Porsche spart mit der Verlagerung Kosten, sagt Produktionschef Reimold. Foto: lichtgut/Jan Reich

Einst galt die Produktion des Porsche Cayenne an einem deutschen Standort als unverzichtbares Qualitätssiegel. Für die dritte Generation des Cayenne ist „Made in Germany“ nicht mehr so wichtig.

Stuttgart - Das Porsche-Werk in Leipzig wurde vor 17 Jahren eigens für den Geländewagen Cayenne gebaut. Der damalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sang beim ersten Spatenstich das Hohelied auf den Standort Deutschland. „Made in Germany ist für Porsche kein Lippenbekenntnis, sondern ein knallharter Wettbewerbsfaktor“, betonte Wiedeking. Nur mit deutscher Qualitätsarbeit „können wir einen Premiumpreis für ein Premiumprodukt rechtfertigen.“ Genau genommen wurden in Leipzig allerdings nur der Motor und das Fahrwerk eingebaut. Der Großteil der Fertigung fand im slowakischen VW-Werk Bratislava statt.

Mit der dritten Generation des Cayenne endet nun die Produktion in Leipzig. Künftig kommt der Cayenne komplett aus Bratislava, wo auch die Schwestermodelle VW Touareg und Audi Q7 vom Band laufen – die auf der gleichen Plattform basieren. Die Karosseriestruktur, Elektrik und Elektronik haben also viele Gemeinsamkeiten. Das Design, der Antrieb, das Fahrwerk und die Bremsen sind bei den drei Marken dagegen Eigenentwicklungen.

Porsche-Produktionschef Albrecht Reimold glaubt jedoch nicht, dass diese Verlagerung die Kunden stören wird. Für die Kunden sei wichtig, dass die Fahrzeuge „engineered and designed by Porsche in Germany“ seien „und in unserer Denkzentrale in Weissach konzipiert wurden“. „Das Design, der Antrieb und die Bedienung tragen klar die Handschrift von Porsche“, so der Produktionschef. Die Teile kämen von Zulieferern aus der ganzen Welt. „Wir als Porsche stellen sicher, dass unsere Anforderungen erfüllt werden.“ Es sei wie bei den verschiedenen Zutaten beim Kochen. „Am Ende muss es genauso schmecken, wie unsere Kunden das wollen.“ Und das sei in den vergangenen Jahren ganz gelungen, wie die steigenden Absatzzahlen zeigten.

Die Verlagerung nach Bratislava spart Kosten

Bratislava sei ein zuverlässiger Partner, versichert der Porsche-Manager. „Die Qualität ist absolut gewährleistet, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Ich war ja selbst viereinhalb Jahre dort“, berichtet Reimold. Bratislava sei mehrfach als beste europäische Autofabrik ausgezeichnet worden.

Als Grund für die komplette Verlagerung in die slowakische Hauptstadt nennt der Produktionschef, die gute Auslastung der beiden Standorte Zuffenhausen und Leipzig mit den anderen Modellen. In Zuffenhausen werden die Sportwagen hergestellt, in Leipzig der Geländewagen Macan und die sportliche Limousine Panamera. „Zudem macht es logistisch und vor dem Hintergrund einer ökologischen Fertigung keinen Sinn, halb fertige Produkte von einem Land in das andere zu schicken“, gibt der Produktionschef zu bedenken. Mit der Verlagerung „sparen wir nicht nur bei den Logistikkosten, sondern produzieren auch sehr ressourceneffizient – und auch die Personalkosten sind in der Slowakei niedriger als in Deutschland“, erklärt Reimold weiter. Derzeit werden die ersten Vorserienfahrzeuge des neuen Cayenne hergestellt und die Fertigungsanlagen in Bratislava in Betrieb genommen. In dem VW-Werk wurde dafür unter anderem in einen neuen Karosseriebau und in eine eigene Montagehalle investiert.

In Leipzig ist die Belegschaft seit 2011 vervierfacht worden

Im Werk Leipzig sind in den vergangenen Jahren 500 Millionen Euro investiert worden. Insgesamt waren es laut Reimold 1,3 Milliarden Euro seit der Grundsteinlegung. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich seit 2011 auf mehr als 4000 Beschäftigte vervierfacht. Aus einem Montagestandort ist im Laufe der Jahre ein komplettes Werk entstanden. Zuletzt kam ein neuer Karosseriebau hinzu, weil die Karosserie des neuen Panamera in Leipzig hergestellt wird, die bisher aus dem VW-Werk Hannover kam. Der Panamera basiert auf einem neuen Baukasten, den auch andere Marken des Autoriesen nutzen können, um Kosten zu sparen. Bentley macht als erste weitere Marke davon Gebrauch. In Leipzig läuft laut Reimold gerade die Produktion von Bentley-Karosserien an.

Die Markteinführung des neuen Cayenne soll in Deutschland gegen Ende dieses Jahres erfolgen. Im nächsten Jahr folgen zum Ende des ersten Quartals Europa und China, zum Ende des zweiten Quartals die USA. Der Absatz des Cayenne verteilt sich etwa zu je einem Drittel auf Europa, China und die USA. In der ersten Hälfte des laufenden Jahres wurden rund 35 600 Exemplare dieses Geländewagens verkauft. Er war damit das zweitwichtigste Modell nach dem kleineren Geländewagen Macan.