In unmittelbarer Nähe des bestehenden Hornbergbeckens möchte das Schluchseewerk ein zweites und viel größeres Pumpspeicherbecken bauen. Doch das Unternehmen muss sich wohl warm anziehen. Foto: dpa

Auf dem Hotzenwald bei Bad Säckingen soll Deutschlands größtes Pumpspeicherwerk entstehen. Doch nach der dreiwöchigen Anhörung von Behörden und Betroffenen sind noch viele Fragen offen. Was wird aus den Säckinger Heilquellen, was aus den Plänen für die Hochrheinautobahn?

Wehr - Das Braunkehlchen ist 14 Zentimeter groß, 20 Gramm schwer und es könnte die Planer des Schluchseewerks zu einem unfreiwilligen Abflug zwingen. Davon sind jedenfalls Naturschützer überzeugt. Es gebe kaum ein Gebiet, das sich besser als Lebensraum für den kleinen gefiederten Freund eigne als der Gipfel des Hotzenwalds. Ob die Vögel das wissen, ist unklar. Das letzte Braunkehlchen ist vor Jahren auf dem Abhau gesichtet worden. Dennoch, so befindet zumindest der Gutachter vom Bund für Umwelt und Naturschutz, seien damit die Bedingungen für die zwingende Ausweisung eines Vogelschutzgebietes erfüllt – und gleichzeitig alle Pläne für Deutschlands größtes Pumpspeicherwerk (PSW) vom Tisch.

Das Schluchseewerk bleibt optimistisch

Das Braunkehlchen werde das Projekt nicht stoppen, versichert derweil Peter Steinbeck vom Schluchseewerk. Doch in den vergangenen drei Wochen, in denen Experten und Grundstückseigentümer in der Stadthalle von Wehr (Kreis Waldshut) das Für und Wider des auf 1,6 Milliarden Euro taxierten Projekts diskutiert haben, sind eine Vielzahl von Einwänden vorgebracht worden. Viele lassen sich nicht mit einem Machtwort, sondern nur mit Gutachten entkräften. Der Antragsteller müsse noch einmal über die Bücher gehen, sagt Jörg Gantzer, der als Erster Landesbeamter des Waldshuter Landratsamtes die Genehmigungsbehörde vertritt. Es gebe noch eine Reihe offener Fragen. Ein zweiter Anhörungstermin im Laufe des Jahres sei wahrscheinlich, sagt der Behördenchef.

Trotz dieser Ankündigung gibt sich das Schluchseewerk zufrieden. „Wir haben einen formaljuristisch sauberen Antrag vorgelegt“, sagt Steinbeck. Mit Nacharbeiten habe man gerechnet. Sein Unternehmen sei nach wie vor optimistisch, dass die Genehmigung kommt. Im Interesse der Energiewende sei dies auch notwendig.

Die Autobahn kommt in die Quere

Doch daran zweifeln viele Teilnehmer. „Ich habe nicht den Eindruck gewonnen, dass das Projekt momentan genehmigungsfähig ist“, sagt der Bürgermeister von Bad Säckingen, Alexander Guhl (SPD). Die Stellungnahme des Landesgutachters habe deutlich gemacht, dass etliche technische Fragen noch ungeklärt seien. Um die Säckinger Heilquellen abzusichern, muss das Schluchseewerk nun noch Probebohrungen veranlassen. Ein weiteres ungelöstes Problem sei der immense Bedarf an Ausgleichsflächen, der auch die künftige Stadtentwicklung gefährde, sagt Guhl. Zudem gebe es einen Wettlauf mit dem Bund, der für den Bau der A 98 ebenfalls Ausgleichsflächen benötige. „Das Regierungspräsidium hat deutlich gemacht, dass es keinen Quadratmeter hergeben kann.“

Auch die Bürgerinitiative zur Erhaltung des Abhaus sieht nach der Anhörung ihre Bedenken bestätigt und sogar vertieft. Es sei deutlich geworden, dass der Quellberg Abhau nicht zu ersetzen sei. Zudem fehle es am Nachweis der energiepolitischen Notwendigkeit. Selbst der Antragsteller spreche lediglich davon, dass ein PSW südlich der Mainlinie „nützlich“ sei. Für eine Rechtfertigung der voraussichtlich notwendigen Enteignungen sei das zu wenig.