So wie auf dieser Animation könnte die Welle aussehen. Foto: Neckarwelle/Lg /Oliver Willikonsky

Das Team Neckarwelle erhofft sich eine breitere Unterstützung durch die Gründung eines Vereins. Doch selbst wenn der Gemeinderat Geld für eine Machbarkeitsstudie bereitstellen sollte, ist das Ziel noch in weiter Ferne.

Stuttgart - Die Eisbachwelle in München war eine eigenmächtige Aktion: Der Urbayer Walter Strasser soll in den 1980er Jahren mit einem Presslufthammer angerückt sein und eine Eisenbahnschwelle ins Flussbett montiert haben. Lange war das Surfen dort nur geduldet. Erst 2010 erklärte der damalige Münchner OB Christian Ude das Surfen an der Stelle für legal.

Im Juli hat das Team Neckarwelle erstmals sein Konzept vorgestellt

Halblegale Nacht- und Nebel-Aktionen sind natürlich bei Stadtverwaltungen und Lokalpolitikern wenig populär. Das Team Neckarwelle um den Sprecher und Ingenieur Volker Sellmeier hat deshalb für eine mögliche Stuttgarter Surfwelle ein ausführliches Konzept ausgearbeitet, viel gerechnet und dieses in den vergangenen Monaten allen zuständigen Gremien präsentiert. Im Juli hatten die Initiatoren in Untertürkheim ihren Entwurf für eine Flusswelle im Neckar erstmals vorgestellt.

Um rechtlich besser aufgestellt zu sein, hat das Team diese Woche den Verein Neckarwelle gegründet. „Wir waren bisher ja nur ein loser Haufen von Surfbegeisterten“, sagt der 37-jährige Sellmeier. Nun sei der Austausch mit Gemeinderat und Verwaltung doch wesentlich einfacher. Der Verein will die Projektumsetzung der Welle begleiten und vorantreiben, aber auch viele Angebote rund ums Surfen und den Wassersport anbieten.

Der Verein will die Umsetzung der Welle eng begleiten

Das nächste Ziel ist es, die noch notwendige Machbarkeitsstudie im Auftrag des städtischen Sportamtes zu entwickeln. Derzeit laufen die Haushaltsberatungen in Stuttgart. Die Neckarwelle habe aber über alle Fraktionen hinweg Anklang gefunden, sagt Sportamtsleiter Günther Kuhnigk. In der ersten Lesung wurde sie durchgewinkt, die endgültige Entscheidung fällt am 15. Dezember in der dritten Haushaltslesung. Für rund 94 000 Euro soll die Machbarkeit der Welle untersucht werden. Der Bau einer Neckarwelle sei damit aber noch keinesfalls genehmigt, betont Kuhnigk.

Was genau beinhaltet so eine Machbarkeitsstudie? Laut Sellmeier braucht es ein Verkehrs- und Umweltgutachten ebenso wie ein Gesundheitsgutachten. Außerdem funktioniert die Funktionalität der Welle ja bisher nur auf dem Papier. Relevant sei vor allem, so Sellmeier, welche Auswirkungen es auf das Kraftwerk der EnBW habe, wenn man den Neckar für die Welle um einen Meter anstauen müsse.

Außerdem ist der Neckar bisher nicht als Badegewässer freigegeben. Regelmäßige Messungen zur Wasserqualität gebe es wohl eher nicht, vermutet Sellmeier. Diese müsse natürlich in Untertürkheim über einen längeren Zeitraum untersucht werden. „Die Frage ist natürlich, ob der Neckar wirklich Badewasser braucht, damit wir surfen können“, ergänzt er. Da auf dem Neckar auch Paddler unterwegs sind, hält er die Wasserqualität aber für ausreichend.

Bevor es überhaupt an eine Realisierung geht, sind noch einige Gutachten notwendig

Ein Umweltgutachten ist nötig, weil natürliche verschiedene Tiere am und im Wasser leben. „Wir müssen prüfen, ob eine Fischtreppe nötig ist“, sagt er. In Hannover habe man mit dem im Neckar geplanten verstellbaren System eine Surfwelle entworfen, die nachts abgeschaltet werden soll. „Da können die Fische dann ungestört passieren.“ Und natürlich – so ist es in München der Fall – halten sich an einer Surfwelle oft mehr Zuschauer als Surfer auf. Die brauchen irgendwo Platz. „Auch die Parkplatzsituation müssen wir überprüfen“, sagt Sellmeier. Insgesamt sind mehrere Einzelgutachten notwendig. Nicht unerheblich sind die Kosten: „Da geistern hohe Summen durch den Raum – bis zu einer siebenstelligen Zahl“, sagt Kuhnigk. Aber: „Der politische Wille zur Umsetzung ist da.“ So eine Welle habe „eine besondere Attraktivität“ für eine Stadt, passe gut zu OB Kuhns Vorstellung von einer „Stadt am Fluss“.

In den vergangenen Jahren habe man viele Angebote geschaffen, um die Stadt für Sportler attraktiver zu machen wie zum Beispiel die Downhill-Strecke, zwei Golf Driving Ranges oder die geplante Super X-Strecke in Münster. Kuhnigk: „Die Neckarwelle wäre eine gute Ergänzung.“

Termin: Am Samstag, 16. Dezember, findet von 19 Uhr an die Gründungsparty des Vereins in der Kneipe Mata Hari, Geißstraße 3, statt.