Der Schlagzeug-Virtuose Colin Currie kommt nach Ludwigsburg. Foto: PR

Die Ludwigsburger Schlossfestspiele 2018 machen sich auf „Ins Ungewisse . . .“. Der Intendant Thomas Wördehoff will Risiken eingehen und ungewöhnliche Verbindungen wagen.

Ludwigsburg - „Stille ist heute radikaler als Lärm.“ Ein Satz, den man – neben anderen bedenkenswerten – im jetzt veröffentlichten Programmheft der Ludwigsburger Schlossfestspiele 2018 findet und der einen erst mal stutzen lässt, bis sich das Erkenntnisfenster öffnet. Er stammt von dem Pianisten Nils Frahm, der in diesem Jahr in Ludwigsburg debütieren wird. In seiner subtilen Subversivität könnte er aber auch vom Festspielintendanten Thomas Wördehoff stammen, der mit Frahm die Leidenschaft teilt, über die Grenzen vermeintlich fest zementierter Genres zu blicken. Risiken eingehen, Gegensätzliches miteinander konfrontieren, auf dass damit Verbindendes ans Licht komme – diese Haltung drückt auch das Festspielmotto für 2018 „Ins Ungewisse . . . “ aus. Was er gar nicht möge, so Wördehoff bei der Vorstellung des neuen Festspielprogramms, seien „Sparkassenkonzerte“: bei denen man genau wisse, was am Ende herauskommt.

Ein Konzept, das Wördehoff schon seit seinem Amtsantritt konsequent verfolgt und mit dem er, gegen mancherlei Widerstände aus der Lokalpolitik, den Schlossfestspielen mittlerweile jenes Profil verliehen hat, das man sich für Ludwigsburg immer gewünscht hat. Dazu gehört, dass auch große Namen der Klassikwelt eingeladen werden – aber eben nur dann, wenn sie ins Konzept passen.

Das Festspielorchester spielt viermal

In der neuen Saison werden das etwa der Geiger Pinchas Zukerman sein, der im Duo mit seiner Frau, der Cellistin Amanda Forsyth, beim Abschlusskonzert am 21. Juli mit dem Festspielorchester Brahms’ Doppelkonzert op. 102 aufführen wird. Das hat unter dem Chefdirigent Pietari Inkinen einen früher kaum für möglich gehaltenen künstlerischen Aufschwung genommen. Dass es in der kommenden Spielzeit aber statt der ursprünglich geplanten zwei nun sogar vier Konzerte spielen wird, habe, so Wördehoff, mit dem Engagement von Sponsoren zu tun. So gibt es neben dem Eröffnungskonzert am 3. Mai und dem Open-Air-Dauerbrenner mit Feuerwerk auch einen Abend mit Beethovens Fünfter sowie einem Konzert für Schlagzeug und Orchester des Finnen Kalevi Aho, Solist ist der nach Wördehoffs Meinung „beste Schlagzeuger der Welt“, der Brite Colin Currie.

Insgesamt ist das neue Festspielprogramm eine wohl abgewogene Mischung aus Bewährtem und Neuem. Rasch ausverkauft dürften die Konzerte mit Christina Pluhars L’Arpeggiata oder den Bläsern von Mnozil Brass sein, auch Alain Platel mit seinem Ballettensemble, das Danish String Quartet und der Pianist Igor Levit machen abermals Station in Ludwigsburg. Spannend könnten aber gerade jene Veranstaltungen werden, die, dem Festspielmotto entsprechend, ungewöhnliche Verbindungen wagen: wenn etwa Hans Magnus Enzensberger mit der Südtiroler Banda Franui das deutsche Kunstlied unter die Lupe nimmt oder Rebekka Bakken norwegische Volksmusik auf Spuren von Blues untersucht. „Es scheint immer unmöglich, bis man es gemacht hat“ – ein anderer Spruch aus dem Programmheft. Nelson Mandela hat ihn gesagt.