Der Unternehmer Gerald Schatz setzt auf Betten ohne Schrauben. Foto: Gottfried Stoppel

Eine Bett, das ohne eine einzige Schraube funktioniert: Die kleine Schorndorfer Möbelfirma Tojo hat mit diesem und anderen Produkten schon knapp 30 Preise abgeräumt – und spielt jetzt bei der Produktgestaltung in einer Liga mit Riesen wie Porsche, Festo oder WMF.

Schorndorf - Um die Philosophie der Möbelfirma Tojo zu erklären, muss man nur die Geschichte von „Parallel“ erzählen. Acht verschiedene Designpreise hat das Bett eingeheimst – vom Red Dot Award über den German Design Award bis zum European Product Design Award. Dabei ist das Möbelstück denkbar schlicht. Es besteht aus zwei verschiedenen Teilen: Den Latten, die die Liegefläche bilden, und die Bretter, auf denen das Bett steht. Das Bett funktioniert ohne eine einzige Schraube, sondern wird einfach zusammengesteckt.

Entworfen wurde es nicht etwa von hochdekorierten Designern, sondern von Innenarchitektur-Studentinnen im Rahmen eines Seminars. „Ich habe den Entwurf bei der Präsentation gesehen und dachte: Das passt perfekt zu uns“, sagt Gerald Schatz, der Inhaber von Tojo. Der Schorndorfer ist kein Designer oder Schreinermeister – er hat Betriebswirtschaft mit Fachrichtung Bau studiert und ist mittlerweile zusammen mit seinem Vater Ulrich geschäftsführender Gesellschafter der Schatz-Gruppe.

So fing für die Schorndorfer Möbelfirma alles an:

Noch als Student half Gerald Schatz bei einem Umzug mit und wuchtete ein sperriges Bett durch ein Treppenhaus. Dabei entstand die Idee, ein Bett zu entwickeln, das sich auf einer Schulter transportieren, sich leicht aufbauen und verstauen lässt, das bezahlbar ist und trotzdem gut aussieht. Zwei Studienfreunde erarbeiteten den Entwurf, er ließ den ersten Prototyp bauen – und wurde für diese Idee auf Anhieb vom Design-Center Stuttgart mit dem internationalen Designpreis ausgezeichnet. Auf der darauf folgenden Messe verkaufte er in zwei Tagen die ersten 62 Betten.

Das ist 18 Jahren her, „aber wir sind unseren Grundsätzen von damals immer treu geblieben. Man wird bei uns keinen schweren Mahagonitisch mit goldenen Schrauben finden“, erzählt Gerald Schatz, der jedes Jahr etwa zwei bis drei neue Möbelstücke auf den Markt bringt.

Mittlerweile gibt es nicht nur Betten, sondern auch Regalsysteme, Tische, Schränke und Kleinmöbel. Preislich sind diese so gestaltet, dass sich die breite Mittelschicht die Möbelstücke leisten kann – das preisgekrönte Parallel-Bett gibt es ab 475 Euro. Die Linie der puristischen Möbel ist klar: „Bei uns ist kein Teil umsonst da, alles hat eine Funktion“, sagt Gerald Schatz, der mit verschiedenen Designern zusammenarbeitet – mit manchen schon seit vielen Jahren, andere kommen neu dazu.

Auch die Designer werden fair entlohnt

„Wir bekommen jedes Jahr 50 bis 100 Einsendungen und schauen, was zu uns passt. Ich nehme nur Sachen auf, die mir gefallen“, sagt Schatz, der dabei angesichts der insgesamt knapp 30 erhaltenen Designpreise schon oft den richtigen Riecher hatte. „Ich glaube, dass ich einen guten Geschmack habe. Das ist meine Gabe“, sagt er und lacht.

Zu seiner Philosophie gehört es, Designer fair zu entlohnen. Deswegen bekommen auch die Studentinnen, die das Parallel-Bett entworfen haben, eine Lizenzgebühr, „von der sie lebenslang profitieren werden“, sagt der 45-Jährige. Und Gerald Schatz legt Wert darauf, dass die Möbel gut zu transportieren sind. Sein erstes Bett lässt sich so geschickt verpacken, dass 20 Stück auf eine einzige Palette passen. Kompakt aufgestellt ist auch die Firma an sich: „Wir sind sieben Mitarbeiter und wachsen ganz langsam“, sagt Gerald Schatz, der in Deutschland und Norditalien fertigen lässt.

Ein riesige Bestätigung sei es gewesen, dass Tojo vor zwei Jahren vom Rat für Formgebung in „Die großen deutschen Marken“ aufgenommen wurde. „Da war auch der Vater stolz“, sagt Gerald Schatz, der zwar von Anfang an Preise bekommen hat, aber trotzdem um Anerkennung für seine Firma kämpfen musste. Die Zeiten sind längst vorbei – und Gerald Schatz hat noch jede Menge Ideen für die kommenden Jahre. Der nächste Schritt soll ein eigener Online-Shop sein.