Logo der deutschen Bank an Filiale in Frankfurt Foto: dpa

Wieder einmal machen Gerüchte in Zusammenhang mit der Deutschen Bank die Runde. Wird Deutschlands größtes Institut seinen Privatkunden den Laufpass geben?  

Frankfurt - Die Deutsche Bank ist im Umbruch. Wohin die Reise genau geht, ist noch offen. Radikale Einschnitte im Privatkundengeschäft sind nicht ausgeschlossen.

Anshu Jain und Jürgen Fitschen halten sich bedeckt. Derzeit arbeite man „mit Nachdruck“ an der nächsten Phase der Strategie, sagt Jain, mit Fitschen Co-Chef der Deutschen Bank. Tatsächlich ist der Umbau der Bank eine Enttäuschung. Jain und Fitschen haben ihre Ergebnis- und Renditeziele verfehlt, weltweit hinken sie hinter weit den Konkurrenten aus den USA hinterher. In Deutschland gilt die Postbank eher als Last, denn als wertvoller Bestandteil der Bank. Am Freitag diskutierte der Aufsichtsrat dem Vernehmen nach über die Strategie, vor allem über das Privatkundengeschäft. Wird es sogar abgespalten?

Das Investmentbanking – das Kapitalmarktgeschäft und die Betreuung von Großkunden bei ihren weltweiten Geschäften – stehen nicht zur Debatte. „Warum sollte man sich einen Banksektor leisten, der nur national ausgerichtet ist“, sagt Jain. Im Investmentbanking wolle man der US-Konkurrenz nicht das Feld überlassen. Er warnt vor einem „weiteren US-Monopol wie beim Internet“.

Damit scheint klar: Die neue Strategie, die Jain und Fitschen vermutlich bis Ende April präsentieren werden, zielt fast allein auf die Privatkundensparte. Dem Vernehmen nach werden drei Ideen debattiert. Option eins, angeblich die wahrscheinlichste: Zusammen mit der Postbank wird eine Privat- und Geschäftskundenbank geformt, die abgespalten und an die Börse gebracht werden soll. Es wäre mit 27 Millionen Kunden in Deutschland und anderen europäischen Ländern ein schlagkräftiges Institut.

Käme es zu dieser Lösung wäre die Deutsche Bank zwar vermutlich weiter Hauptaktionär der neuen Privatkundenbank. Aber sie würde sich direkt nur noch mit dem Investmentbanking, dem Zahlungsverkehr und der Betreuung reicher Kunden befassen. Das aber widerspricht dem Konzept einer weltweit tätigen Universalbank, dass vor allem Co-Chef Fitschen hochhält. Deshalb gibt es Option zwei: Dabei würde die bisherige Tochter Postbank vollständig in die Privatkundensparte integriert. Auf diesem Weg ist die Deutsche Bank mit der Zusammenführung der jeweiligen IT schon ein großes Stück vorangekommen. Allerdings hätte eine Integration dem Vernehmen nach einen erheblichen Stellenabbau zur Folge, in der Management-Etage und in den Filialen. Eine Postbank-Zentrale mit eigenem Vorstand und eigene, derzeit in Postfilialen angegliederte Postbank-Ableger würden überflüssig. Erheblicher Widerstand der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat, der Betriebsräte und der Gewerkschaften wären sicher.

Bliebe Option drei: Die Deutsche Bank verkauft die Postbank. Es sich müsste sich ein Käufer finden, der bereit wäre, mindestens 6,4 Milliarden Euro auf den Tisch zu legen. So viel hatte die Bank vor fünf Jahren dafür gezahlt. Beobachter rechnen nicht mit einem radikalen Schnitt. „Eine Neuausrichtung der Bank erwarten wir ebenso wenig wie einen Verkauf der Postbank“, sagt Stefan Bongardt, Analyst bei Independent Research. Ein Patt im Aufsichtsrat zwischen Investmentbankern und Anhänger des Universalbank-Modells sieht Dieter Hein vom Analysehaus Fairesearch. „Am Ende wird nicht viel passieren, bis auf eine weitere Restrukturierung“. Dabei seien Jain und Fitschen mit ihrem bisherigen Konzept “krass“ gescheitert.