulfrei. So kam Ariel Hukporti zumindest nicht in Gewissensbisse. Wie noch am Mittwoch, als der 16-jährige Nachwuchsspieler der MHP Riesen Ludwigsburg in der Champions League gegen Banvit BK ran musste – oder besser durfte – und tags darauf ein Vokabeltest anstand. Am Samstag nun konnte er seine Leidenschaft Basketball in vollen Zügen genießen. Mittags um 17 Uhr in der Regionalliga kurz mal in Möhringen gespielt, ehe es dann die MHP-Arena ging, zusammen mit den Kollegen Lukas Herzog und Quirin Emanga Noupoue, der im Auto noch nicht ahnen konnte, dass er so etwas wie der Star des Abends wurde.

Wie – da lassen wir einfach John Patrick sprechen. „Er war heute so etwas wie unser Schlüsselspieler“, sagte der Trainer der Profi-Mannschaft kurz nach halb elf am Abend, als der Bundesligist die Merlins aus Crailsheim am Ende 82:70 besiegt hatte. Nicht zuletzt dank Emanga Noupoue, so der korrekte Nachname. Der behielt im Gegensatz zu etlichen erfahreneren Spielern die Nerven, als der zwischenzeitliche 43:24-Vorsprung auf drei Punkte geschmolzen war. Drei Versuche, drei Dreier, 100 Prozent Trefferquote und in der Effektivitätswertung (die alle relevanten Statistiken im Basketball vereint) drittbester Riese hinter Lamont Jones und Adam Waleskoski.

Besser als Maxi Kleber

Das ist enorm für einen 18-Jährigen – und verblüffte selbst den erfahrenen Chefcoach. „Ich kann mich nicht erinnern, in diesem Alter einen qualitativ gleich guten Spieler gehabt zu haben.“ Das will was heißen, schließlich hatte Patrick einst in Würzburg bereits einen Maxi Kleber unter seinen Fittichen, der inzwischen für die Dallas Mavericks in der NBA aufläuft. „Ich bin begeistert.“ Viel Lob aus berufenem Munde, auch wenn Patrick nicht gerade der Ruf als Talentförderer vorauseilt, wobei fairerweise gesagt werden muss, dass keinem der früheren vermeintlichen Ludwigsburger Nachwuchshoffnungen anderswo der Durchbruch gelungen ist.

Bei Noupoue könnte das anders werden, die Voraussetzungen sind bestens. Auch weil der Junge weiß, was er will. In die NBA, klar, „das ist der Traum eines jeden jungen Spielers“, sagt er nicht nur, weil am Mittwoch zum Beispiel ein Scout der Oaklahoma Thunder vor Ort war. Seinen Karriereplan hat er präzise gesteuert. Im Sommer hat er sein Abitur gemacht, kein schlechtes mit einem Schnitt von 2,6 und den Lieblingsfächern Ethik und Englisch. Einen Lieblingsspieler indes hat er nicht, ganz bewusst. „Ich bin keiner, der Vorbildern nachahmt“, betont er. Er geht seinen eigenen Weg. Und der hat es in sich. Denn normalerweise spielt er noch im Nachwuchsteam und der zweiten Mannschaft der Riesen (was vom Kader her identisch ist), die in der Regionalliga spielt. Wie am Samstag in Möhringen, wo sie 93:92 siegte und Emanga Noupoue 17 Punkte beisteuerte.

Von Möhringen ab nach Ludwigsburg

„Danach musste es schnell gehen.“ Ab nach Ludwigsburg, wo am Ende des Tages, der bereits morgens um elf mit einem leichten Training bei den Profis begonnen hatte, folgende Bilanz aufleuchtete: Zwei Spiele in fünf Stunden, zusammen 26 Punkte und etwa 45 Minuten Spielzeit. „Das war schon stressig, aber es ging ganz gut, wahrscheinlich auch wegen des Adrenalinausstoßes“ gab sich der Spieler gelassen. Auch vor knapp 4000 Zuschauern zu spielen oder Champions League im russischen Novgorod, hat er längst verarbeitet. „Ich habe da nie gezittert“, sagt er, auch wenn ihm manchmal noch etwas das Selbstbewusstsein fehle. Doch das kommt nach und nach, Patrick ermuntert ihn, mutiger zu spielen. Seinen Platz im Profikader dürfte der Deutsche, der im Elsass geboren wurde und dessen Eltern beide aus Kamerun stammen, sicher zu haben. Zumindest bis zum Ende der Saison.

Dann scheinen sich die Wege zu trennen. Ein Wechsel ist geplant aufs College in die USA, wo sich Studium (internationales Management) und Sport besser vereinbaren lassen. Deshalb hat er auch keinen Profi-Vertrag bei den Riesen unterschrieben, sonst wäre er in den USA für ein Jahr gesperrt. Ganz schön clever. Wohin ihn der Weg führt, weiß er noch nicht, aber dass sich schon viele Unis gemeldet haben. Er hat quasi die Qual der Wahl und sagt nur: „Ich würde gerne in die Sonne.“ Wer nicht?

Am Mittwoch geht es erst einmal Richtung Italien zur Champions-League-Partie in Avellino. Quirin Emanga Noupoue hat seinen Platz im Flieger sicher, im Gegensatz zu dem zwei Jahre jüngeren, aber angeblich noch talentierteren Ariel Hukporti. Für den ist wieder Schule angesagt, er büffelt für die Mittlere Reife.