Die Queen und ihr Gatte Philip lieben ihre motorisierte Unabhängigkeit. Foto: Getty

Zwei Tage nach seinem Unfall auf einer Landstraße sitzt der 97 Jahre alte Prinz Philip Berichten zufolge schon wieder am Steuer. Viele Briten stört das.

London - Dem schweren Autounfall der letzten Woche nahe Schloss Sandringham ist Prinz Philip offenbar halbwegs unversehrt entkommen. Ernste Verletzungen trug er den Ärzten zufolge keine davon. Dafür hat der Ruf des Gemahls der Königin seit dem Unfall umso mehr gelitten. Fast könnte man glauben, Philip habe alles darangesetzt, der Krone neuen Schaden zuzufügen – mit einem Verhalten, das viele Briten verblüfft und manche gegen ihn aufgebracht hat.

Noch hat niemand Philip die Schuld an jenem Unfall direkt zuweisen wollen, obwohl er offenbar beim Einbiegen auf eine Landstraße einen dort fahrenden Kleinwagen nicht sah. Rechtsexperten rieten dem 97-Jährigen, sich zerknirscht zu zeigen und seinen Führerschein freiwillig abzugeben, um nichts zu riskieren und guten Willen zu demonstrieren.

Das entsprach aber keineswegs den Vorstellungen Philips, von dem die Nation natürlich weiß, dass er schon immer seinen eigenen Willen hatte. Bereits am Tag nach dem Unfall, am Freitag, wurde in Sandringham ein Ersatz-Land-Rover angeliefert.

Ob es sich dabei um einen besonders ausgestatteten Neuwagen (im Wert von 77 000 Euro) handelte oder um den Wagen, in dem Philip im Sommer rund ums schottische Balmoral zu kutschieren pflegt: Die Eile, mit der dieser Ersatz angefordert worden war, löste doch Überraschung aus.

Der Prinz fegt über die Straßen – ohne Sicherheitsgurt

Noch überraschter waren Philips Landleute, als am Samstag Fotos zeigten, dass der betagte Prinz bereits wieder solo über englische Straßen fegte. Gesichtet wurde er auf einem durchs Sandringham-Gelände führenden öffentlichen Sträßchen – und auch noch ohne Gurt. Der Polizei blieb nichts anderes übrig, als in Sandringham vorstellig zu werden und Philip eine Verwarnung zu erteilen. Man habe „dem Fahrer“ des betreffenden Wagens „ein paar geeignete Ratschläge gegeben“, meinten die Beamten höflich hinterher. Zu diesem Zeitpunkt waren auch Bilder vom Tag des Unfalls aufgetaucht, auf denen die Queen am Steuer ihres eigenen Land Rovers zu sehen war, gar nicht weit von der Unfallstelle entfernt, und ebenfalls ohne Gurt.

Da die Königin vom Gesetz nicht belangt werden kann (es wird schließlich in ihrem Namen gesprochen), braucht sie keine Verwarnung zu befürchten. Am Samstag sah man sie dann wieder über Land fahren, diesmal immerhin brav angeschnallt. Nicht sehr klug fanden es auch viele Briten, dass die immerhin auch 92-jährige Monarchin und ihr Mann ungeachtet des Unfalls vom Donnerstag weiter ihre motorisierte Unabhängigkeit glauben herausstreichen zu müssen. Bei der Karambolage mit Philip zog sich die 46-jährige Sozialhelferin Emma Fairweather im Wagen, mit dem der Prinz zusammenstieß, immerhin einen Handgelenkbruch zu.

Das Unfallopfer wartet auf eine Entschuldigung

Ihre Freundin, die 28-jährige Fahrerin des Wagens, kam mit Schnittwunden davon, während ihr neun Monate altes Kind unverletzt blieb. Aber Fairweather hielt nicht zurück mit ihrer Frustration über die Reaktion des Prinzen und der britischen Öffentlichkeit.

Schließlich, erklärte sie, hatte es sich um einen so schweren Unfall gehandelt, dass ohne Weiteres jemand hätte ums Leben kommen können. Sie selbst habe unmittelbar nach dem Zusammenstoß das Gefühl gehabt, dass Augenzeugen sich nur um den anderen Wagen, den auf die Seite gekippten Land Rover, kümmern wollten. Sie habe mehrfach geschrien: „Holt das Baby raus!“

Außerdem sei in der Folge in den Medien immer nur von Prinz Philips Unabhängigkeit die Rede gewesen – während sie selbst erst einmal nicht zur Arbeit gehen könne und ihr einer ihrer Söhne beim Waschen und Anziehen helfen müsse. Das gebrochene Handgelenk bereite ihr „eine Menge Schmerzen“. Aber noch nicht einmal persönlich gemeldet habe sich Philip bei ihr.

„Dabei liebe ich die Royals. Es hätte für mich die Welt bedeutet, wenn Prinz Philip Sorry gesagt hätte. Jetzt hab ich keine Ahnung, ob es ihm überhaupt leidtut.“ Ein Kärtchen oder einen Strauß Blumen hätte er ja wohl schicken können, fand sie.

Bei Hofe bestand man darauf, dass beide Parteien nach dem Unfall „gute Wünsche ausgetauscht“ hätten. Aber Fairweather zufolge hatten die Windsors nur einen Polizeibeamten damit beauftragt, den beiden Frauen mitzuteilen, dass man „an sie denke“ in dieser Situation.