Ballettstar Eric Gauthier hofft, „dass der künftige Chef oder die künftige Chefin im Rathaus ein Herz für Kultur hat“. Foto: dpa / Bernd Weissbr

Was sagen Stuttgarter Promis zur OB-Wahl? Die Überraschung ist groß, dass Frank Nopper (CDU) im ersten Wahlgang die Konkurrenz so deutlich in den Schatten stellt. Doch viele meinen, dass es spannend bleibt.

Stuttgart - Der Wind hat sich in Stuttgart gedreht, wie die Bergsteigerin und Bildhauerin Heidi Sand am Sonntagabend feststellt: „Nach dem ersten Wahlgang zeichnet sich ab, dass die Stadt den Wechsel will.“ Für Politiker, „die voller Leidenschaft sind“, kann sie sich begeistern. Dies treffe auf Frank Nopper (CDU) zu. Aber auch SPD-Mitglied Marian Schreier, der als parteiloser Kandidat angetreten ist, gefällt ihr. Über das gute Abschneiden des Jungen freut sich die Aktivistin für den Klimaschutz.

Der Ballettstar Eric Gauthier ist überrascht, dass Nopper im ersten Wahlgang so deutlich vorne liegt, will aber nicht sagen, ob er sich darüber freut oder nicht. OB Fritz Kuhn (Grüne) habe sich für den Tanz stets eingesetzt, wofür der Choreograf ihm dankbar ist. Jetzt hofft Gauthier, dass auch sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin „ein Herz für die Kultur“ habe. Dies klinge pathetisch. „Aber man braucht gerade auch in diesen Zeiten Gefühl“, findet er.

„Für Kultur und Soziales wäre Frau Kienzle besser“

Die Schauspielerin Monika Hirschle dachte nicht, dass der CDU-Kandidat seine grüne Herausforderin in dieser Weise abhängt. „Ich habe mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen gerechnet“, sagt der Publikumsliebling der Komödie im Marquardt. Doch es bleibe spannend, erwartet Monika Hirschle: „Denn jetzt hängt es davon ab, wer im zweiten Wahlgang für wen zurückzieht.“

„Dass Ballweg überhaupt Stimmen bekommt, wenn auch zum Glück wenig“ hat Susanne Heydenreich, die Intendantin des Theaters der Altstadt, „schockiert“. Mit Noppers Vorsprung habe sie gerechnet. Er habe auf den Feldern Wirtschaft und Autostadt gepunktet. „Für die Kultur und für Soziales ist es aber besser, wenn Frau Kienzle im zweiten Wahlgang gewinnt“, findet die Theaterchefin.

Timo Steinhauer, Intendant des Friedrichsbau-Varietés, sagt: „Wegen Corona wünschen sich viele eine starke Hand. Da traut man Nopper wohl mehr zu. Das gute Ergebnis von Schreier zeigt, dass die Stadt frischen Wind wünscht.“ Der Blogger Patrick Mikolaj vom Unnützen Stuttgartwissen glaubt, dass „alles noch offen“ ist: „Jetzt kommt es darauf an, wer für wen zurückzieht. Ich wünsche mir einen völligen Neustart. Grüne und CDU hatten wir schon. Wenn Marian Schreier unter anderem die Stimmen von Martin-Körner-Wählern bekommt, könnte er es noch schaffen.“

„Stolz auf Stuttgart, dass für Ballweg und Kaufmann nichts zu holen gibt“

Stefan Wolf, der designierte Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, kennt Frank Nopper seit Studientagen: „Wir haben gemeinsam Jura in Tübingen studiert.“ Über all die Jahre habe er dessen Arbeit verfolgt. Nopper habe in Backnang als OB für alle und nicht als Parteisoldat so gute Arbeit geleistet, dass er der richtige Mann für Stuttgart sei. Trotzdem werde es noch mal spannend im zweiten Wahlgang, erwartet Wolf, wenn Kienzle Stimmen wohl von Rockenbauch, Körner oder Schreier auf sich ziehen könne.

Festwirtin Sonja Merz freut sich, dass Frank Nopper vorne liegt. Dass er so deutlich führt, hat die Gastronomin „sehr überrascht“. Bei den jungen Wählern komme Marian Schreier sehr gut an, sagt sie, dies sei möglicherweise auf Kosten der grünen Kandidatin geschehen. Jetzt ist sie gespannt, welche Bewerber bis Mittwoch erklären, ob sie noch mal antreten.

„Ergebnis zeigt, wie unzufrieden man in Stuttgart mit Kuhns Politik ist“

Serkan Eren, der Aktivist der Hilfsorganisation „Stuttgart helps“ (Stelp), ist stolz auf Stuttgart, „weil es für Ballweg von den Querdenkern und Kaufmann von der AfD in unserer Stadt nichts zu holen gibt“. Für seine Hilfsaktion sei der Ausgang des ersten Wahlgangs gut: „Unter den vier Kandidaten, die vorne liegen, haben uns drei besucht und ihre Unterstützung zugesagt.“ Der Vorsprung von Frank Nopper überrascht Andreas „Bär“ Läsker nicht. „Dies liegt vor allem an der Unzufriedenheit mit Kuhns Politik“, sagt der Fanta-Manager, normalerweise ein Wähler der Grünen. Die Welt brauche weiterhin grüne Ideen, aber eine Stadt „muss auch überleben können“, betont „Bär“ Läsker.

Am meisten überrascht ist Wolfgang Kuhn, der Ex-Chef der Südwestbank, der heute in mehreren Aufsichtsräten sitzt, von Schreiers gutem Abschneiden. Kuhn kann sich vorstellen, „dass dieser in acht Jahren in Stuttgart wieder antritt.“ Für Körner, für das andere SPD-Mitglied, sei der Ausgang „eine Klatsche“.

Magier Thorsten Strotmann hat am Sonntagabend gesagt: „Wir brauchen keinen Bürokraten oder Paragrafenreiter, sondern jemanden, der verändert und verbessert. Dies traue ich Herrn Nopper eher zu als Frau Kienzle.“ Und Veranstalter Christian Doll kommentiert: „Ich habe mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen gerechnet und bin sehr überrascht. Wichtig ist es für die Veranstaltungsbranche, dass der oder die Neue was für uns tut.“