Die Geflüchteten werden auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz vorbereitet. Foto: dpa/Marijan Murat

Beim Projekt CAR in Deizisau soll Geflüchteten eine berufliche Perspektive gegeben werden. Die Nachfrage ist so groß, dass es eine Warteliste gibt.

Deizisau - Sie stellen Seife, Taschen oder Keramikschalen her. Beim Projekt CAR, was für Coaching, Alltagsbewältigung und Ressourcenorientierung steht, werden seit April Geflüchtete in Deizisau (Kreis Esslingen) auf eine Weitervermittlung in einen Schul-, Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsplatz vorbereitet. Kürzlich feierte die Bruderhausdiakonie den Start des Projekts, das zunächst für drei Jahre finanziert ist. Dass die Auftaktveranstaltung erst jetzt stattfand, sei der langen Renovierungszeit des Gebäudes geschuldet gewesen, sagte die Projektleiterin Karolina Altenburger. Seit Januar werde das Haus, das ursprünglich abgerissen werden sollte, für eine weitere Nutzung ausgebessert.

Der erste, fünfmonatige Durchgang mit 20 Teilnehmern aus Ländern wie Syrien, Afghanistan oder Gambia wurde kürzlich abgeschlossen. Der neue Durchgang, der Anfang Oktober startete, war rasch mit Teilnehmern gefüllt. „Wir haben schon eine Warteliste“, verrät Karolina Altenburger, die auch die Idee für CAR hatte. Die Soziologin erklärt, was das Projekt für die Teilnehmer bedeutet: „Wenn jemand an dich glaubt, verleiht es einem Flügel.“ Bis heute hat das Projekt ein Netzwerk mit 18 örtlichen Firmen gegründet, die einen Übergang aller Teilnehmer in die Arbeitswelt erleichtert. „Wir lassen niemanden einfach so aussteigen“, betont die Leiterin.

Die Teilnehmer arbeiten dreimal in der Woche

Dreimal in der Woche kommen die Teilnehmer in das Gebäude neben der Asylbewerberunterkunft in Deizisau, um mit Holz, Keramik, der Nähmaschine und bald vielleicht auch in einer Fahrradwerkstatt zu arbeiten. Angeleitet werden sie von sogenannten Dozenten auf Honorarbasis. Hinter den Kulissen arbeiten ferner vier hauptamtliche und weitere sechs ehrenamtliche Mitarbeiter bei dem Projekt.

CAR mildere den Druck der Perspektivlosigkeit, unter welcher viele Geflüchtete, ob mit oder ohne Bleibeperspektive, litten, wie die Leiterin der Bruderhausdiakonie in der Region Stuttgart, Ute Schwarzkopf-Binder, während der Eröffnungsfeier erklärte. „Es sind Mitbürger, die unserer Zuwendung und Begleitung bedürfen“, sagte sie. Allerdings sei die Teilnahme am Projekt nicht allein für Geflüchtete offen. Generell könnten alle jungen benachteiligen Menschen teilnehmen, betonte Schwarzkopf-Binder.

Der Bürgermeister Thomas Matrohs erklärte, dass die Auftaktveranstaltung „ein schöner Tag für unsere Gemeinde“ sei. Während seiner Ansprache vor rund 50 Gästen erinnerte der Schultes an die schwierigen Anfänge der Asylbewerberunterkunft in der Sirnauer Straße nach der Flüchtlingskrise von 2015. Das Landratsamt brachte in der Deizisauer Unterkunft Geflüchtete mit problematischem Verhalten unter, die nicht in anderen Gemeinschaftsunterkünften bleiben sollten. Der evangelische Pfarrer Clemens Grauer erinnerte ebenfalls an die Geschichte des Gebäudes, in welchem er noch vor wenigen Jahren verzweifelten und am Boden zerstörten Menschen begegnet sei. Nun werde im selben Gebäude Menschen neue Hoffnung gegeben. „Dieses Haus kann ein Hoffnungshaus sein“, meinte er.

Das Projekt ist momentan auf drei Jahre finanziert

Momentan ist das CAR-Projekt auf drei Jahre finanziert. Der Löwenanteil kommt mit 300 000 Euro von der Aktion Mensch. Ferner beteiligen sich der Europäische Sozialfonds mit 50 000 Euro und die Gemeinde Deizisau mit 60 000 Euro an der Finanzierung. Wie es nach drei Jahren mit dem Projekt weitergeht, ist derzeit noch offen. Die Leiterin Karolina Altenburger hofft, in Zukunft einen Teil der laufenden Kosten durch den Verkauf der hergestellten Waren decken zu können. Ab Dezember möchte der örtliche Arbeitskreis Asyl immer freitags die produzierten Artikel im CAR-Gebäude neben der Asylunterkunft in der Sirnauer Straße gegen eine Spende anbieten.