Mehrere Anwohner wollen, dass der Biergartenbetrieb eingestellt wird. Foto: Gottfried Stoppel

Der Biergarten im Steinbruchs am Rande des Wohngebiets Trappeler soll nach Vorstellungen der Stadt Weinstadt auch über das Ende der Gartenschau hinaus bleiben. Das stinkt einigen Anwohnern gewaltig.

Weinstadt - Einigen Anwohnern des Wohngebiets Trappeler in Weinstadt-Endersbach stinkt’s – und das im wahren Wortsinn und in mehrfacher Hinsicht. Der Grund ist, dass der benachbarte Steinbruch im Zuge der Remstal-Gartenschau von einem Naturrefugium zum Veranstaltungsort geworden ist mit Biergarten, Bühne, Tiny-House-Ausstellung, Infopoint, Kanuverleih und Toilettencontainer.

„Das war den ganzen Sommer unerträglich“, berichtet eine Anwohnerin. Die einzige Rettung sei die Aussicht darauf gewesen, dass mit dem Ende der Gartenschau am 20. Oktober der Spuk ein Ende habe. Doch nun hätten sie davon gehört, dass es seitens der Stadt Überlegungen gebe, den Biergarten und den Kanuverleih weiterhin aufrechtzuerhalten. Eine Bürgerinitiative will das verhindern, gut 60 Unterstützerstimmen seien bereits gesammelt. Namentlich möchten die Initiatoren allerdings nicht genannt werden.

Stadt bastelt an Konzept für eine Weiterführung der Gastronomie

Die Stadt bestätigt auf Anfrage, dass es entsprechende Überlegungen gebe. „Für eine mögliche Weiterführung des gastronomischen Angebots wird momentan ein Konzept erstellt, das insbesondere die Interessen der direkten Anwohner besser berücksichtigen wird“, lassen der Oberbürgermeister Michael Scharmann und der Erste Bürgermeister Thomas Deißler in einer gemeinsam abgestimmten Stellungnahme mitteilen.

Die Trappeler-Anwohner berichten von andere Erfahrungen. Ignorant habe man sich ihnen gegenüber verhalten und sie mit den Zuständen rund um Biergarten und Kanuverleih allein gelassen. Vor allem wochenends habe Chaos geherrscht – angefangen bei der Parksituation. Zwar hat die Stadt auf dem nahe gelegenen Birkelareal auf der anderen Seite der Rems 400 Stellplätze für die Gartenschausaison eingerichtet. Aber genutzt worden seien dieser wenig. Nicht nur die Straßen seien zugeparkt worden, auch vor privaten Stellplätzen hätten viele Besucher nicht Halt gemacht. „Hochgradig gefährlich“ sei das Parkchaos zudem durch Fußgänger, Rad- und Kanufahrer geworden.

Anwohner erwägen Schadensersatzklage

Lärm vom Biergarten, Aufräumarbeiten bis Mitternacht und Anlieferverkehr am frühen Morgen, Bratfettgestank, morgendliches Kettenrasseln, wenn Kanufahrer ihre Boote startklar gemacht hätten, sowie zurückgelassenen Müll zählen die Initiatoren auf. Das vorherige Naturidyll im Steinbruch sei ein Jahrmarkt geworden, die Flora durch Einschottern der vormaligen Wiese zerstört und Wildtiere vertrieben worden. Für die Anwohner bedeuteten Biergarten und Kanuverleih eine Wertminderung ihrer Immobilien. Daher erwäge man auch eine Schadensersatzklage gegen die Stadt.

Im Zuge der Gartenschau sei ein „erheblicher Mehrwert“ für Gäste in Weinstadt, aber auch für Bürger entstanden, halten Scharmann und Deißler der Kritik der Initiative entgegen. Hierzu zählten der Spielplatz in den Mühlwiesen, die renaturierte Birkelspitze und eben auch die Tiny-House-Ausstellung im Steinbruch sowie der Biergarten am Birkelwehr. Natürlich sei der Stadtverwaltung bewusst, dass die direkten Anwohner durch den Restaurantbetrieb beeinträchtigt worden seien, wofür man um Verständnis bitte.

Die Bühne und die Tiny-House-Ausstellung sollen abgebaut werden, ein gastronomisches Angebot im Steinbruch indes bleiben. Die Kanuroute Weinstadt-Waiblingen sei ebenfalls eine Bereicherung der Tourismuskonzeption und solle im kommenden Jahr fortgeführt werden. Es sei ein Informationstermin für die Trappeler-Bewohner geplant, an dem diese auch Anregungen und Bedenken äußern könnten.

Nabu hat keine Bedenken

Im Endersbacher Wohnbezirk gebe es aber durchaus auch Bewohner, die den Biergarten samt Kanuverleih trotz Parkproblemen und gewissem Lärm als Bereicherung gerne weiter in ihrer Nachbarschaft haben wollten. Das betont etwa der Biergartenanwohner Reiner Schmid. Auch bei der Weinstädter Ortsgruppe des Naturschutzbund (Nabu) sieht man durch den Biergartenbetrieb keine dramatischen Auswirkungen auf Flora und Fauna, Im Gegenteil: „Ich bin ganz zufrieden und angetan“, sagt deren Vorsitzender Hermann Spiess über die baulichen Veränderungen. Klar habe es jetzt im Gartenschaujahr Rummel gegeben und durch Bautätigkeiten hätten sich Tiere erst einmal zurückgezogen. „Aber man kann nicht sagen, dass sie für alle Zeiten vertrieben wurden. Sie gewöhnen sich an den Menschen.“

Abgesehen davon müsse man den Menschen auch Zugang gewähren, um sie für die Natur wiederum zu sensibilisieren. Und hierfür sei einiges dort getan worden. So sei auf seine Initiative hin eine Bretterwand mit Nistkästen aufgestellt worden, um Besucher zu informieren, was sie selbst privat für Vögel tun können. Und das Naturdenkmal? Das betreffe „nur die etwa 20 Meter hohe Böschung des Steinbruchs“, erläutert Spiess. Die Fläche selbst sei vor Jahrzehnten aufgefüllt und in der Vergangenheit landwirtschaftlich genutzt worden, zuletzt als Maisfeld mit wenig ökologischem Wert.