Prälatin Gabriele Arnold kämpft gegen die Diskriminierung von Schwulen und Lesben. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Die Diskussion in der evangelischen Kirche über den Umgang mit der Homo-Ehe ist zuletzt etwas ruhiger geworden. Doch im Hintergrund soll Landesbischof Frank Otfried July intensiv in Gesprächskreisen um eine Lösung ringen, wie es aus Kirchenkreisen heißt.

Stuttgart - Die Diskussion in der evangelischen Kirche über den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Paaren oder der sogenannten Homo-Ehe ist zuletzt etwas ruhiger geworden. Doch im Hintergrund soll Landesbischof Frank Otfried July intensiv in vielen Gesprächskreisen um eine Lösung für die Zukunft ringen, wie es aus Kirchenkreisen heißt.

Aber nicht nur hinter den Kulissen wird gearbeitet. Auch die jeweiligen Interessensgruppen versuchen, den Diskurs in ihrem Sinne weiter zu treiben. Zuletzt positionierte sich die Initiative Regenbogen (IR) im Hospitalhof mit einer Erfolgsmeldung: Seit der Gründung der Initiative im Juli 2016 mit 16 Gemeinden sei die Zahl kontinuierlich gewachsen. „Inzwischen zählen wir in allen vier Prälaturen 58 Gemeinden, die sich der Initiative Regenbogen angeschlossen haben“, sagt IR-Sprecherin Judith Quack. Dieser Trend sei durch die synodale Entscheidung im Herbst 2017 verstärkt worden, die eine öffentliche Segnung von homosexuellen Paaren verhinderte. „Ziel ist es“, so Quack, „darauf hinzuwirken, dass kirchenrechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die der Diskriminierung von Lesben und Schwulen – sei es im Pfarrhaus oder in der Kirchengemeinde vor Ort – ein Ende setzen.“

99 Luftballons als Zeichen der Hoffnung

Diese Forderung untermauerte die Initiative mit einem symbolischen Akt der Hoffnung: Aus dem Hospitalhof heraus stiegen am Abend 99 regenbogenfarbene Luftballons gen Himmel. Mehr noch: das Grußwort zur Aktion sprach Prälatin Gabriele Arnold, die zuletzt Schirmherrin des Stuttgarter Christopher Street Days war. „Die Kirche lebt und wächst von unten. Deswegen begrüße ich die Initiative Regenbogen ausdrücklich.“ Die Frage nach dem Umgang mit Menschen dieser Community sei keine Frage des Zeitgeistes, sondern eine zutiefst geistliche Frage: „Dabei geht es um die Kirche selbst.“

Gleicher Meinung ist auch Eberhard Schwarz, Pfarrer der Hospitalkirche: „Die Antworten auf diese Fragen haben einen viel größeren Symbolwert – sie haben eine globale Relevanz. Und selbst die Bayern haben eine Lösung gefunden.“

Arnold geht einen Schritt weiter: „Das ist nicht nur eine symbolische Frage, sondern eine Nagelprobe.“ Für die Kirche und die Gesellschaft. Spitz fragt sie daher: „Wie können wir von der Gottesebenbildlichkeit und Gleichberechtigung reden und doch zugleich weiterhin diskriminieren?“

Prälatin spürt Rüchenwind

Sowohl die Prälatin als auch die Initiative Regenbogen spüren den Rückenwind einer breiten gesellschaftlichen Mehrheit. Selbst Bischof July habe nach Herbstsynode von einer „repräsentativen Stimmungslage an der kirchlichen Basis und einer breiten Mehrheit, die anders denkt“, gesprochen. Zudem hätten sich zuletzt mehr als 80 Prozent der Dekane und mehr als 90 Prozent der Schuldekane für eine öffentliche Homo-Segnung ausgesprochen. Darunter auch der Stuttgarter Stadtdekan Søren Schwesig.

Gabriele Arnold hält es daher nicht für unmöglich, dass es noch vor der Synode im Dezember 2019 zu einer Lösung des Problems kommt. Spätestens dann aber sehen liberale Kräfte in der Landeskirche eine neue Chance für ein verändertes Abstimmungsverhalten. Denn bisher hat der konservative Gesprächskreis „Lebendige Gemeinde“ die Mehrheit im Kirchenparlament. Diese könnte sich nach den Kirchenwahlen 2019 jedoch ändern. Für Herbert Mohs, Kirchengemeiderat der Stuttgarter Thomasgemeinde, wäre das ein Fortschritt: „Wir als Gemeinde empfinden eine undifferenzierte Verurteilung von Schwulen und Lesben als gravierend ungerecht.“