Elternvertreter verstehen nicht, warum die Betreuung eines Kleinkindes so teuer sein muss. Zumal die Zuschüsse des Landes stark angestiegen sind. Foto:  

In L.-E. wird hinter verschlossenen Türen über eine Erhöhung der Entgelte diskutiert. An die Öffentlichkeit soll möglichst wenig davon dringen.

Leinfelden-Echterdingen - Auf den ersten Blick scheint in Sachen Kinderbetreuung in Leinfelden-Echterdingen alles in bester Ordnung zu sein. Bürgermeister Alexander Ludwig hat erst am Dienstagabend in der Sitzung des Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschusses erklärt, dass die Qualität hervorragend sei. Doch unter der glatten Oberfläche brodelt es – auch innerhalb der Verwaltungsspitze.

Anlass für den Ärger ist eine von der Stadtverwaltung ausgearbeitete Gebührenerhöhung und eine dazu passende Präsentation, die Jens Kübler, seit Kurzem Vorsitzender des Gesamtelternbeirats Kindergärten, bereits am 19. September im Ausschuss Örtliche Bedarfsplanung Kindergärten gehalten hat. In diesem Gremium sitzen Vertreter aller Fraktionen, der Verwaltung sowie Elternbeiräte.

Die Elternvertreter sprechen sich nicht nur gegen eine Anhebung der Entgelte aus. Sie wollen vielmehr erreichen, dass die Gebühren für die Kleinkindplätze gesenkt werden. Schließlich weist das Land den Kommunen deutlich mehr Geld für den Betrieb von Kindergärten zu, als noch vor einigen Jahren. Vor allem die Förderung der Kleinkindbetreuung ist angestiegen.

„Ein Kleinkindplatz kostet die Stadt wesentlich weniger, als ein Kindergartenplatz“, sagt der Gesamtelternbeirat der Kindergärten in L.-E gegenüber unserer Zeitung. Und er moniert: „Dennoch sollen Eltern mehr als das Doppelte dafür bezahlen.“ Bereits im Sommer hatten die Elternvertreter die Stadt aufgefordert, ein Stück der Entlastung durch das Land an die Mütter und Väter weiterzugeben.

Mitte September nun soll die Stadtverwaltung in besagtem Kindergartenausschuss ihre Pläne zur Anpassung der Entgelte konkretisiert haben. Laut Gesamtelternbeirat müssten die Eltern dann sechs bis elf Prozent mehr für die Betreuung ihres Nachwuchses bezahlen, je nach Anzahl der Kinder. Es soll überlegt worden sein, die Erhöhung nicht bereits im Frühjahr 2014, sondern im Herbst 2014 vorzunehmen. Also erst nach den Gemeinderatswahlen. Bei einem Treffen zwischen Kindergartenträgern, Stadträten und der Verwaltung vergangene Woche soll die Gebührenerhöhung ebenfalls auf der Tagesordnung gestanden haben.

Die Stadtverwaltung hielt sich zunächst sehr bedeckt. Weder Bürgermeister Alexander Ludwig noch Oberbürgermeister Roland Klenk wollten unserer Zeitung Auskunft zu dem offenbar brisanten Thema geben. Schließlich sei es in den politischen Gremien noch gar nicht beraten worden, hieß es aus dem Rathaus. Später erklärte der OB, dass er sich mit Bürgermeister Ludwig einig sei, dass es eine Erhöhung geben muss. Über die Höhe könne er allerdings nichts sagen. Das Papier des Gesamtelternbeirats kenne er nicht.

Ludwig gab dann doch bekannt, dass er den Stadträten zwischenzeitlich einen Vorschlag zur Gebührenerhöhung unterbreitet habe. Dabei orientiere man sich an den Richtlinien des Städtetags und der kirchlichen Landesverbände. Auf Anregung der kirchlichen Träger sei man geneigt, die Anpassung um ein halbes Jahr und damit in den Herbst 2014 zu verschieben. Das habe nichts mit den Gemeinderatswahlen zu tun. Von einer Senkung der Gebühren für Kleinkindplätze hält der Bürgermeister nichts. Schließlich sollen sich die Eltern weiter an den Kosten der Kommune, die für die Kinderbetreuung anfallen, beteiligen.

Im Verwaltungs-, Kultur-, und Sozialausschuss ist das Ganze am Dienstag auch Thema gewesen – zumindest am Rande. Eigentlich ging es um kirchliche Kindertagesstätten, die derzeit mit finanzieller Unterstützung der Stadt gebaut oder auch umgebaut werden (ein Bericht dazu folgt). Dabei wurde deutlich, dass L.-E. viel Geld in den Ausbau der Kleinkindbetreuung steckt. Laut Manfred Kern, Leiter des Amtes für Schulen, Jugend und Vereine, fließen 2013 und 2014 insgesamt circa 13 Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt in kirchliche sowie städtische Bauvorhaben dieser Art.

Angesichts dieser Zahlen regten die Stadträte Eva Barth-Rapp (Grüne) sowie Walter Reiff (CDU) in der Sitzung an, diese Summe auch in die Diskussion um eine Erhöhung der Kinderbetreuungsgebühren einzubringen. Reiff sagte: „Die Stadt schwimmt eben nicht im Geld.“ Die Entgelte zu senken, hält Barth-Rapp zum heutigen Zeitpunkt nicht für das Gelbe vom Ei, wie sie auf Nachfrage mitteilt. Die Stadträte müssten schließlich das Ganze im Blick behalten. Und dazu gehören eben auch die Investitionen, die die Stadt für den Ausbau der Kleinkindbetreuung leistet.

Der Gesamtelternbeirat, der sich vor wenigen Tagen für das Kindergartenjahr 2013/14 neu aufgestellt hat, will derweil an seinem Protestkurs festhalten.