Ein 35-Jähriger, der sich für Gott hielt, steht vor Gericht. Foto: dpa

Eie ganze Latte an Straftaten in geistiger Umnachtung bringen einen an Schizophrenie leidenden Mann vor das Stuttgarter Landgericht.

Prozess - Es war wie ein Albtraum“, sagt das 46-jähriger Opfer, das trotz alledem fest mit einer Zukunft mit jenem 35-jährigen Mann plant, der vor dem Stuttgarter Landgericht auf der Anklagebank sitzt. Jener Albtraum hat im vergangenen Februar seinen Lauf genommen, nachdem Achim P. (Name geändert), dem der Gutachter bescheinigt, dass er unter paranoiden Schizophrenie leide, einige Zeit zuvor seine Medikamente abgesetzt hatte. Sie habe bemerkt, dass ihr Lebensgefährte plötzlich phasenweise nicht mehr er selbst gewesen sei, berichtet sie. Zum Beispiel, als er sich im Wahn und beim Versuch, sie nach einer Trennung wieder für sich zu gewinnen, gegen ihren Willen Zugang zu dem Haus in einem Nachbarort Backnangs verschafft hat, in dem sie nach wie vor mit einem anderen Mann wohnt, mit dem sie noch verheiratet ist.

Ohrfeigen für die Liebste

Sie müsse wieder zu Verstand kommen, forderte er damals, denn er liebe sie. Er packte die Frau, schüttelte sie, gab ihr Ohrfeigen. Die 46-Jährige wurde ohnmächtig. „Das ganze Geschrei und die Situation waren einfach zu viel für mich“, sagt sie vor Gericht. Und sie weicht von dem ab, was sie der Polizei einst berichtet hat: „Vielleicht habe ich ihn doch irgendwie hereingebeten, er stand ja barfuß vor der Tür.“ Die Polizei fand den Mann dann völlig apathisch vor der Haustür vor. Der Angeklagte sagt, er habe nur einzelne Bilder von dem Vorfall im Kopf, aber habe sie wohl geschlagen.

Als Folge seiner psychotischen Schübe, die er inzwischen dank anderer Medikamente nicht mehr erleidet, hat der Mann im Frühjahr eine ganze Latte an Straftaten angehäuft. Etwa einen weiteren Einbruch durch die Kellertür in besagtes Haus, bei dem er auf den Noch-Ehemann einprügelte. „Ich habe mich selbst gefragt, was tust du hier eigentlich“, berichtet er über lichte Momente bei dem Vorfall.

Die Überzeugung im Wahn: Gott muss nicht zahlen

Auch Diebstahl und Betrug gehören zu den Punkten, derer er angeklagt ist. Eine unbezahlte Friseurrechnung etwa, bei der Achim P. im Wahn war, Gott zu sein und deshalb nicht zahlen zu müssen. Oder ein „kostenfreier“ Einkauf in einem Backnanger Drogeriemarkt, wo er in drei Körben völlig wahllos Waren für 1310 Euro anhäufte und damit gehen wollte – „für mich war klar, Gott muss nicht bezahlen“.

Im Plädoyer schlug der Staatsanwalt für den bei den Taten nicht zurechnungsfähigen Kranken eine Unterbringung vor mit der Perspektive, diese für eine stationäre Behandlung in einer Wohngruppe auszusetzen. Der Verteidigerin schwebt eine Bewährungsstrafe vor, „die ich ins Ermessen des Gerichts stelle“, verbunden mit der Weisung eine stationäre Therapie zu beginnen. Das Urteil fällt am Samstag.