Szene aus „Wuhan – Chronik eines Ausbruchs“ Foto: SWR/CICC

Ein SWR-Beitrag über den Ausbruch der Corona-Pandemie in Wuhan hat auf Material der chinesischen Propagandabehörden zurückgegriffen. Nun hat der Sender die Ausstrahlung kurzfristig gestoppt.

Stuttgart - Der SWR hat die ursprünglich für diesen Montagabend geplante umstrittene Dokumentation „Wuhan – Chronik eines Ausbruchs“ kurzfristig aus dem Programm genommen. Der Film sollte in der Reihe „Story im Ersten“ ausgestrahlt werden. Es handelt sich um eine Rekonstruktion der Zeit von der Entdeckung und Ausbreitung des Corona-Virus in der chinesischen Stadt Wuhan bis zur Lockerung der Maßnahmen. In mehreren Artikeln hatte die „Süddeutsche“ jedoch kritisiert, dass die private Produktionsfirma, die den Film im Auftrag des SWR produzierte, mit dem China Intercontinental Communication Center zusammengearbeitet habe, einer Abteilung der chinesischen Propagandabehörden. Der Beitrag verfälsche oder verharmlose an mehreren Stellen die Versäumnisse der chinesischen Regierung, Korrespondenten der ARD seien nicht eingebunden gewesen.

Sensible Materiallage

Während der SWR betonte, sich der „sehr sensiblen Materiallage“ bewusst gewesen zu sein und sich mit dem Produzenten auf ein über den üblichen Rahmen hinausgehendes Absichern aller Informationen verständigt zu haben, meldete sich auch der Leiter der China-Delegation des EU-Parlaments, Reinhard Bütikofer, zu Wort: Wichtig sei zu hinterfragen, „durch welche Regularien und insbesondere welche Transparenzregeln ARD-Anstalten sicherstellen, dass sie nicht zu Transporteuren chinesischer Propaganda werden“, zitiert die Zeitung den Grünen-Politiker.

Am Montag reagierte der Sender auf die massive Kritik. Bis zuletzt habe man für die Realisierung dieses wichtigen Projekts gekämpft, heißt es in einer Pressemitteilung. Aber wie man erst am Sonntag erfahren habe, könne die beauftragte Produktionsfirma dem SWR nicht die erforderlichen Rechte am verwendeten Filmmaterial des China Intercontinental Communication Center einräumen: „Damit fehlt eine Grundvoraussetzung für die beim SWR gültigen journalistischen Standards für das Verwenden von fremdem Rohmaterial.“