Auf dem Genfer Autosalon hat Porsche vor Kurzem die Elektroauto-Studie MissionE Cross Turismo präsentiert – eine Mischung aus Sportwagen, Geländewagen und Kombi. Foto: Porsche

Bis auf weiteres werden keine Modelle mit Selbstzünder mehr verkauft. Nach einer siebenjährigen Fahrt von Rekord zu Rekord stellt sich der Autobauer auf eine Verschnaufpause ein. Elektroautos sollen den nächsten Schub bringen.

Stuttgart - Bei Porsche könnte zum Jahresende die Entscheidung zum endgültigen Abschied vom Diesel fallen. Der Stuttgarter Autobauer bietet derzeit keines seiner Modelle mehr mit Dieselmotor an, wie Vorstandschef Oliver Blume bei der Vorlage der Bilanz berichtete. Blume begründete dies damit, dass Wagen mit Selbstzünder traditionell eine untergeordnete Rolle spielten und im vergangenen Jahr nur einen Anteil von zwölf Prozent erreichten. Auf der anderen Seite steige das Interesse an Wagen mit Hybridantrieb – also einer Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor stark an. Beim neuen Panamera etwa liege die Hybridquote seit der Markteinführung in Europa bei rund 60 Prozent. „Vor diesem Hintergrund haben wir die Produktionsplanung nachjustiert“, sagte Blume.

Früher auch mit Dieselmotor

Früher gab es neben dem Panamera auch die beiden Geländewagen Macan und Cayenne mit Dieselmotor. Der Panamera wird nach Angaben des Unternehmens bereits seit dem vergangenen Oktober nicht mehr mit Diesel angeboten, beim Macan wurde die Produktion Mitte Februar eingestellt. Bei der neuen Generation des Cayenne, die Ende August Premiere feierte, war zunächst unklar, ob es den Geländewagen auch mit Diesel geben wird. Auf der Automesse IAA im September kündigte Porsche dann an, dass es doch eine solche Motorisierung geben werde. Nun will Porsche nach Darstellung von Blume die generelle Absatzentwicklung in diesem Jahr beobachten und dann eine Entscheidung treffen, wie es mit dem Diesel bei dem Autobauer weiter geht.

Neue Bestmarken bei Umsatz und Ergebnis

Im vergangenen Jahr hat Porsche bei den Auslieferungen, beim Umsatz und Ergebnis neue Bestmarken erreicht. Allein in den vergangenen drei Jahren ist der operative Gewinn nach Angaben von Finanzvorstand Lutz Meschke um mehr als 50 Prozent gesteigert worden. Bei der operativen Rendite – also beim Verhältnis des Gewinns zum Umsatz – legte Porsche im vergangenen Jahr nochmals auf 17,6 Prozent zu und zählte damit laut Meschke zu den profitabelsten Autoherstellern der Welt. Die Zahl der Mitarbeiter ist nach Angaben von Vorstandschef Blume seit 2012 mehr als verdoppelt worden. Blume und Meschke dämpften allerdings die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr. Nach einer siebenjährigen Fahrt von Rekord zu Rekord erwarten sie nun zunächst einmal eine Stagnation: Auslieferungen und Umsatz, so der Vorstandschef, werden sich voraussichtlich „auf dem erreichten hohen Niveau stabilisieren“. Vor allem die Einführung des Macan als zusätzliches Modell hatte Porsche in den vergangenen Jahren einen kräftigen Wachstumsschub gegeben. Der Macan war im vergangenen Jahr mit Abstand das meistverkaufte Modell.

Den nächsten Wachstumssprung erwartet Porsche mit dem Mission E, dem ersten vollelektrischen Modell der Marke. Der Mission E soll 2019 starten. Porsche peilt bisher eine Jahresproduktion von 20 000 Autos an. Auf der technischen Plattform dieses Stromers sollen weitere Elektroautos entwickelt werden. Auf dem Genfer Autosalon ist auf dieser Basis vor kurzem erst der Mission E Cross Turismo – eine Mischung aus Sportwagen, Geländewagen und Kombi als seriennahe Konzeptstudie präsentiert worden.

Neue technische Plattform für Elektroautos

Zudem entwickelt Porsche gemeinsam mit Audi eine neue technische Plattform für Elektroautos, aus der drei neue Modellfamilien hervorgehen sollen und beteiligt sich auch am gemeinsamen Aufbau eines Netzes von Schnellladesäulen durch mehrere Autohersteller. Damit diese Projekte noch intensiver vorangetrieben werden, hat der Aufsichtsrat einer Verdoppelung der Investitionen in die Elektromobilität von drei auf sechs Milliarden Euro bis 2022 zugestimmt.

Zudem soll laut Finanzvorstand Meschke kräftig in die Entwicklung neuer digitaler Geschäfte rund um das Automobil investiert werden. Auf mittlere Sicht könnten diese nach Angaben des Finanzvorstands einen zweistelligen Prozentsatz des Umsatzes erreichen. Als mögliche Beispiele nannte Meschke, dass Kunden sich für eine bestimmte Zeit zusätzliche PS freischalten lassen, wenn sie auf die Rennstrecke gehen wollen oder eine App kaufen, mit der sie dem Kurs eines virtuellen Rennfahrers folgen können. Trotz der hohen Zukunftsinvestitionen will Porsche laut Meschke hoch profitabel bleiben und auch in den kommenden Jahren eine operative Rendite von 15 Prozent erreichen.