Für zwei Jahre und drei Monate muss der Angeklagte ins Gefängnis. Foto: dpa

Weil er der Freundin den Erbschmuck geklaut und ihr einen Faustschlag ins Gesicht verpasst hat, muss ein junger Mann aus Kernen jetzt ins Gefängnis.

Waiblingen - Wieder einmal hat der Angeklagte zugeschlagen. Diesmal traf seine Wut einen 27-Jährigen, den er laut Staatsanwalt auf dem Wilhelmsplatz in Stuttgart verprügelt haben soll – und seine damalige Freundin. Bei einem Streit über gestohlenen Schmuck verpasste er ihr einen Faustschlag ins Gesicht. Weil der 20-Jährige unter Bewährung gestanden hatte, wurde er nun wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Diebstahls vom Jugendschöffengericht Waiblingen zu einer Haftstrafe von insgesamt zwei Jahren und drei Monaten verurteilt.

Die Attacke auf dem Wilhelmsplatz im September 2017 wurde nicht mehr weiter verfolgt. Denn alle drei Zeugen konnten den Angeklagten im Saal des Amtsgerichts nicht einwandfrei identifizieren. Und das, obwohl der junge Mann nicht nur an Händen und am Hals, sondern auch im Gesicht tätowiert ist. Dort hat er sich in der Nähe der Augen ein Kreuz und einen Diamanten stechen lassen.

Die Aussagen der Ex-Freundin belasten den Angeklagten schwer

Die Aussagen seiner Ex-Freundin belasteten den Angeklagten dagegen schwer. „Er hat meinen Erbschmuck gestohlen und im Pfandhaus versetzt“, sagte die 17-Jährige. Als sie den Angeklagten zur Rede stellen wollte, soll dieser sie beschimpft und ins Gesicht geschlagen haben. Mit rund 7000 Euro wird der Wert der Schmuckstücke beziffert. Der ideelle Wert sei aber viel höher, sagte die junge Frau.

Der Angeklagte habe ein bewegtes Leben hinter sich, fasste Richter Luippold den Werdegang zusammen. Bereits mit eineinhalb Jahren kam er in eine Pflegefamilie. Es folgten Aufenthalte in Heimen, Wohngruppen, in der Psychiatrie und in der Obdachlosenunterkunft. Derzeit wohnt der junge Mann noch in einer Wohnung der Diakonie Stetten. Dort hätte er ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren können. Doch als bekannt wurde, dass der Angeklagte polizeilich gesucht wird, wurde er vom Dienst freigestellt.

Schuld sei sein Kokainkonsum gewesen, sagte der Angeklagte. „Die Droge verändert den Menschen. Man denkt erst an die Folgen seines Tuns, wenn man wieder aufwacht.“ Den Diebstahl des Erbschmucks räumte der junge Mann ein, aber seine Ex-Freundin wollte er am 31. August des vergangenen Jahres „nur geschubst haben“.

Bei der Gerichtsverhandlung fließen auch Tränen

Bei der Gerichtsverhandlung flossen auch Tränen. Die Mutter der 17-Jährigen berichtete im Zeugenstand, wie sie den Angeklagten mit offenen Armen in der Familie aufnahm, wie sie ihm die FSJ-Stelle bei der Diakonie Stetten besorgte und ihm erlaubte, für ein paar Tage bei ihnen zu wohnen. „Auch die Taufkette meiner Tochter ist jetzt weg. Sie war ein Geschenk von der Uroma“, sagte die 38-Jährige.

Aufgeflogen war der Diebstahl an dem Tag, als der Angeklagte sein Zimmer in der Diakonie Stetten bezog. „Wir waren vorher in einem Tattoo-Studio in Schmiden, da habe ich in seiner Tasche die Playstation meines Bruders entdeckt“, erzählte die 17-Jährige. Zu Hause habe sie dann bemerkt, dass ihr Goldschmuck und eine Perlenkette fehlen. Gemeinsam mit zwei Cousinen ist sie noch am selben Abend zu ihrem damaligen Freund gefahren, um ihn wegen des Diebstahls zur Rede zu stellen.

An der Bushaltestelle kommt es zu einer handfesten Auseinandersetzung

An der Bushaltestelle vor dem Wildermuthhaus der Diakonie Stetten ist es dann zu einer handfesten Auseinandersetzung gekommen. „Er hat mich als Hure beschimpft und mich geschlagen“, erzählte die 17-Jährige. Eine Cousine schilderte, wie die junge Frau nach dem Faustschlag wie betäubt zusammensackte. „Wir mussten sie ins Auto tragen“, sagte die 19-Jährige. Auch ein Messer habe der Angeklagte gezückt und sie damit bedroht.

„Sie haben sich zwei gravierende Straftaten zu Schulden kommen lassen, obwohl Sie unter Bewährung standen“, sagte Richter Luippold bei der Urteilsverkündung. Zudem habe der 20-Jährige mehrere Bewährungsauflagen nicht erfüllt.