Wie man mit wenig Geld auskömmlich wirtschaftet und wie man einen Schuldenberg abträgt, dabei hilft die Kreisdiakonie. Foto: dpa

Jugendliche geraten leicht in die Schuldenfalle. Die Kreisdiakonie Esslingen versucht, ihnen da wieder herauszuhelfen.

Esslingen - Der erste Handyvertrag ist für Jugendliche und junge Erwachsene meist der Eingang. Der Eingang in eine verwirrende Welt des Konsums für die einen, und der Eingang in die Schuldenspirale für die anderen. Der Grund, warum die Kreisdiakonie Esslingen ihr zunächst auf drei Jahre befristetes Projekt „Cashflow“ in diesem Jahr noch mal verlängert hat, liegt auf der Hand. Die jugendliche Kundschaft geht ihr nicht aus.

Der 24-jährige Rumäne Peter M. kam im Jahr 2003 aus Spanien nach Deutschland, um hier zu leben. Obwohl er praktisch kein Einkommen hatte, schloss er einen Handyvertrag und kaufte online Dinge auf Pump. Als er einen Fernseher bezahlen wollte, platzte sein Kreditrahmen.

Zunächst scheint der Schuldenberg unüberwindlich

Und nun? Eberhard Haußmann, der Chef der Kreisdiakonie Esslingen, weiß, dass Jugendliche oder junge Erwachsene sich sehr schwer damit tun, Ämter und Dienststellen aufzusuchen. Er weiß auch, dass die Schuldnerberatung der Diakonie eine zweijährige Wartezeit hat. Eine Zeit, die schon für die Erwachsenen viel zu lang ist und für Jugendliche noch viel mehr. Deswegen sind es oft Lehrer oder Betreuer, die von den Nöten ihrer Schüler oder Lehrlinge erfahren und dann die Schuldnerberatung einschalten.

Das neue Projekt heißt „Benefit“. Die Kreisdiakonie hat es personell aufgestockt, es wird durch die Kirchensteuer und Spenden finanziert, die zum Teil auch von unserer Zeitung kommen. So warten die Jugendlichen nur 14 Tage, bis sich Mitarbeiterinnen der Diakonie um sie kümmern. Eine von den Helfern ist Lena Stumpp, 27. Als sich Peter M. an sie wandte, hatte er bereits 2500 Euro Schulden bei einem Einkommen von etwa 800 Euro. Ein Berg, der unüberwindlich schien. Doch wie bei jeder Bergtour beginnt die Reise mit kleinen Schritten. Schritte, die von Lena Stumpp begleitet werden.

Zunächst ging es darum, Peter M. den Umgang mit dem Geld beizubringen, jeden Monat eine Aufstellung von Einnahmen und Ausgaben zu machen. Die Bedeutung von abstrakten Zahlen auf dem Konto in konkretes Verhalten überzuführen, ein Gefühl für Geldwerte zu vermitteln. Doch damit nicht genug. Überschuldete Menschen verkriechen sich innerlich, machen keine Post mehr auf, weil sie wissen, dass da schon die nächste Mahnung drin liegt. Auch das gehört zur Arbeit von Lena Stumpp dazu, „die Leuten müssen lernen, sich den Schulden zu stellen.“

Mit den Gläubigern verhandeln

Im nächsten Schritt geht es darum, mit den Gläubigern zu verhandeln. Ihnen klar zu machen, dass bei einem Einkommen von 800 Euro nicht allzu viel zu holen ist. Sie schließt Vergleiche ab, hofft darauf, dass die Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten, damit sie überhaupt etwas bekommen. Letztlich ist das die Tätigkeit einer Bankmanagerin, nur dass sie deutlich schlechter bezahlt ist. Lena Stumpp jedoch hat einen ganz klaren moralischen Kompass und sich entschieden, auf der Seite der Schwachen zu stehen.

Sie hat Peter M. fast zwei Jahre lang begleitet und ihm sogar beigebracht, wie man etwas Geld anspart, damit man bei unvorhersehbaren Ausgaben nicht wieder ins Straucheln kommt. Den nächsten Schritt muss Peter M. selbst tun. Er muss sich entweder einen Job suchen oder eine Ausbildung. Peter M. entschied sich für den Job. Demnächst gibt es ein Vorstellungsgespräch, Peter M. ist sicher, dass er das schafft.