Verzweifelt kämpfen Feuerwehrmänner gegen die Flammen. Foto: AP

Die Rettungskräfte in Portugal stehen vor einem flammenden Inferno. Sie kommen bei der Bekämpfung der Waldbrände kaum voran. Die Zahl der Todesopfer steigt indes weiter an.

Lissabon - Die schwersten Waldbrände seit mehr als 50 Jahren haben in Portugal mindestens 62 Menschen das Leben gekostet. Etwa 30 von ihnen wurden getötet, als sie von den Flammen in ihren Autos eingeschlossen wurden, wie das Innenministerium am Sonntag erklärte. Der portugiesische Ministerpräsident Antonio Costa sprach von der größten Tragödie seit Jahren. Die Regierung rief eine dreitägige Staatstrauer aus.

Rund 700 Feuerwehrmänner waren im Einsatz gegen die Brände, die in der Gegend um die Kleinstadt Pedrógão Grande wüteten, etwa 150 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Lissabon. Auf einer Straße zwischen Figueiró dos Vinhos und Castanheira de Pera wurden die Menschen in ihren Autos von den Flammen überrascht. Fernsehbilder zeigten Menschen auf einer Straße, die versuchten, dem dichten Rauch zu entkommen. Drei weitere Menschen starben nach Angaben eines Mitarbeiters des Innenministeriums an Rauchvergiftung. Die anderen Todesopfer wurden außerhalb ihrer Autos oder im Wald gefunden.

„Schlimmste Tragödie seit Jahren“

Auslöser der Flammen war möglicherweise ein Blitzeinschlag, wie die Polizei mitteilte. Ermittler hätten einen Baum entdeckt, der während eines sogenannten Trockengewitters getroffen worden sei. Dabei verdunstet der Regen in der heißen Luft, noch bevor er auf dem Erdboden ankommt.

Isabel Brandoa wohnt in der Gegend und erklärte, sie habe um ihr Leben gefürchtet. „Gestern sahen wir das Feuer und dachten, es wäre noch weit weg“, sagte sie. „Ich hätte nie gedacht, dass es zu uns kommen würde.“ Seit 03.30 Uhr am Morgen sei sie wach und habe ständig Angst gehabt, dass die Flammen sie erreichten würden. „Wenn es geregnet hätte, wäre das alles nicht passiert.“

Der portugiesische Ministerpräsident Antonio Costa sprach von der schlimmsten Tragödie seit Jahren. Die Rettungskräfte hätten derzeit Schwierigkeiten, das betroffene Gebiet zu erreichen, weil das Feuer heftig wüte, sagte Costa. In der Region habe es wegen der Wälder schon viele Brände gegeben, sagte der Bürgermeister von Pedrógão Grande, Aldemar Alces, „aber wir können uns nicht an eine Tragödie von diesem Ausmaß erinnern“. In den vergangenen Tagen war es in der Region bis zu 40 Grad heiß. Der Zivilschutz hatte am Freitag vor einer erhöhten Waldbrandgefahr gewarnt.

Auch Bundesregierung bietet Hilfe an

Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy zeigte sich erschüttert über das Unglück im Nachbarland. „Das portugiesische Volk kann auf unsere Solidarität und unsere Unterstützung zählen“, twitterte er. Die Europäische Union sagte Portugal angesichts der Waldbrände Hilfe zu. Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Christos Stylianides, sprach den Portugiesen sein Mitgefühl aus und erklärte, die EU stehe bereit. Ein spanisches Löschflugzeug unterstützte bereits am Sonntagmorgen die Brandbekämpfung, die Ankunft eines weiteren wurden erwartet. Auch Frankreich entsandte drei Flugzeuge.

Die internationale Anteilnahme war groß. So erklärten der französische Präsident Emmanuel Macron und der indische Ministerpräsident Narendra Modi ihr Mitgefühl mit den Opfern. Papst Franziskus betete in Rom vor Tausenden Menschen auf dem Petersplatz für die Opfer.

Nun hat auch die Bundesregierung Portugal Hilfe beim Kampf gegen die schlimmen Waldbrände angeboten. Das schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert am Sonntag auf Twitter. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe gegenüber dem portugiesischen Ministerpräsidenten António Costa zudem die Anteilnahme der Deutschen zum Ausdruck gebracht. Bei dem Feuer knapp 200 Kilometer nordöstlich von Lissabon starben Dutzende Menschen.