Auch in Karlsruhe wird im Missbrauchsfall von Staufen verhandelt. Ein 44-Jähriger steht dort vor Gericht. Foto: dpa

Handschellen, Klebeband und Gleitgel hatte er für den geplanten Missbrauch dabei. Doch der Mann aus Schleswig-Holstein tappte in eine Falle der Polizei. Im Zusammenhang mit dem Freiburger Missbrauchsfall steht er in Karlsruhe vor Gericht.

Karlsruhe - Der Fall des schwer missbrauchten und an andere Männer verkauften Neunjährigen aus Staufen bei Freiburg beschäftigt auch das Landgericht Karlsruhe: Parallel zum Freiburger Prozess gegen die beiden Hauptverdächtigen hat dort am Montag die Verhandlung gegen einen 44 Jahre alten Elektriker aus Schleswig-Holstein begonnen. Der Mann soll den 39 Jahre alten Partner der Mutter des Jungen im Darknet gefragt haben, ob er das Kind sexuell missbrauchen und danach töten dürfe (Az.: 1 Ks 260 Js 37672/17).

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Weil der 39-Jährige das ablehnte, soll der einschlägig vorbestrafte Mann aus Schleswig-Holstein gefragt haben, ob man alternativ nicht ein anderes Kind gemeinsam entführen könne, um es sexuell zu missbrauchen und anschließend zu töten. „Der Angeklagte war zur Tötung fest entschlossen“, sagte die Staatsanwältin am Montag zum Prozessauftakt.

Angeklagter war bereits einschlägig verurteilt worden

Sie hat ihn wegen Sichbereiterklärens zum Mord, zum sexuellen Missbrauch von Kindern und zur Vergewaltigung sowie wegen Besitzes kinder- und jugendpornografischer Schriften angeklagt. Da er schon zweimal einschlägig verurteilt worden sei und seinen kindlichen Opfern schweren Schaden zugefügt habe, zieht sie eine Sicherungsverwahrung in Betracht.

Die Mutter des Neunjährigen und ihr Partner sollen den Jungen jahrelang missbraucht und über das Darknet anderen Männern angeboten haben. Sie stehen ebenfalls seit Montag - aber in Freiburg - als Hauptbeschuldigte vor Gericht.

Beim Kontaktversuch im Darknet tappte er in die Fall der Polizei

Weil der Verdächtige aus Schleswig-Holstein deren Festnahme nicht mitbekam, tappte er beim erneuten Kontaktversuch im Darknet im vergangenen Herbst in eine Falle der Polizei: Ein verdeckter Ermittler gab sich als Freund der Mutter aus. Unter dessen Decknamen „geiler Daddy“ lockte er den 44-Jährigen nach Karlsruhe.

Beim Treffen in einem Schnellrestaurant im Hauptbahnhof hatte er 500 Euro und die Utensilien für die geplante Vergewaltigung des Jungen dabei: zwei Paar Handschellen, fünf Zentimeter breites Panzer-Klebeband zum Knebeln und einen Lappen sowie einen Liter Gleitgel. Der Angeklagte hatte zuvor geschrieben, er wolle einen „guten Knebel“ mit „drei Mal stramm um den Kopf“ gebundenem Panzerband, so die Anklage.

Insgesamt gibt es acht Tatverdächtige

Seine Anwältin kündigte zu Prozessbeginn an, dass ihr Mandant zur Sache aussagen wolle. Weil er dabei auch über sein Sexualleben Auskunft geben wollte, wurde die Öffentlichkeit auf Antrag der Verteidigung für diesen Teil nach Verlesung der Anklage ausgeschlossen.

Im Zusammenhang mit dem Freiburger Missbrauchsfall gibt es insgesamt acht Tatverdächtige. Angeklagt sind Taten zwischen Mai 2015 bis Ende August 2017.