Er war Pilot und hat mit Millionen jongliert – jetzt muss Dirk L. ins Gefängnis. Foto: dpa

Jahrelang führte er ein Leben in Saus und Braus, aber eines Tages endete sein Glück als Unternehmer. Nun soll der Millionenbetrüger für Jahre hinter Gitter, das hat ein Düsseldorfer Gericht entschieden.

Düsseldorf - Früher, ja früher, da flog er als Pilot mit Charter-Jets Deutschlands Topmanager durch die Gegend. „Die ganzen Dax-Vorstände“, berichtete Dirk L. Er verdiente prächtig, gründete ein eigenes Luftfahrtunternehmen. Doch eines Tages waren die goldenen Zeiten vorbei: Kunden und Gesellschafter zahlten nicht, seine Firma ging pleite, er verlor seine Fluglizenz.

Seit 2012 sei L. arbeitslos und ohne Einkommen, berichtete die Vorsitzende Richterin des Düsseldorfer Landgerichts am Mittwoch. Das Gericht verurteilte den Mann aus Ratingen bei Düsseldorf als gewerbsmäßigen Millionenbetrüger zu vier Jahren Haft. Doch es dürfte für den 48-Jährigen noch dicker kommen: Ihm droht der Verlust seiner Bewährung für eine Vorstrafe - ebenfalls wegen Betrugs. Dann kämen noch zwei Jahre Haft hinzu.

Von ganz unten nach oben und zurück

Damit nicht genug: Im Prozess hatten sich Zuschauer eingefunden, die berichteten, dem seriös wirkenden Herrn mit Halbglatze noch vor kurzem aufgesessen zu sein. Womöglich wird bald wieder ermittelt gegen den Ex-Piloten.

Bereits 2015 hatte der Mann seine Vermögensauskunft abgeben müssen - früher besser bekannt als „Offenbarungseid“. Als ihn dann auch noch seine Frau vor die Tür setzte, gab es für Dirk L. kein Halten mehr: „Ich stand mit einem kleinen Täschchen auf der Straße.“ Er residierte monatelang in Hotels, ohne sich um die Kosten zu kümmern, die sich auf fünfstellige Beträge summierten. Er kaufte Immobilien für mehr als drei Millionen Euro, beauftragte Innenarchitekten, gab für Möbel einen sechsstelligen Betrag aus, schaffte sich mehrere Autos an.

Schneeballsystem mit Betrug und Täuschung

Wenn die Verkäufer nach Sicherheiten fragten, zückte er Bankbelege, die ihn als Besitzer eines Millionenvermögens in britischen Pfund auswiesen. Die Belege waren gefälscht, wie sich später herausstellte. Das Gericht bezifferte seine Bankschulden am Mittwoch auf 670 000 Euro.

Die Zeugen hätten ihn erstaunlich einhellig als vertrauenswürdige Person beschrieben, resümierte die Richterin. Er sei souverän aufgetreten, habe solvent gewirkt und für ausbleibende Zahlungen immer plausible Entschuldigungen parat gehabt. Einer der von ihm Getäuschten ist ein bekannter Düsseldorfer Schauspieler und Theaterdirektor.

Nur einen Monat nachdem das Amtsgericht den Betrüger 2015 mit großen Bedenken und einer eindringlichen Warnung auf Bewährung verurteilt hatte, legte der so richtig los. Er habe die ganze Zeit auf noch ausstehende Zahlungen aus seiner Unternehmerzeit gehofft, behauptete der Angeklagte. Er räumte beim Prozessbeginn unumwunden ein: „Ich bekenne mich in allen Punkten für schuldig.“ Er habe gehofft, „wieder in altes Fahrwasser zu kommen“ und damit auch seine Ehe noch retten zu können.

Früher Pilot, jetzt Häftling

Im Zuschauerbereich lauschte ein 64-Jähriger den Verfehlungen „mit zunehmendem Entsetzen“. Er habe das Elternhaus des Angeklagten gekauft, und der schulde ihm noch 250 000 Euro, berichtete er. „Das Geld kann ich wohl abschreiben.“ Jetzt sei ihm auch klar, warum er seinen Schuldner nicht mehr erreiche. Seit Ende November sitzt der Ex-Pilot in Untersuchungshaft.