15 Wohnungsvermittlungen sind das Ziel in diesem Jahr. Foto: dpa/Martin Schutt

Das Projekt Türöffner will Mieter, die sonst schlechte Chancen auf dem Wohnungsmarkt haben, und Vermieter zusammenbringen. Der katholische Stadtdekan, Christian Hermes, appelliert an die Kirchenmitglieder, die Wohnraum haben, sich zu beteiligen.

Stuttgart - Sozial Schwache haben es auf dem Stuttgarter Wohnungsmarkt besonders schwer. Gleichzeitig gibt es das Phänomen, dass Wohnungen leer stehen, weil Eigentümer vor der Vermietung zurückschrecken. Ein neues Projekt der Caritas, des katholischen Stadtdekanats und der Kirchengemeinden will hier ansetzen und brach liegenden Wohnraum für das Klientel erschließen. Zwar könne man als Caritas und Kirche das Problem nicht lösen und die Versäumnisse der Kommunen ausgleichen, so der Caritasdirektor Raphael Graf von Deym, bei einem Pressegespräch im Haus der Katholischen Kirche. Aber man wolle sich auf den Weg machen, „auch wenn es nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein ist“.

Türöffner heißt das beim Freiwilligenzentrum Caleidoskop der Caritas angesiedelte Projekt, das im April gestartet ist. Die wichtigsten Vorarbeiten, wie das Anlegen von Datenbank und Homepage, sind abgeschlossen, nun will man in die Offensive gehen – und gerade die eigenen Netzwerke nutzen: vor allem die Kirchengemeinden. Auch Stadtdekan Christian Hermes unterstützt das Projekt: Er appelliert an die Kirchenmitglieder, die Wohnraum haben, sich zu beteiligen und „Türöffner“ zu werden. „Eigentum verpflichtet“, betont Hermes. Es könne nicht sein, dass nur noch Familien der höchsten Einkommensschicht sich hier eine Wohnung leisten könnten.

15 Wohnungen sollen in 2020 vermittelt werden

Finanziert wird das Türöffner-Projekt durch den Förderfonds „Bezahlbarer Wohnraum“ der Diözese Rottenburg-Stuttgart (Gesamtvolumen fünf Millionen Euro). In fünf Jahren fließen daraus 500 000 Euro allein nach Stuttgart. Für das Projekt kommen laut Caritas bezugsfertige und sanierungsbedürftige Wohnungen infrage. Vermittelt würden diese an Mieter, die auf dem freien Markt kaum Chancen haben, wobei dies in Stuttgart auf „ein breites Spektrum“ zutreffe, so Ulrike Holch, die Leiterin des Freiwilligenzentrums: von der Flüchtlingsfamilie mit vielen Kindern, über die alleinerziehende Krankenschwester und die Rollstuhlfahrerin bis zu Mitarbeitern der Caritas selbst, die auch Probleme hätten, bezahlbaren Wohnraum zu finden. So sei eine Mitarbeiterin über das Projekt schon versorgt worden. Graf von Deym hofft, dass man in Stuttgart an die Erfolge aus der Region anschließen kann: in Ludwigsburg läuft die „Wohnraumoffensive“ schon länger – 78 Menschen wurden untergebracht.

Falls eine Sozialbetreuung des potenziellen Mieters erforderlich ist, übernimmt diese die Caritas, dafür werde ein eigener Betreuungsvertrag geschlossen. Was den Mietvertrag selbst angeht, ist es auch möglich, dass der Caritasverband als Mieter auftritt und die Wohnung anschließend untervermietet. Die Caritas hofft allerdings, sollte es zu Mietausfällen kommen, das Risiko nicht selbst tragen zu müssen. „Es stünde der Landeshauptstadt gut zu Gesicht, wenn sie uns dieses Risiko abnimmt“, sagt der Caritas-Direktor, entsprechende Gespräche wolle man „mit Nachdruck führen“. Er stellt aber auch klar: „Wir wollen kein Maklerbüro werden, das den Eigentümer vom Vermieterrisiko entlastet.“ Stattdessen laute die Devise: „Tausche Sinn gegen Mietvertrag.“