Andy Gill, Gitarrist der Punkrockband Gang of Four, wurde 64 Jahre alt. Foto: AP/Jason DeCrow

Mit seinem aufgekratzten Gitarrensound prägte er den Stil der Gang of Four bis zuletzt. Nun ist der Musiker Andy Gill gestorben.

New York - Andy Gill, Gitarrist der einflussreichen britischen Punkrockband Gang of Four, ist im Alter von 64 Jahren gestorben. Er sei am Samstag den Folgen einer Atemwegserkrankung erlegen, teilte die Gruppe mit. Seine Bandkollegen würdigten Gills Hingabe an die Musik: Sogar im Krankenhausbett habe er noch Aufnahmen für ein bald erscheinendes Album angehört und die nächste Tour geplant.

Mitte der 70er Jahre taten sich Andy Gill, Sänger Jon King, Drummer Hugo Burnham und Bassist Dave Allen im englischen Leeds zur Gang of Four zusammen, die virtuos Elemente von Rock, Funk, Reggae und R&B vermengte. Ihr Debütalbum „Entertainment!“ von 1979 gilt als eine der bahnbrechendsten Platten der Punk-Ära, das Magazin „Rolling Stone“ führte es 2003 in der Liste der 500 besten Alben überhaupt. Einen Top-40-Hit landete die Band zwar nie, schuf mit Songs wie „Natural’s Not in It“ und „At Home He’s a Tourist“ jedoch bei Kennern beliebte Kultklassiker.

Großen Anteil am Legendenstatus der Gang of Four hatte Gill, der mit seinem scharfen, bisweilen grob und gezackten Gitarrenspiel der Band seinen Stempel aufdrückte. Erst im vergangenen Jahr schrieb die Zeitung „Pittsburgh Post-Gazette“, Gill habe das Instrument mit seinem „stechenden, kratzenden Zugriff und Rückkoppelungs-Hexerei gleichsam zur Waffe“ gemacht.

Die Gang of Four nahmen zwei Alben auf zwei EPs auf, ehe Bassist Allen die Band 1982 verließ, weil er das ständige Touren leid war. Die verbliebenen Mitglieder nahmen eine weitere Platte auf, hörten 1984 dann jedoch auf. Allerdings brachten King und Gill in den 90er Jahren als Gang of Four zwei Alben heraus. Und Gill war das letzte Gründungsmitglied, das mit dem Namen der Band auf Konzertreisen ging.

Wenig Liebe für Coldplay

Die „Gang of Four“ beeinflussten mit ihrem Sound Bands wie LCD Soundsystem, Bloc Party, Futureheads und Franz Ferdinand. Von der Erfolgsformation Coldplay hielt Gills jedoch wenig, wie er 2008 in einem Interview verriet. Die Band finde er „aufgeblasen, rührselig und unerträglich blasiert“, ätzte er. Für ihn sei Coldplay das „klanggewordene Pendant zu verwelktem Spinat“.

Respekt verschaffte sich Gill auch als Produzent. In dieser Funktion wirkte er am 1984 erschienen Debütalbum von Red Hot Chili Peppers mit, auch Bands wie The Jesus Lizard, Stranglers und Killing Joke.

Die aktuellen Mitglieder der Gang of Four - John Sterry, Bassist Thomas McNeice und Schlagzeuger Tobias Humble - fanden warme Worte über den verstorbenen Gill. „Wir werden seine Freundlichkeit und Großzügigkeit, seine furchteinflößende Intelligenz, schlechten Witze, verrückten Geschichten und endlosen Tassen mit schwarzem Tee in Erinnerung behalten. Und zufälligerweise war er auch ein kleines Genie.“